Die Letzte
Eitel? Wir?? Aber nie im Leben, ganz, ganz ehrlich nicht!! Wir dachten
bloß, Ihr fändet es spannend und voll abgespaced zu erfahren, wer,
was und warum tatsächlich hinter Seite 12, dieser Krönung des
ruprecht, steckt. Nämlich die Crème de la Crème des
Journalismus, die Elvis Presleys und Michael Jacksons der schreibenden Zunft,
die absoluten Überflieger, die in nächtelangen
Brainstorming-Sitzungen das Allerletzte geben, um die Letzte zu dem zu machen,
was sie ist: Eben das Letzte...
Hier und jetzt beginnt die Legende Wahrheit zu werden. Hoch konzentriert, total
locker und kein bißchen unausgeschlafen oder verkatert sitzen wir
Kreativen am Tisch. Keine zehn Sekunden vergehen, und schon sind wir beim
Thema: "Also, ich schwör's Euch, Rothaarige sind einfach auf Trab im Bett,
da kommt keine Langeweile auf!" - "Ich weiß nicht, aber ich glaub, ich
hab Halluzinationen. Ist das da hinten nicht Elvis Presley beim Onanieren? Ist
ja eklig!" - "Ich hab Euch gar nicht mehr lieb, ehrlich! Einfach so den Jim
Beam wegsaufen! Sowas schimpft sich Kumpels!" Undsoweiter, undsofort. Der
Inspiration schlägt bekanntlich keine Stunde...
Sind die outlines der concepts mal gecleared, ist eh alles
paletto, denn Technik ist für uns kein Problem: Modernstes
High-End-Equipment, satellitengestützte Mikrowellen, Global Positioning
System für den Weg vom Bett zum Klo und natürlich 20.000
Mobiltelefone für die 0190er-Nummern - technisch bleibt hier nichts dem
Zufall überlassen. Ruckzuck ist das Ding im Kasten, ein paar
Überschriften draufgeschmiert, geile Fotos eingescannt und den Rest vom
Tag in der Sauna die Birne weichkochen lassen.
Klar, wer soviel arbeitet, muß auch mal ausspannen.
Tja, die Allianz von Macht und Geist, hier ist sie Realität. Ganz in der
Tradition von Willy Brandt und Günter Grass pflegen auch wir engen Kontakt
zur aufgeklärten ehemals linken Führungsschicht unserer Republik und
stehen etwa unserem lieben Freund Gerhard beratend zur Seite. Als Gegenleistung
sagt er uns seine Meinung über unsere Seite ("Zu wenig Titten...") und
spendiert eine Runde Havannas.
Nach getaner Arbeit kehren wir dann in unsere hippen Altbau-Lofts zurück -
wunderbar im Grünen gelegen, mit Vögeln und Bäumen und so, voll
natürlich halt. Zuhause legen wir uns aufs Bett und erholen uns von des
Tages Müh'n. Und morgen machen wir wieder die Harald-Schmidt-Show...
Das ultimativ letzte Jahr dieses Jahrtausends ist angebrochen.
Natürlich werden jetzt alle mathematisch begabten Korinthenkacker
aufschreien und behaupten, daß 1999 erst das vorletzte Jahr dieses
Jahrtausends ist. Die sollen ruhig rumnölen. Haben ja auch ein Recht auf
ihr bißchen ertrotztes Selbstbewußtsein. Dafür dürfen sie
dann in zwei Jahren ganz alleine auf ihre Kümmelspalterei anstoßen.
Ich dagegen werde mit vielen anderen schon beim nächsten Jahreswechsel das
dritte Jahrtausend chinaböllermäßig gut begrüßen und
später wegen des obligatorischen Neujahrsstumpens gleich den ersten Krach
mit der Freundin vom Zaun brechen. Dabei finde ich das Jahr 1999 viel
interessanter als dieses Drei-Nullen-Jahr. Schon allein wegen der
Jubiläen. 65 Jahre Tampon, 110 Jahre Margarine und natürlich 250
Jahre Goethe. Und noch immer schreiben viele Deutsche ihren Klassikklops nicht
richtig. Ist ja eigentlich auch nicht so wichtig. Das hat unser Frankfurter Bub
in seiner Zitatenplantage Faust auch selber geschrieben: der Name ist
Schall und Rauch. Stimmt ja im Grunde, doch wie die Sitzschönheit im
Supermarkt an der Kasse hat auch die Sache mit den Namen ihren Haken. Mir
fällt da immer wieder dieser blöde Witz ein, wo eine Frau zum
Ordnungsamt kommt und ihren Namen ändern lassen möchte. Wie
heißen sie denn?, fragt der Beamte. "Bumsen", erwidert die Frau. "Das ist
doch gar nicht schlimm, meint da der Beamte. "Doch, sagt die Frau. Mit Vornamen
heiße ich Wilma." Ich kann mich noch gut erinnern, daß bei diesem
Witz meistens die lautesten Lacher von Seiten der gehemmten
schmalbrüstigen Strebergesichter kamen. Wer das Telefonbuch der Telekom
auf CD-ROM hat, weiß, daß es Menschen in Deutschland gibt, die
über solche schmutzigen Namensspielchen gar nicht lachen können. Frau
Ficken aus Bayreuth zum Beispiel. Die heißt nämlich mit Vornamen
Wilma. Wie die sich wohl am Telefon meldet? Augenblick mal. Schlurf. Andauernd
besetzt. Da wählen sich andere wohl grade heiße Finger. Schade. So
billigen Telefonsex kriegt man sonst nicht. Nicht jedes Namensopfer meldet sich
mit einer so forschen Willensbekundung am Telefon. Es gibt auch welche, die
stellen Fragen. Der Herr Blasen beispielsweise. Der hört auf den
schönen Killerwalvornamen Willi. Für ihn ist zu hoffen, daß
seine Frau nicht noch Wilma heißt. Die goldene Anstecknadel für
nominalen Zwangsvulgarismus gebührt jedoch Nina Vagina aus Radeberg. Die
Verleihung dieser Auszeichnung findet passenderweise in Wixhausen statt, wenn
auch die Rentner mal wieder eine Rakete abschießen dürfen. Dann
werden wir alle anstoßen und sanft ins neue Jahr hinübergleiten.
(col)