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Uni-Ranking fehlt der Biß

Heidelberger Top-Ränge mehr als verdient

[Uni-Ranking fehlt der Biß]
     Foto: papa   

Noch nie war der Focus hierzulande so schnell vergriffen wie in den letzten drei Wochen. Vor allem Studenten stürzten sich auf das Münchner Magazin mit den ,Fakten, Fakten, Fakten", das derzeit in mehreren Folgen ein aktuelles Uni-Ranking veröffentlicht. In Heidelberg gaben einige Plazierungen Anlaß für Jubel, doch überwog die Skepsis. Andernorts sorgte die Rangliste für Unmut und Kritik. Dagegen halten sich Fachleute derzeit mit einer Einschätzung des Rankings zurück.

Die Psychologen und Volkswirte unter den ersten zehn, die Mediziner auf Rang zwei und die Juristen gar Spitzenreiter: Die Heidelberger Positionen können sich bislang sehen lassen. Und das bei dem ,gründlichsten und ausführlichsten Test, den es je gegeben hat", so Focus-Chefredakteur Helmut Markwort.

Tatsächlich ist dieses Ranking umfangreicher als alle früheren Versuche. 1993 zählte Focus nur die Publikationen der Professoren, während der Spiegel im gleichen Jahr Professoren und Studierende die Unis benoten ließ. Das Manager Magazin fragte bei Personalchefs nach dem Ansehen der Hochschulen. Focus wirft diese Erhebungen nun - angereichert mit statistischen Daten - in einen Topf und präsentiert jeweils ein Gesamtergebnis pro Fach.

Kurioserweise bekommt das Burda-Blatt gerade jetzt Probleme mit älteren Tabellen. Der Bundesgerichtshof entschied letzte Woche, die Focus-Bestenlisten deutscher Ärzte und Rechtsanwälte von 1993 seien wettbewerbswidrig. Dies hat Focus für sein Uni-Ranking zwar nicht zu fürchten, dennoch gibt es Kritik. Während einige Unis Fehler entdeckt haben wollen, äußern andere grundsätzliche Bedenken.

Dabei hat Focus mehr Studenten befragt als andere Rankings - 30 pro Fachbereich. Um Klumpungen zu vermeiden, mußten die Interviewer an drei verschiedenen Orten einer Uni arbeiten. Zweifler stoßen sich jedoch gerade an der Durchführung der Interviews, von der der befragte Politologie-Student Tobias Ostheim berichtet: ,Die haben einer Gruppe höherer Semester Fragebögen in die Hand gedrückt, die dann die Köpfe zusammengesteckt und irgendwas angekreuzt haben." IPW-Dozent Uwe Wagschal urteilt: ,Wenn das so läuft, daß eine Beeinflussung von Dritten stattfindet, dann ist das mehr ein gesellschaftliches Ereignis als eine wissenschaftliche Befragung."

Der Dekan der Heidelberger Juristischen Fakultät, Professor Winfried Brugger, hält das Ranking zwar für ,insgesamt relativ zuverlässig". Aber auch ihn wundert das mäßige Urteil der Studenten (Lehre: 3,0), vor allem die Note 3,6 für die Examensvorbereitung. ,Das", so Brugger, ,kann einfach nicht wahr sein. Entweder wurden hier viel zu wenig Studenten befragt, oder solche, die unser Programm gar nicht kennen." Brugger verweist auf eine Befragung der Fachzeitschrift JuS, bei der ausschließlich Teilnehmer zu Wort kamen: Dort bekam die Vorbereitung eine 2,0.

[Der zukünftige Rektor steht Rede und Antwort]
Wieder nicht berücksichtigt: die PH

Foto: papa    

Beim Jura-Schlußlicht Hannover löste das Ranking Verärgerung aus. Zwischenzeitlich soll, so war aus der Fachschaft zu hören, sogar eine Klage gegen Focus erwogen worden sein. Ihr schlechtes Abschneiden führen die Norddeutschen zum Teil auf das angeblich schlechte Betreuungsverhältnis zurück: Auf einen Dozenten kommen dort 57,9 Studenten. Dagegen erreicht die Uni Bielefeld die Traum-Quote von 1:14,7. Anders als in Hannover rechnete Focus hier offenbar nicht nur Profs, sondern auch Teilzeitkräfte und HiWis als vollzählige Dozenten. Nach Ansicht von Hartmut Krauß, Bielefelder Dezernatsleiter für Statistik, läßt sich in den amtlichen Angaben, auf die Focus sich stützt, ein solcher Unterschied erkennen.

