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16.06.2013

Die Känguru-Offenbarung

Ein kommunistisches Känguru und ein anarchistischer Pinguin – Marc-Uwe Kling zu Gast in der Heidelberger Stadthalle

Marc-Uwe Kling in der Stadthalle. / Foto: Jannes Rupf.

"Ich bin mal in die Umkleide von einem Nazi-Kicker-Verein eingebrochen und habe alle rechten Schuhe geklaut!" Das vorlaute Känguru ist wieder da!

Was bisher geschah:

Ein kommunistisches Känguru, das eine Vorliebe für Schnapspralinen hat, steht eines Tages vor Marc-Uwes Tür und zieht bald darauf ein. Es gründet ein "Antiterror-Netzwerk", mit dem es einen Antiterroranschlag auf das sogenannte Ministerium für Produktivität ausübt. Dieses Ministerium will alle Ausländer in produktiv und unproduktiv einteilen. Der Antiterroranschlag gelingt, dennoch stürmt die Polizei eines Tages Marc-Uwes Wohnung und nimmt das Känguru mit. Die Begründung: Es sei ein unproduktiver Ausländer und halte sich somit illegal in Deutschland auf.

Der deutsche Autor, Dichter und Kabarettist Marc-Uwe Kling präsentiert in einer Lesung sein drittes Buch der Känguru-Reihe "Die Känguru-Offenbarung". Zu Beginn des Buches schildert Marc-Uwe seinen deprimierenden Alltag. Er fängt an Selbstgespräche zu führen und auch sein verrückter Psychiater, der es viel nötiger hat, behandelt zu werden, glaubt ihm nicht und denkt, das Känguru wäre nur erfunden.

Er fühlt sich so alleine, dass er den anarchistischen Erzfeind des Kängurus, den Pinguin, von nebenan, zu sich in die Wohnung einlädt. Marc-Uwe versucht verzweifelt eine Konversation zum laufen zu bringen, redet sich aber nur um Kopf und Kragen. Der Pinguin sitzt in einem großen Drehsessel schaut ihn ausdruckslos und schweigend an und streichelt eine weiße Perserkatze, die auf seinem Schoß sitzt. Kein Känguru-Ersatz.

Eines Tages jedoch bekommt er einen seltsamen Anruf: "Für Frieden und Sozialismus, sei bereit!", aufgelegt. Marc-Uwe ruft die Nummer zurück und fragt die elektronisch verstellte Stimme, ob er Schnapspralinen kaufen solle. Die Stimme bejaht.

Eine Nacht später sitzt das Känguru in seiner Wohnung. Es trägt einen karierten Pullover und einen falschen Schnauzbart. Auf dem Kopf hat es eine Baseball-Mütze auf der "God bless the USA" steht. Man glaubt es kaum, aber diese Verkleidung täuscht so manchen Polizisten. Das Känguru fragt den emotional total überforderten Marc-Uwe, ob er die Zeichen denn nicht gesehen habe. Zum Beispiel als er eine Pizza bestellt hat, auf der die Peperoni ein LG für "Liebe Grüße" ergaben. Oder die Zettel, auf denen geschrieben stand "Hätte gerne ein WG-Zimmer in Kreuzberg." "Die abgedruckte Telefonnummer war deine Kontonummer gefolgt von deiner PIN!"

Die ganze Vorstellung wurde außerdem mit falsch zugeordneten Zitaten, eine Spielidee des Kängurus, gespickt: "'Palim-Palim'... die Zeugen Jehovas", "'Da Da Da'... das russische Parlament". Das Publikum brach jedes Mal in tosendes Gelächter aus.

Gesellschaftskritisch, absurd und unheimlich komisch. Bei Marc-Uwe Kling bleibt nichts verschont. Egal, ob es um verfälschte Lebensmittel, komische Wortverdrehungen oder Ausländerfeindlichkeit geht, Marc-Uwe Kling zieht alles auf witzige Weise durch den Dreck, während das Känguru Sympathien sammelt.

von Sandra Hadenfeldt
   

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