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13.12.2012

Oh, du Fröhliche

Der Weihnachtsmarkt muss Schönheitsfehlern trotzen

Was den Heidelberger Weihnachtsmarkt versüßt. / Foto: Johanna Mitzschke

Studenten, die sich auf dem Heimweg die Hände mit einem Becher Glühwein erwärmen oder die Kommilitonen am Crêpe-Stand besser kennen lernen, Wochenendbesucher und „echte“ Heidelberger freuen sich. Dem Heidelberger Weihnachtsflair kann sich bekanntlich kaum einer entziehen.

Entrüstet hatten sich dennoch viele Heidelberger über den frühen Beginn des Weihnachtsmarktes. Und das, obwohl „der Weihnachtsmarkt, wie immer, an einem Mittwoch begonnen und nur einen Tag länger als im vergangenen Jahr geöffnet hat“, wundert sich Vera Cornelius, Geschäftsführerin der Heidelberger Marketing GmbH, die den Weihnachtsmarkt organisierte.

Dem entgegnet allerdings der evangelische Schuldekan Ulrich Löffler, dass es „eine sehr trübe Situation“ gewesen sei, den Weihnachtsmarkt am Buß- und Betttag, vor dem Ewigkeitssonntag zu eröffnen. Dem ruprecht erklärt er auch, dass „so etwas sicher nicht wieder passieren wird.“ Grund für den Unmut in der vorweihnachtlichen Zeit war, dass die Kirchen nicht in die Beschlüsse über den Weihnachtsmarkt einbezogen waren. In Zukunft soll sich das ändern.

Darum empfiehlt der katholische Dekan Joachim Dauer „jetzt nach Vorne zu schauen“. Er freut sich auf den Dialog mit der Stadt im Frühjahr 2013. Dann lädt die Stadt die Kirchen zu einem „runden Tisch“ ein. Mit diesem optimistischen „Blick nach Vorne“ verbleibt doch ein zweiter Schönheitsfehler am weltbekannten Heidelberger Weihnachtsmarkt.

Weihnachtlich glänzend, verteilt auf die grauen Plätze der Stadt, hat er doch manchen Studenten verzweifelt. Der fand an jenem verregneten Novembertag sein Fahrrad nämlich nicht wieder. Innerhalb weniger Tage waren die Stellplätze auf dem Uniplatz geräumt.

Die Universität war unfähig, Einspruch zu erheben, da der Platz von die Stadt verwaltet wird. Auch der Hof an der Neuen Uni wird abends abgesperrt, weil er „keine Alternative für einen Fahrradparkplatz darstellt“, erklärt Willi Siller, Leiter des Dezernats für Planung, Bau, und Sicherheitswesen. Kay Kettemann vom Amt für Verkehrsmanagement verweist darauf, der Universität einen Fahrradabstellplatz vor der Triplex-Mensa vorgeschlagen zu haben. Dies verneinte die Universitätsverwaltung auf Nachfragen des ruprecht jedoch.

Fahrrad an Fahrrad lehnt also an der weiß gestrichenen Wand des Universitätsgebäudes und den schmucksamen Plastikbannern, die den Weihnachtsmarkt umzäunen. Auch am zweiten Adventswochenende schneit es so stark, dass es leicht fällt, Ungereimtheiten wegzublinzeln, wie kalte Schneeflocken aus dem Gesicht.

In 140 Buden, unter mit Tannenzweigen bedeckten Dächern, auf samtenem Tuch gebettet und aus tiefen Krügen schöpfend, bieten Händler Weihnachtsleckereien, Dekorationen und Wollmützen feil. Doch nicht alle sind zufrieden: „Dem Weihnachtsmarkt fehlt leider die Atmosphäre“, kritisiert Student Markus Schnenzle. „Die Buden sind über die ganze Stadt verstreut, soweit, dass man auf dem Weg vom einen zum nächsten Platz schon den zweiten Becher Punsch braucht.“ 

Zurück zu den Weihnachtsfreuden: Das goldene Karussell schenkt dem Weihnachtsmarkt seinen altehrwürdigen Charme, die Glühweinstände etwas Ausgelassenheit und im Hintergrund das verschneite Schloss sein uriges Bild. 
Der Weihnachtsduft lässt die Vorfreude auf das Fest steigen, so wie es einem Weihnachtsmarkt nunmal ureigen ist. Auf dem Heidelberger Uniplatz stößt eine Gruppe Mannheimer Studenten auf ihren verfrühten Semesterabschluss an: „Einen Weihnachtsmarkt direkt vor dem Hörsaal, den hätten wir auch gerne“, schwärmen sie.

von Johanna Mitzschke
   

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