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Feuilleton


ruprecht goes movies

Filmtips, und vor allem Meinung

ruprechts Notenskala:

kein ruprecht - nicht empfehlenswert
ein ruprecht - mäßig
zwei ruprechts - ordentlich
drei ruprechts - empfehlenswert
vier ruprechts - begeisternd

Scream (2)

"Magst Du Horrorfilme?", fragt der Anrufer mit der typisch leise-bedrohlichen Stimme das Mädchen mit den typisch blonden Haaren und den typisch großen Brüsten, die sich da in der Küche Popcorn macht und leider nur noch typische 15 Minuten zu leben hat. Dann nämlich wird der unheimliche Serienkiller wieder zuschlagen und sein Opfer fachgerecht er- und zerlegen. "Scream" wäre eigentlich nur einer dieser üblichen Filme, wo Jungs mit ihren Freundinnen reingehen, damit diese vor Schreck schrill aufschreien und ihre Köpfchen an der starken Schulter ihrer Lover bergen können. Craven versteht es zwar, die genreüblichen Mittel routiniert zu handhaben: Atemstockende Spannung und adrenalinpumpende Schreckmomente wechseln einander periodisch ab. Ein bißchen nervt aber die plumpe Art, mit der Craven den Zuschauer auf eine falsche Fährte nach der anderen locken will - was zur Folge hat, daß alles irgendwie irgendwo beliebig wird. Die Lösung ist dann aber ziemlich verblüffend und sowohl von der intellektuellen Konstruktion als auch der Inszenierung des obligatorisch blutigen Showdowns her immerhin etwas anspruchsvoller als gewohnt. Das besondere Moment des Films aber ist die Weise, auf die sich der Altmeister dieses Genres ständig selbst zitiert: mal liebevoll-nostalgisch, mal ironisch, mal bewundernd ob seiner eigenen brillianten Einfälle. Diese Note wird allerdings nur Besuchern auffallen, denen der Name Wes Craven etwas sagt - wie meinem Freund Martin, der mir das Ganze netterweise erklärt hat. Alle anderen werden in "Scream" nur einen zwar professionell gemachten, aber sehr konventionellen und kommerziellen Horrorfilm sehen. Ihnen sei folgender Rat mit auf den Weg ins Kino gegeben: Nur als Pärchen angucken - Mädchen schreit, Junge tätschelt ihr beruhigend den Kopf. Nach der Hälfte wird gewechselt. (kw)

Shootingfish (3)

Zwei Jungs haben einen großen Traum: ein richtiges Zuhause. Sie träumen beide von einem "herrschaftlichen Anwesen" - am besten auf dem Lande. Und sie sind ihrem Ziel auch schon sehr nahe: Schlitzohrig haben sie sich in ihrer Bude - einem stillgelegten Gasometer mit post-atomarem Interieur - ein Geldversteck eingerichtet, in dem die nötige Summe schon fast bereitliegt.

Doch auf der Zielgeraden häufen sich die Unvorhersehbarkeiten: Erst begegnen sie einem Mädchen (Kate Beckinsale als Georgie) - Komplikationen sind unvermeidlich.

Nicht immer ist die Handlung der Komödie geschlossen - die Überleitung einiger Szenen geschieht durch allzu "zufällige" Ereignisse, und das Happy End ist schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt vorhersehbar. Doch das stört nicht: Regisseur Stefan Schwartz hat mit großem Gespür für ironische Zwischentöne dafür gesorgt, daß dem Plot nicht das Gepräge einer amerikanischen Schnulze aufgedrückt wurde: zum Beispiel, wenn er sich bei der romantischsten Szene nur bei den Nahaufnahmen für perfekte Ausleuchtung der Gesichter entschied - die Totale aber vor einer bewußt kitschigen Pappkulisse abdrehte. Fazit: Ein Film ohne Tiefgang, aber eine sehr gute Unterhaltung, deren Wortwitz auch in der synchronisierten Fassung (großes Lob!) nicht verlorengeht. (gan)

Ganz oder gar nicht (3)

Die deutschen Kritiker waren des Lobes voll: Der Film sei keine öde Reihe platter Witze, sondern beweise einen "gewitzten Scharfblick für Milieuspezifisches" (SPIEGEL) - will heißen, in "Ganz oder gar nicht" ist mehr drin als im routinierten Yuppiezwerchfell-Gekitzel von Sönke Wortmann oder im Proll-Ulk eines Tom Gerhardt. Dabei ist das Rezept denkbar simpel: Anstatt Beziehungsalbereien in den abenteuerlichsten Konstellationen zu zeigen, konfrontiert Regisseur Peter Cattaneo einfach eine düstere Tristesse mit einer verzweifelt-verrückten Idee: Im Post-Stahlboom-Sheffield lungern ein paar Stahlkumpels rum - ohne Arbeit, ohne Zukunft. Anstatt ihre Zeit im Job-Center totzuschlagen, wollen sie eine Striptease-Nummer aufziehen. Da gibt es aber vorher noch eine Menge Probleme zu lösen: Sexy Tangoschritte einüben, pflichteifrigen Bobbies erklären, was man halbnackt und singend in einer abbruchreifen Fabrikhalle tut, und vor allem: Ganz oder gar nicht...? Eheprobleme und Vater-Sohn-Geschichte bringen den richtigen Schuß Schwermut in diese übermütige Geschichte. (kw)

