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Sport


Haball, Fuball, Voball

Hochschulmeisterschaften, Hale-Bopp und der kleine Prinz

Ein Text über reihenweise Vorrunden zu Deutschen Hochschulmeisterschaften der zurückliegenden Semesterwochen, jede Menge Fragen und einem seltsamen Gefühl, daß Hale-Bopp uns die Sinnlosigkeit verkaufen wollte.

Wie Torwarte sich wohl fühlen? Vielleicht so wie dem kleinen Prinzen zumute wäre, wenn er sich auf den Kometen Hale-Bopp verirrt hätte. Wenn er sich jemals dorthin verirren sollte. Dort muß es wohl so sein wie in einem Tor, tausenden von Teilchen hilflos ausgesetzt, die kreuz und quer durch den Raum fliegen. Und weil er sich dort garantiert nicht wohl gefühlt hätte, wäre der kleine Prinz wohl auch nie Fußballtorwart geworden. Und Handballtorwart schon gar nicht. Er hätte auch bestimmt nie verstanden, warum es so einem Torwart beim besten Willen nicht gelingt, diesen Geschossen auf sein kleines Reich auszuweichen. Vielleicht ist ja auch gerade deswegen das Netz hinter ihm, sozusagen als Gefängnis. Weil er gerne ausweichen und weglaufen würde. Aber Schießbudenfiguren wären sehr schnell sehr langweilig, könnten sie dies einfach. So hat man dann das Netz erfunden.

Manchmal meinen es die Spieler dabei sogar noch gut mit den Torhütern und zielen genau in die Ecke. Dorthin, wo wirklich keiner mehr hinkommt. Mit Mitleid muß das wohl zu tun haben. So gesehen, sind die Heidelberger Herren, zumindest was Fußball und Handball betrifft, sehr freundliche Menschen. Viele Tore, viel Mitleid. Die Handballer sind vorletzten Montag Baden-Württembergischer Hochschulmeister geworden und haben sich damit für die Zwischenrunde um die Deutsche Hochschulmeisterschaft qualifiziert. Auch die Fußballer sind in die Runde um die Baden-Württembergische Meisterschaft eingezogen, hier allerdings im Halbfinale vergangenen Mittwoch gegen Freiburg ausgeschieden. Die Handballmannschaft hingegen errang vergangenes Jahr den deutschen Vizemeistertitel. Im Finale spielte Karlsruhe sie damals an die Wand, jetzt haben sie dort in der Vorrunde mit einem Unentschieden Karlsruhe wenigstens zur Hälfte festgenagelt. Die andere Hälfte hängt noch etwas lose und schlaff von der Wand. Aber man trifft sich ja wieder, vielleicht im Finale. Noch ein bißchen Zeit, um sich den nächsten Satz Nägel zu besorgen. Frauen sind da nicht ganz so gut. Im hämmern. Deswegen sind sie auch nur Baden-Württembergischer Vizemeister geworden. Die Zwischenrunde haben aber auch sie damit erreicht. Nur die Fingerkuppen sind wohl jetzt ein bißchen blau vom dauernden Danebenhämmern.

[Ganz nah am Korb]

Beim Volleyball ist das alles irgendwie ziemlich ähnlich. Nägel werden auch hier unglaublich freigiebig verteilt, nur die Schießbudenfiguren sind im Plural vorhanden. Fünf an der Zahl. Masochisten ihres Spieltriebs. In dieser Verfassung fuhren sie nach Konstanz, um eine der drei Mannschaften ihrer Gruppe bei der ersten Vorrunde vom Rande ihrer Sportwelt zu kippen. Daß dann Stuttgart überhaupt nicht erst antrat, machte alles ganz schön einfach. Ein Turnier mit zwei Mannschaften, von denen alle beide bereits für die nächste Runde qualifiziert sind, ist natürlich stinklangweilig. So spielten Konstanz und Heidelberg dann eben ein bißchen kreuz und quer durch die Halle, da man schon einmal da war. Draußen schienen sowieso gerade alle Götter des Himmels gleichzeitig zu urinieren, der Bodensee war ein grauer, häßlicher Tümpel. Heidelberg verlor drei Sätze und das Spiel. Weiter war man trotzdem.

In Freiburg, während der zweiten Vorrunde, wurde es ein bißchen schwieriger: Vier Mannschaften traten an, Heidelberg wurde zweiter. Jetzt wartet die Zwischenrunde am 4. Juli in Münster, aus der sich dann der erste für die Endrunde am 28./29. Juni in Mainz qualifiziert. Dabei wollten sie doch alle zu Beginn gar nicht so richtig spielen, an diesen Turniertagen irgend etwas Lustigeres machen als in einem dröhnenden Kleinbus genervte Sportwagenfahrer an sich vorbeiziehen zu sehen. Und jetzt müssen sie alle nach Münster. Dort oben soll es ja besonders viele Sportwagen geben. Schon wieder gibt es auch eine Damenmannschaft, die in Würzburg zweiter der Baden-Württembergischen Meisterschaften geworden ist. Auch die sind eine Runde weiter.

