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Verkehrt


Tat für's Rad

Preiswerte Hilfe für lockere Schrauben

Die etwas andere Art, dem Fahrrad eine Ruhepause zu gönnen.

Die folgende Situation kann man häufig beobachten: Ein Fremder kommt mit dem Zug am Heidelberger Hauptbahnhof an. Er verläßt das Bahnhofsgebäude und ist erstaunt von der immensen Zahl an Fahrrädern, die mehr oder weniger in Reih' und Glied rund um den Bahnhof stehen oder liegen.

Für den Heidelberger - und vor allem für den Heidelberger Studenten - gehört dieses Bild zum Alltag. Denn wer hier studiert, ist auf seinen Drahtesel angewiesen, vor allem in der Altstadt und nach diversen Feten. Und wer gerne und viel radelt, hat auch entsprechend Bedarf an Reparaturwerkstätten für Fahrräder. Auch hier gilt das Motto "Qualität hat seinen Preis", dieser kann jedoch von jedem ziemlich nach unten gedrückt werden, wenn man die richtige Werkstatt auswählt.

[Ruhepause]
     Die etwas andere Art, dem Fahrrad eine Ruhepause zu gönnenFoto: jh   

An erster Stelle sei hier URRmEL zu nennen, die Universitäre Rad Reparaturwerkstatt mit Eigenleistung. URRmEL wurde 1995 von Studenten als mobile Werkstatt ins Leben gerufen, damals fuhr man noch die Mensen an und bot Hilfeleistungen vor Ort an. 1996 bezog man dann das jetzige Domizil, eine Garage beim Institut für Hochenergiephysik in der Schröderstraße 90. Dort findet man sowohl ein reichhaltiges Sortiment an Werkzeugen als auch fachkundige und freundliche Hilfestellung rund ums Rad. Denn wie schon der Name verrät, Eigeninitiative ist angesagt. Doch keine Angst, auch Akademikerhände sind in der Lage, Räder zu reparieren, wie uns Paul, einer der rund zehn studentischen Mitarbeiter wissen läßt: "Wir versuchen, den Leuten die Scheu zu nehmen. Denn im Gegensatz zum Auto kann man am Fahrrad alles reparieren." Und wenn der Drahtesel mal ein Rad ab hat oder sonst ein Ersatzteil fehlt: kein Problem, denn URRmEL bietet auch ein großes Ersatzteillager. Und der Clou bei der Geschichte: URRmEL stellt nichts in Rechnung, man wird lediglich um eine entsprechende Spende gebeten, jeder wie er kann und will. Lediglich der Nachwuchs bereitet den Hobbymonteuren etwas Kopfzerbrechen. Auch hier gilt es, Interessenten die Bedenken zu nehmen, oder, wie es Paul augenzwinkernd formuliert: "An fremden Fahrrädern lernt man gut."

Mit 66 Jahren... Eine weitere Möglichkeit, sein Fahrrad wieder auf Vordermann zu bringen, bietet sich bei Pensionär Gustav. Der ehemalige Bäckermeister hat seine kleine Werkstatt im Autonomen Zentrum in der Alten Bergheimer Straße 7a. Dort empfängt der ältere Herr seine Kunden kühl aber herzlich. Auch hier ist Eigeninitiative gefordert, wobei Gustav stets bereit ist, mitanzupacken, wenn der arme Studi nicht mehr weiter weiß. Ansonsten macht Gustav, die Situation beobachtend und an seiner Zigarette ziehend, gerne mal Späße über asiatische Billigprodukte und Uralträder, die schwer zu reparieren sind. In seiner Werkstatt sind Reparaturen aller Art möglich, wenn alle Stricke reißen, hilft ihm ein Heidelberger Fahrradgeschäft weiter, mit dem er zusammenarbeitet. Ersatzteile finden sich auch hier mehr als genug, die Gustav alle zum Selbstkostenpreis weitergibt.

Wer weniger fachkundige Hilfe, sondern lediglich Werkzeug benötigt, und zudem im Neuenheimer Feld wohnt, ist mit dem sogenannten Werkstattutorium gut beraten. Studenten haben dort die Möglichkeit, sich gegen Kaution die notwendigen Werkzeuge, die man für kleinere Reparaturen benötigt, zu leihen. Zu finden ist die Werkstatt in INF 681, in einem der drei Hochhäuser.

