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17.07.2012

Gefangen im Kreisverkehr

Die hässlichsten Orte Heidelbergs: Teil 2 - Der Römerkreis

Kein Ausweg? Eine von vierzehn Ampeln am Römerkreis. / Foto: Piet van Risenbeck

Der Römerkreis befindet sich mitten im Herzen des sonst so romantischen Heidelbergs. der Verkehrsknoten ist ein Sinnbild für alles, was einen am modernen Straßenbau so stört. Doch was macht dieses Bauwerk eigentlich so unerträglich?

Der Kaffee muss gut sein im Café am Römerkreis, denn die Aussicht hat jedenfalls sicherlich noch keinen Gast hierher gelockt. Ungewollt bleibt der Blick hier, wie beim Anblick eines heftigen Unfalles, am Gebäude des Landratsamtes des Rhein-Neckar-Kreises heften, das mit seinem Stil scheinbar an den Ost-Ampelmännchen orientiert ist, die rund um den Römerkreis blinken. Ein grauer Klotz, der ebenso verblichen wirkt wie die blauen und gelben Streben und Leisten, die vermutlich auch im Glanz der Jugend dieses Gebäudes nicht ästhetischer wirkten.

Der Römerkreis verbreitet allerdings auch an anderen Stellen eine solche Tristesse und Melancholie, das selbst die Blumen auf der Grünfläche in der Mitte des Kreises nicht so recht zu blühen scheinen. Vielleicht irritieren sie auch die Bahnen fast aller Heidelberger Straßenbahnlinien, die sich im Minutentakt ratternd und ächzend über den Platz schieben und dabei mit ihren orangenen Lackierungen ins abscheulich schräge Farborchester dieses Ortes einsteigen. 

Zusammen mit den Bussen und Autos, die ebenfalls versuchen schnellstmöglich den Römerkreis zu passieren bilden sie ein lärmendes Chaos, das jedem Radfahrer und Fußgänger unweigerlich die Stimmung verdirbt, der sich ihm aussetzen muss. Eine unabhängige Studie unter Heidelberger Studenten aus dem Jahre 2011 bestätigt, dass Heidelberger, die den Römerkreis täglich überqueren müssen, ihre Lebensqualität deutlich geringer einschätzen.

Zudem soll diese Personengruppe deutlich anfälliger für Herz-Rhythmusstörungen und Suchterkrankungen sein.
Als sei ein kurzer Aufenthalt an diesem Ort nicht unangenehm genug, führen die vierzehn Ampeln an den Übergängen der Zufahrtstraßen dazu, dass eine Umrundung des Römerkreis mit dem Fahrrad sechseinhalb Minuten, zu Fuß sogar acht Minuten dauern kann, wenn man es mit der Straßenverkehrsordnung sehr genau nimmt. Eine halbe Ewigkeit für die Umrundung eines Kreisverkehres. 

Historisch gesehen befindet sich der Römerkreis auf dem Gleisgebiet, das bis in die 50er Jahre zum Heidelberger Hauptbahnhof führte, bis dieser an seinen heutigen Platz vorverlegt wurde. Die Schneise, die dadurch im Heidelberg Stadtbild entstand, die Kurfürstenanlage, ist bis heute nicht wirklich zugewachsen. Da ist auch der riesige Römerkreis in ihrem Zentrum keine Ausnahme, der trotz seiner wüsten Leere im Zentrum des Verkehrschaos wie ein Krater daliegt. 

Zusammen mit der überwiegend unattraktiven Bebauung lässt dieser Anblick wohl jedem Freund von Ästhetik und Harmonie, der in diesem Strudel gefangen ist, den Magen zusammenziehen.

von Piet van Risenbeck
   

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