Oscar Wilde (3)

England 1882: Der 28jährige Schriftsteller Oscar Wilde kehrt von einer Vortragsreihe aus den USA und Kanada zurück nach England. Selbstbewußt begeistert er die Upper-class Londons mit seinem Charme.Er heiratet Constanze Lloyd. Als ihm mit seinen ersten Komödien der Durchbruch gelingt, liegt ihm London zu Füßen. Dann wird sich der Schriftsteller seiner homosexuellen Neigungen bewußt. Verhältnisse mit jüngeren Männern bestimmen sein Leben. Eine flammende Beziehung mit dem jungen Adeligen Lord Alfred Douglas führt schließlich zu seinem gesellschaftlichen und physischen Ende.

Mit "Oscar Wilde" ist Regisseur Brian Gilbert ein gefühlvolles Portrait des Schriftstellers und vor allem des Englands des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelungen. Schonungslos entlarvt er die vordergründige Moral der Oberschicht. Leider gerät er dabei in Klischees und gibt dem Film eine zu moralisierende Note. Brilliant aber die Leistung von Stephen Fry als Oscar Wilde - kleinere Längen des Filmes lassen sich so leicht verschmerzen. (mg)


MOVIE

Studentisches Kino

Die Nächte werden immer länger und kälter, und wer jetzt einen Freund hat, sollte das auch nutzen: Es gibt keine bessere Jahreszeit als den Winter, um ins Kino zu gehen.
Wer Publikumserfolge verpaßt hat oder endlich einen Kultfilm sehen will, kommt mit den Programmen von movie in der Altstadt und dem Kino im Feld auf seine Kosten - ohne dabei sein Budget zu strapazieren.
In der Altstadt finden die Vorführungen mittwochs ab 19:30 Uhr im Hörsaal 13 der Neuen Uni statt.

05.11. Tage wie dieser
12.11. Romeo & Julia
19.11. Kopfgeld
26.11. Knockin' on heaven's door
03./04.12. Die Feuerzangenbowle
10.12. Shine
17.12. Trainspotting
07.01. Mars Attacks
14.01. Das Leben ist eine Baustelle
21.01. Dem Himmel so nah
28.01. Der englische Patient

Im Neuenheimer Feld jeden Donnerstag ab 20 Uhr:

06.11. Schindlers Liste
13.11. Time of the Gypsies
20.11. Easy Rider
27.11. Die Liebenden von Pont-Neuf
04.12. Panzerkreuzer Potemkin
11.12. Nach fünf im Urwald
18.12. Nightmare before Christmas
08.01. Tati's Schützenfest
15.01. The Rocky Horror Picture Show
22.01. Citizen Kane
29.01. Opfer


ruprecht on the record

Musiktips

Tower of Power
Rhythm & Business

Tower of Power sind Kultband und bereits Legende. Seit über 20 Jahren stehen Tower of Power für besten Soul und Funk. Während die Besetzung ständig wechselte, blieb die Musik im wesentlichen immer die gleiche. Im wesentlichen. In den letzten Jahren sind die Songs zunehmend süßlicher geworden, ausgefeilte Rhythmen und prägnante Bläserarrangements, die das Markenzeichen der Band waren, wurden zunehmend verwässert. Der große kommerzielle Erfolg blieb dennoch aus. Das aktuelle Album ist wieder funkiger, doch finden Tower of Power nicht zu ihrer alten Hochform (und auch zu keiner neuen).

Die Musik ist austauschbar geworden, Glanznummern wie "Soul with a capital S", "I like your style" oder "Diggin' on James Brown" sucht man vergeblich. Das Album plätschert dahin, ohne Höhen und Tiefen. Der Titel täuscht, besser wäre wohl "Business instead of Rhythm" gewesen. Mehr Vergnügen versprechen die Live-Auftritte, Anfang November sind T.O.P. in Deutschland. (papa)

Roachford Feel

Andrew Roachford und seine Band stehen seit"This Generation" für eingängige Blackmusic mit knackigen Drums, einprägsamem Gesang und quirligem Gitarrensound. Mit "Feel" knüpfen Roachford drei Jahre nach Erscheinen des letzten Longplayers nahtlos an den Vorgänger an. Wenig Hitverdächtiges, eher ruhige, unspektakuläre Musik mit ausgefeilten Arrangements.