"Fahrradwerkstatt mit Laden für gebrauchte Räder" - der Name dieser Werkstatt mutet etwas schwülstig an, er sollte aber vor einem Besuch in der Hinterhofwerkstatt in der Alten Eppelheimer Straße 31 nicht abschrecken. Schon wenn man den Hof betritt, wird man von Daniel und seinen Mitarbeitern begrüßt und bekommt Hilfe angeboten. Ökologie wird in dieser Werkstatt großgeschrieben, so versteht es sich von selbst, daß Ersatzteile ausschließlich von alten und defekten Fahrrädern wiederverwertet werden. Daniel und seine Mannen sehen in ihrer Tätigkeit als Händler und Mechaniker auch eine umweltpolitische Dimension: "Für uns muß die Welt nicht mit Autos und Straßen zugeknallt werden - und eigentlich gibt es keinen Grund, anzunehmen, daß es für irgend jemand sonst so sein muß." Da sich der Laden aus dem Verkauf von Gebrauchträdern finanziert, können die Reparaturen zu einem sehr niedrigen Preis durchgeführt werden, sofern man selbst mit Hand anlegt. (jh)

URRmEL: Mo 14-16; Di 12-14; Do 12-14 sowie 18-20 Uhr

Gustav im AZ: tägl. 6-20 Uhr (!)

Werkstatt INF: Mi 18.30-1930; Do 19-20 Uhr

Fahrradwerkstatt mit Laden für gebrauchte Räder: Mo-Fr 10-12 sowie 14-18.30 Uhr


Spaß ohne Gas

"Autofreier Hochschultag" auch in HD

Stell dir vor, es ist Uni, und keiner kommt mit dem Auto. Einen Tag lang lassen alle ihre ganz persönliche Tonne Blech stehen und kommen mit Fahrrad, Bus oder Schuhsohle zum Lernen, Lehren oder Arbeiten. Einen ganzen Tag lang. Oder länger. Ist das vorstellbar? Aktivisten von der Fachschaftskonferenz, der Fahrradwerkstatt URRmEL und den Personalräten der Uni und des Klinikums glauben das. Sie rufen, so wie bundesweit an vielen anderen Hochschulen, für den 17. Juni zum "Autofreien Hochschultag" auf.

[Kein Parkplatz]

Da die Angehörigen der Universität ein Fünftel des Heidelberger Verkehrsaufkommens verursachen, gibt es einiges, was getan werden könnte, ohne den eigenen Lebensstil gleich völlig in Frage zu stellen: Fahrgemeinschaften gehören ebenso dazu wie die Einsicht, daß auf den meisten Strecken im Stadtgebiet auch mäßig trainierte Radfahrer schneller, billiger, gesünder und entspannter in den Hörsaal kommen als mit dem Auto.

Doch noch mehr ist möglich. Es gibt an der Universität Heidelberg immer noch kein dem studentischen Semesterticket vergleichbares "Jobticket" für die Angestellten. Da für die Finanzierung das Land als Arbeitgeber rund eine Million Mark zuschießen müßte, scheiterte der erste Vorstoß am Einspruch des baden-württembergischen Finanzministers Gerhard Mayer-Vorfelder. Die aktuelle Initiative, das "Heidelberger Konzept", das die Finanzierung über eine Parkplatzbewirtschaftung vorschlägt, von der Fachschaftskonferenz mit Unterstützung der Verwaltung und des Rektors vorgeschlagen, wurde bisher vom Land abgelehnt.

Neben der Umweltkommission und der Universitätsverwaltung hat auch der Kanzler der Uni seine Unterstützung für den autofreien Tag zugesagt. Daß seine Unterschrift bisher unter den entsprechenden Papieren fehlt, mag an Diskussionen im Rektorat liegen. Das nämlich hatte schon dem autofreien Tag der Stadt Heidelberg seine Unterstützung verweigert.

Im Mittelpunkt der Aktion an der Uni soll also ein Rundschreiben des Kanzlers stehen, daß von einer Plakataktion an allen Uni-Instituten begleitet wird und aufruft, mindestens an diesem Tag ohne Auto zu kommen. Infostände der HSB und der Personalräte vor dem Versorgungszentrum und im Altklinikum sollen zusätzlich aufmerksam machen. Außerdem findet eine symbolische Parkplatzbewirtschaftung und eine Flugblattaktion auf dem Parkplatz Im Neuenheimer Feld statt.

