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03.02.2013

Forschung und Lehre nach Humboldt

Wie steht es um diese Bildungsideale an der Universität?

Die Unabhängigkeit der Universität sollte stets gewahrt bleiben. / Karikatur: Dominik Waibel.

Die Hochschule sollte das Ziel haben, Studierende nicht nur als fachlich exzellente Arbeiter, sondern auch im humanistischen Sinne auszubilden. Wie steht es um dieses historische Bildungsideal an der Universität Heidelberg nach der Bologna-Refom?

Seit der Antike beschäftigten sich Philosophen mit den Fragen „Was kann ich wissen?“ und „Welches Wissen ist gut?“ Beide Fragen sind eng mit der Frage „Was soll ich lernen?“ verwandt. Cicero beispielsweise bezog seine Vorstellung von einem gebildeten Menschen auf seine sprachlichen Künste und sein universales Wissen.

Der Begriff des Bildungsideals unterlag seither einem gewaltigen geistigen und politischen Wandel, als bedeutendes Beispiel hierfür gilt die Aufklärung. Diese beschrieb Immanuel Kant als den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, ist nach Kant der Wahlspruch der Aufklärung. Die Selbstbefreiung durch Wissen gilt ihm selbst als wichtigstes Lebensziel.

Dieses Ideal spielt seit der Aufklärung in der Wissenschaft eine große Rolle, Wilhelm von Humboldt formulierte es an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert neu.

Der Gründer der Humboldt-Universität zu Berlin gilt als einer der größten und einflussreichsten Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte. Er forderte eine von Ideologien freie Universität, in welcher sich autonome Individuen und Weltbürger selbst hervorbringen.

Dies setzt eine Unabhängigkeit der Universität voraus, sowie die Einheit von Forschung und Lehre. Er wollte den Spezialschulen, welche eine reine Ausbildung anboten, die Bildung durch Wissenschaft entgegensetzen. Dies haben sich Universitäten weltweit zum Ideal gemacht.

Die letze große Veränderung der Universität stellt die Bologna-Reform dar. Der Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss führte zu einer spezifischeren Ausbildung der Studenten, um diese rasch ins Arbeitsleben zu entlassen. Dies führte die Studierenden weg von einer allgemeinen Bildung durch Wissenschaft, hin zu einem berufsorientierten Studium.

Doch wie steht es nach der Refom mit den Humboldtschen Idealen an der Universität Heidelberg?

Das Verhältnis von Forschung und Lehre, welches im Humboldtschen Sinne wichtig für die Bildung durch Wissenschaft ist, wird besonders von den Professoren an Universitäten gelebt. Sie verbinden ihre Forschung mit der Lehre von Grundlagen im Bachelor und Master und betreuen Doktoranden. Ihre Erfahrungen in der Forschung fließen dabei in die Lehre ein und sind eine große Bereicherung für die Studenten.

In allen Bachelor-Studiengängen der Universität Heidelberg müssen Studenten 20 Leistungspunkte durch Fächer aus den „Übergreifenden Kompetenzen“ erwerben.

Diese Leistungspunkte können auf Fächer verteilt werden, die ihrer „Berufsqualifikation, der Bildung ihrer interdisziplinären und interkulturellen Fähigkeiten oder der Entwicklung ihrer organisatorischen, pädagogischen und sozialen Kompetenzen förderlich sind“.

Die Studenten an der Universität Heidelberg werden besonders in Naturwissenschaften durch studienbegleitende Praktika an die Forschung herangeführt. Beispielsweise müssen alle Physikstudenten im Bachelor ein Anfänger- und ein Fortgeschrittenen-Praktikum absolvieren, für alle Biowissenschaftler gibt es einen Sezierkurs.

Auch können Studenten einen Forschungsantrag stellen, welcher von Dozenten begleitet wird. Professoren der Juristischen Fakultät bieten in jedem Semester ein Seminar zu aktuellen Themen an. Im Fach Medizin gibt es unzählige Angebote zur Forschung.

Auch gibt es die Möglichkeit, in den Semesterferien einen Einblick in die Forschung zu bekommen, zum Beispiel in Form eines Miniforschungsprojekts am Max-Planck-Institut oder als selbstorganisiertes Praktikum. Das Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg bietet Studenten die Möglichkeit, interdisziplinäre Studien zu belegen, um einen Einblick in andere Wissenschaftsbereiche zu bekommen.

Für Humboldts wichtigstes Ideal, die Freiheit der Universität, sind eine unabhängige Universitätsleitung und unabhängige Professoren essentiell.

Dies ist sehr ideell, da sich die Universität nicht selbst finanzieren kann, sondern auf eine externe Finanzierung angewiesen ist. Jeder muss ständig hinterfragen, ob die ideologische Unabhängigkeit der Universität gefährdet ist.

Für diese Ideale gilt es jederzeit die Diskussion zu suchen und für die gefundenen Wahrheiten einzustehen.

von Dominik Waibel
   

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