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 Feuilleton
24.05.2012

„Nackt sein ist eben geil!“

Die etwas andere Fleischbeschau der Kunsthalle

Herr Rath und Herr Schulz sagen sich „Guten Tag“. / Foto: Kunsthalle Heidelberg

Die Werke des in Heidelberg geborenen und in Berlin arbeitenden KĂĽnstler Oliver Rath zeigen im wahrsten Sinne des Wortes „Fleischwaren“. Es geht um Menschen aus Fleisch und Blut, die triebhaft und emotional zugleich und dabei hässlich-schön in Szene gesetzt sind.

Wenn eine Frau ihre rechte Brustwarze leicht aus dem Top blitzen lässt, schaut man genauer hin. Wenn sich zwei nackte Männer mit Fliege und Socken gegenseitig den Penis schütteln, ziehen sie die Blicke auf sich. „Guten Tag Herr Rath, Guten Tag Herr Schulz!“, nennt sich das Männerbild.

Die Fotos können Abscheu oder Belustigung auslösen – genau hin schaut man auf jeden Fall. Teils stoßen sie ab, teils befriedigen die irreal und grotesk wirkenden Bilder die menschliche Gier nach Nacktheit, Wahnsinn, Lust, Perversion, Brutalität, Sex und Ekel. Mit viel Beleuchtung hässlich-schön in Szene gesetzt bedienen sie das emotionale Spektrum von düster und beängstigend bis bunt und schrill.

Oliver Rath bezeichnet Nacktheit als „absolut ehrlich“. Im Interview verrät er: „Wenn ich jemanden kennenlerne und cool finde, und das Gesicht sowieso interessant finde, dann will ich auch wissen, wie die Person nackt aussieht. Ich stelle mich dann auch nackt hinter die Kamera. Das ist mir wurscht.“ Leila Lowfire, Raths zeitweilige Muse, bezeichnet den Fotokünstler als locker und entspannt. „Er stellt Menschen dar, wie sie sind“, sagt sie. „Seine Bilder wirken stets authentisch und werden niemals langweilig.“

Was man bei dieser Fleischbeschau nicht erwarten sollte, ist Erkenntnisgewinn. Die Pseudo-Provokation dieses durchinszenierten Hipster-Pornos erfüllt zwar ihren Unterhaltungszweck, gibt aber keine Anstöße. Sie liefert Nährboden für den menschlichen Voyeurismus, bleibt aber ohne Aussage.

An einer Wand hängt ein aus vielen kleinen Bildern zusammengesetztes „Rath“. Wortspiele mit seinem eigenen Namen scheinen dem Fotografen besonders zu gefallen, man findet sie immer wieder und gewinnt dabei den Eindruck, dass der Fotograf nicht nur die Menschen auf seinen Bildern, sondern auch vor allem sich selbst inszenieren will. Mit seiner „Nackt sein ist eben geil“-Botschaft gelingt ihm das aber auch ganz gut.


Info: Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Juni in der Heidelberger Kunsthalle zu sehen.

von Antonia Felber
   

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