Ranking-Experten sind mit Einschätzungen noch vorsichtig. Der Grund: Focus wird den Methodenbericht erst nach der Beendigung der Serie offenlegen. Die geäußerten Einwände sind eher grundsätzlicher Natur. Der Jenaer Soziologe Stefan Hornbostel, der am Spiegel-Ranking beteiligt war, hält den Ruf unter Professoren für eine problematische Bewertungsgrundlage für die Forschung: ,Diese Urteile sind immer sehr konservativ. Sowohl schlechte als auch gute Entwicklungen werden nur langsam wahrgenommen. Da glänzen oft verglühte Sterne." Dagegen hält Torsten Schneider-Haase vom Institut INRA, das die Umfragen durchführte: ,Wie soll man die Forschung denn bewerten, wenn nicht durch den Ruf unter Professoren?" Auch über die Befragung der Personalchefs gehen die Meinungen auseinander: ,Die zeigen die klare Tendenz, die Unis positiv zu werten, die sie durchlaufen haben", meint Hornbostel. Diesen Effekt glaubt Schneider-Haase durch die verwendete Fragestellung ausgeschlossen zu haben.

Hornbostel hält es zudem für ,ehrlicher", die verschiedenen Dimensionen, die das Ranking zusammenfaßt, sauber zu trennen, zumal ,deren Wichtung im Grunde willkürlich ist". Das sieht auch Schneider-Haase so: ,Mit der Wichtung haben wir natürlich ein bißchen so getan, als ob wir Gott wären. Das ist nicht sakrosankt." Im Gegenteil: Jeder Student könne nach eigenen Prioritäten gewichten. ,Man sollte das Ranking nicht so mißverstehen, daß der Erste besser sei als der Dritte. Es soll eine Orientierungshilfe für Studenten sein, um vor Ort nachzufragen." (hot, mz, ah)


Ey!

Mit der reinen, absoluten Wahrheit haben gerade viele Lokal-Blätter ihre Probleme: ,Wir sind eben nicht die taz", seufzte einst eine südbadische Redakteurin. ,Wenn das einzig Interessante an einer Festrede ist, daß zwei Zuhörer einschlafen, können wir das trotzdem so nicht schreiben." Was also denkt sich da der verbitterte Jung-Journalist? Auf zur taz! Solange es die noch gibt.

So schwierig kann das ja nicht sein, dachte ich und bewarb mich um ein Praktikum. Schließlich freut sich auch eine alternative Zeitung über billige Arbeitskräfte.

In meiner Bewerbung nannte ich dann meine Beweggründe ganz offen: ,In Ihrer Zeitung wurden noch nie Fragen wie die folgende diskutiert: Verdient Bäcker Meier durch die benachbarte Dauerbaustelle weniger (wie er behauptet)? Oder verdient er mehr, weil die Maurer bei ihm frühstücken (wie die Nachbarn behaupten)?" So schrieb ich und erhielt eine Abfuhr - und damit durchaus einen Einblick in die taz.

In wenigen Zeilen war da nämlich derart viel Schwulst untergebracht, daß der Wisch gleich an einem würdigen Ausstellungsort, der Tür des Minibadezimmers meiner WG, ausgestellt wurde.

Jeder User dieses Aborts mußte sie dort zur Kenntnis nehmen: Die Scheinheiligkeit einer Zeitung, die sonst so direkt und unbestechlich tut. ,Leider" hieß es in der Ablehnung obligatorisch, und schlimmer: ,Deine Bewerbung hat uns trotzdem gut gefallen." Diese Passagen, von mir fett unterstrichen, sollten zur Ehrlichkeit gemahnen. Aber das konnten sie wohl nicht lange genug.

Denn meiner WG-Nachbarin hatte das Blatt ästhetisch nie gepaßt. Und so hängte sie es eigenmächtig ab.

Die kuriose Begründung der (Medien-) Pädagogin: Sie wolle sich jetzt auch um Praktika bemühen, und der ständige Anblick des Wischs entmutige sie. ,Wenn es dich depressiv macht...", knurrte ich zerknirscht: Wieder ein Appell, der vollkommen wirkungslos verhallt ist. (hot)


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