Eingebettet ist der "Autofreie Hochschultag" in die Aktionswoche "Mobil ohne Auto", die vom 9. bis 17. Juni stattfindet. Sie wird seit '90 bundesweit von BUND, Naturschutzjugend, Pro Bahn, Verkehrsclub Deutschland, Bundeskoordination Studentischer Ökologiearbeit und weiteren Organisationen getragen und möchteAlternativen zum Auto aufzeigen. Auch in Heidelberg gibt es ein Programm zum Motto. (hn,jm)

Heidelberger Programm der Aktionswoche "Mobil ohne Auto":

Montag, 9.6., 20 Uhr: "Carwalking-Seminar". Das Überrennen falsch parkender Fahrzeuge ist angeblich nur ein Nebenthema, vorrangig soll es um den Aufbau eines Selbstbewußtseins als Fußgänger gehen.

Dienstag, 10.6., 16-18 Uhr: Auf dem Radweg in der Mittermaierstraße findet ein Minigolfturnier statt - als Demonstration für den guten Zustand der Fahrradbahn. Dem Gewinner winkt ein Fahrrad (was sonst?)

Mittwoch, 11.6., 14 Uhr: Einweihung einer neuen Verkehrsschildart: "Gefährlicher Radweg". Aus gutem Grund findet das am Radweg in der Mönchhofstraße statt.

Donnerstag, 12.6., 17-19 Uhr: ADFC-Infostand am Bismarckplatz, Mobile Fahrradreparatur durch "URRmEL"

Und noch eine zünftige Fahrraddemo am Samstag, 14.6., 11 Uhr am Bauhaus. Motto "Radachsen ohne Nadelöhr" mit Redebeiträgen zu den Engpässen in der Plöck, der Mittermaierstraße und in Richtung Ziegelhausen.


Entwürfe

Uni-Frauentag

Am 13. Juni wird zum ersten Mal ein Frauentag an der Uni Heidelberg, genauer gesagt: in den Räumen des Psychologischen Instituts, stattfinden. Ziel ist, mehr Aufmerksamkeit auf die Forschung von und über Frauen zu lenken.

So werden die Töchter Evas ganz im Mittelpunkt eines umfangreichen Vortragsprogrammes stehen. Heidelberger Wissenschaftlerinnen aus allen Fachbereichen stellen ihre Arbeit vor - ein Vortrag über "Die Evolution der Geschlechtschromosomen" steht genauso auf dem Plan wie Beiträge über "Interkulturelle Beobachtungen zur Weiblichkeit des Heiligen Geistes". Die Veranstaltung ist übrigens keine reine Frauendomäne: Auch etliche Redner werden vors Mikrophon treten und über Themen wie z.B. "Sex and Crime - oder: Was hat die Sprache aus den Frauen gemacht" sprechen. Und selbstverständlich sind Männer auch eingeladen. Für den Nachwuchs gibt es eine Kinderbetreuung.

Parallel zur Vortragsreihe werden sich Gruppen und Projekte aus der Frauenarbeit in einer Infobörse vorstellen, die von 10 bis 16 Uhr im Psychologischen Institut eingerichtet wird. Hier soll der Frauentag ab 20.30 Uhr bei Musik und Unterhaltung auch ausklingen.

Infos gibt es im Büro der Frauenbeauftragten, Tel. 06221 - 547697.


Gemein

Kleine Dramen im IDF

Wer kennt sie nicht, die Schwierigkeiten, auf die man als nichtsahnender Ausländer beim Erlernen einer Fremdsprache stößt? Manchmal kommt etwas ganz anderes heraus als das, was man eigentlich sagen wollte... Peinlich, peinlich, aber menschlich.

"Allerhand Mißverständnisse" hatte IDeFix, die Theatergruppe des Instituts für Deutsch als Fremdsprachenphilologie (IDF), ihre letzte Theaterrevue genannt und damit ihr Publikum begeistert.

Diesmal sind es "Allerhand Gemeinheiten", die in Szene gesetzt werden: kleine böse Absichten von Menschen, die nicht immer nur gut und fromm sein können (und wollen). Minidramen von Franz Hohler, Samuel Beckett, den Marx Brothers, Loriot, Ken Campbell, Karl Valentin und Gerhard Polt vermitteln dem Theaterbesucher das Vergnügen an kleinen Boshaftigkeiten.

"Was machen Sie denn da?" - Termine: Do., 26., Fr., 27., Sa., 28. & So., 29. Juni 1997, jeweils 20 Uhr im Romanischen Keller, Unkostenbeitrag: DM 6 (ermäßigt)/DM 8, Vorverkauf im Auslandsamt, Zimmer 175, Tel: 54 24 88.


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