Fehlen noch die Basketballerinnen. Denen hatte ihr Coach nicht einmal Nadel und Faden mitgegeben, um das untere Loch im Netz am Ring zu flicken. So versuchten sie denn immer wieder, die Bodenlosigkeit zu füllen. Und wenn der Coach draußen stand und vor Schadenfreude grinste, so war er, wie wohl alle Trainer sind. Machen das immer so. Denken sich sinnlose Sachen aus und freuen sich, wenn ihre Sportler diese Sinnlosigkeit mit Enthusiasmus meistern. Die Heidelberger Basketballerinnen haben dies dann auch besser gemacht als alle anderen Konkurrentinnen, sind in Karlsruhe Baden-Württembergischer Hochschulmeister geworden mit nur einem einzigen verlorenen Spiel gegen den Gastgeber. Eine Schlappe, die sie aber im Finale wieder wettmachten. 54:51 löcherten sie Karlsruhe vom Feld und sich selber direkt in die nächste Runde, die am 15./16. Juni vielleicht in Heidelberg stattfindet. Vielleicht auch nicht.

Aber das Netz hat immer noch zwei Löcher und Hale-Bopp ist immer noch irgendwo da oben unterwegs. Und vielleicht steht auf ihm ja doch der kleine Prinz, hält Nadel, Faden und eine Goldmedaille in der Hand und wundert sich ein bißchen über die Menschen. Nur nicht über die Schwimmer, denn die versteht er sicherlich. Wenn man jeden Tag seine Rose gießen muß, weiß man bestimmt, wie gerne manche Lebewesen Wasser haben. Auch wenn vielleicht Schwimmer weit davon entfernt sind, Rosen zu sein. Die kriegen sie nur manchmal bei einer Siegerehrung, zusätzlich zu dem Metall, das daheim in der Schublade die Jahrhunderte für die Archäologen dokumentiert. Die Schwimmer sind bei ihren Deutschen Hochschulmeisterschaften Mannschaftsmeister geworden, aber ob sie alle Rosen bekommen haben, weiß auch der Sportreporter leider nicht. Nur Anja Eichstätt hat bestimmt eine bekommen. Über 200 Meter Rücken. Denn hier hat sie gewonnen. Mehr war leider bei Redaktionsschluß nicht zu erfahren. (rot)


Kreative Fußballer

"Hertha BSE" und "Quietscheentchen"

Alle Vorrunden laufen noch, manche Mannschaften sind schon jetzt völlig eingegangen, haben sich aber trotzdem die Knie blutig geschürft auf einem Hartplatz, der bestimmt nur davon schon ganz rot ist.

Nicht, daß anderes zu erwarten gewesen wäre, aber in den Team-Namen steckt doch eigentlich viel mehr als das, was dort auf dem Platz dann so dargeboten wird.

Aber wenn Namen stets die Wahrheit sagten, müßten manche Kinder "Hängematte", vielleicht auch "Tiefflieger" oder "Hohlroller" heißen. Namen lügen. Warum sollten da wohl Fußballer anders sein. Wir küren die schönsten Lügen und härtesten Wahrheiten.

"Hertha BSE" ist noch härter, als BSE sowieso schon ist, die Weichhirne bewähren sich auf dem Platz nur sehr zögerlich. Einen gravierenden Nachteil haben sie ganz bestimmt im Luftkampf, wo es mit dem Kopf zur Sache geht.

"Atletico Quadrizeps femoris" läßt an Monsterwaden denken, an dicke Klötze, die in keinen Strumpf mehr hineinpassen. Deswegen sind wohl Sportsocken auch so kurz. Aber was man dann so auf dem Sportplatz sieht, sind Striche in der Landschaft, so dünn, daß sogar die Stutzen unterhalb des Knies mit Bändchen angebunden werden müssen, um nicht herunterzurutschen.

"Quietscheentchen". Es beißt die Badeseife im Auge und Mutters Hand drückt einen in diesen Sud aus Seife und Dreck, um endlich auch einmal die Haare zu waschen. Was das wohl mit Fußballspielen zu tun hat?

"Das magische Elfeck" wollte wohl endlich einmal Schluß machen mit der ewigen Reihentaktik des deutschen Fußballs. Bloß hat es bis jetzt noch nie in dieser Formation gespielt und das einzige, was übrig bleibt, ist die Magie. Aber das ist unfair.

"FC Dante's Tod Romanix". Was das soll? "Dantes literarisches Werk reflektiert in einzigartiger Weise individuelles Leiden sowie Bildungshorizont und geistige Ordnung des späten Mittelalters" sagt dazu das Lexikon. "Langzeitstudenten" haben nicht auf Herrn Ulmer gehört. Das haben sie jetzt davon. Wer nichts wird, wird Fußballer. "Milan Duracell" ist auf dem Weg zum Horizont. In einem kleinen Paddelboot, eine ganze Mannschaft verkleidet als Hase. Bloß den Sportplatz haben sie wohl immer noch nicht gefunden.

"Equipo Infernal" will wohl den anderen Feuer unterm Hintern machen. Nur brennen Nylonhosen wahnsinnig schlecht, so müssen sie dann ihre überschüssige Energie in Fouls anlegen. Ganz fies auf einem Hartplatz. Infernal ist das aber trotzdem nicht sonderlich, und im übrigen foulen ja alle Mannschaften. So wie "Entropie Heidelberg", denen als einzige ein wirklich ehrlicher Name eingefallen ist. Sie spielen kreuz und quer über eigentlich das ganze Gelände des Sportinstituts, so daß der Platzwart nach dem Spiel die versprengten und völlig verirrten Haufen mit seinem kleinen Traktor aufsammeln mußte.

Alles Lüge. Am Montag den 9.6. finden die ersten Viertelfinalbegegnungen statt. Dann wird es interessant. Mal sehen, wer dann von den angetretenen 22 Mannschaften noch übriggeblieben ist. (rot)


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