Manchmal allerdings sind einige Songs nicht nur der Texte wegen nahe an der Grenze zum Kitschigen. Der klare, unverschnörkelte Stil des Titelsongs wird zum Ende hin allzu poppig mit Background Vocals aufgefüllt, endet im nichtssagenden Radio-Plätschersound. Glänzend hingegen Nummern wie "Move on" und "Someday". Hier spielt Roachford nicht nur seine Qualitäten als Sänger voll aus, auch sein Gitarrenspiel und die dynamischen Arrangements bereiten großes Hörvergnügen. Klanglich überzeugt das mit großem Zeitaufwand eingespielte Album ebenso. Etwas zu brav und schnörkellos, aber hörenswert. (papa)

Chick Corea, Gary Burton
Native Sense
The New Duets

25 Jahre nach ihrem schon legendären ECM-Album "Crystal Silence" liegt nun das dritte Studioalbum dieses Ausnahme-Duos vor. Zwei meisterhafte Solisten verschmelzen bei diesen Aufnahmen zu einer Einheit aus Klavier und Vibraphon. Halsbrecherisch fegen sie zusammen über Unisono-Phrasen, werfen sich gegenseitig kurze Motive zu, die ohne Bruch vom anderen aufgenommen und weitergeführt werden. Sogar mitten in Melodielinien wird getauscht. In "Love Castle" und "Duende" wechselt Burton sogar zwischen Vibraphon und Marimba, ohne daß man es so richtig wahrnimmt.
Latinotango und Rumba, Varationen über Bartoks "Bagatelles" und zum abstrakten Kammer-Bop hochstilisierte Mozartthemen: Das Album zeichnet sich durch seine extreme Vielseitigkeit aus. Zusätzlich wechseln bereits bekannte Kompositionen wie "Love Castle" und "Armando's Rhumba", die bereits in den Siebzigern als Big-Band-Arrangements auf Coreas Album "My Spanish Heart" veröffentlicht wurden, mit Stücken, die extra für dieses Duett geschrieben wurden. Ein unglaublich spannendes Album, jedes Stück voller überraschender Details. Ruhige und treibende Stücke wechseln sich ab, und Burton und Corea schaukeln sich immer wieder zu Höhepunkten auf. Sicher das Beste, was bisher bei dieser außergewöhnlichen Zusammenarbeit entstanden ist. (jm)


Der Präsi

Lobo - ein abgefräggter Comic

Bei Lobo sind sich die Fans einig: Entweder haßt man ihn von der ersten Seite an oder hält ihn für die coolste Comicfigur überhaupt. Um den Comic selber gibt es dagegen kaum Diskussionen, wie auch die beim Deutschen Dino Verlag erschienene neue Serie zeigt: gut gezeichnet, passende Farben und coole Texte, wenn da nur nicht Lobo selber wäre.

Lobo ist schlicht und einfach verrückt, bekloppt und kann nicht mit irdischen Maßstäben gemessen werden. Die Hebamme, die bei seiner Geburt assistierte, nannte ihn ein Monster, büßte rasch ihre Finger ein und landete in der Irrenanstalt, und damit ging es ihr noch besser als dem Arzt, der bei der Geburt draufging. Ein liebliches Kind einfach, so lieblich, daß es den paradiesischen Planeten Czarnia in eine Hölle verwandelte, und letztlich tötete Lobo auf grausame Weise seine fünf Milliarden Mit-Czarnianer, und das nur, weil er einzigartig sein wollte. Seiner Karriere tat dies jedenfalls keinen Abbruch, als Kopfgeldjäger klagt ihn keiner an, wenn Lobo seine Opfer nicht mehr an einem Stück zurückbringt. Etwas, das ihm häufig passiert, vor allem, wenn er wieder in einer seiner geliebten abgefräggten Keilereien landet, in denen ihm selber nicht viel passieren kann. Lobo ist so stark wie Superman, was er auch in Kämpfen mit ihm bewies, und er kann sich selber klonen, eine hilfreiche Fähigkeit, wenn man mal wieder in die Luft gesprengt wurde.

Naja, man sieht: An Lobo scheiden sich wirklich die Geister. Als normal denkender Mensch kann man ihn einfach nicht mögen, geschweige denn lieben, aber andererseits ist gerade Lobos rebellischer Charakter, vor dem nichts und niemand sicher ist, wohl der Grund, wieso er so viele Anhänger hat. (jr)


Neuer Stern

Frank Cho - Student und Cartoonist

Larson hat seine Karriere beendet, Watterson hat aufgehört zu zeichnen, und der Rest ist nicht einmal der Rede wert... Wo soll das alles enden, wenn die besten Cartoonisten einfach mit ihrer Arbeit aufhören und Zeitungen in der ganzen Welt plötzlich ihren besten Grund verlieren, gekauft zu werden. Aber dann kam plötzlich dieser Student und zeichnete Cartoons für Diamond Back, die Studentenzeitung der Universität von Maryland, und auf einmal steht wieder ein Stern am Himmel. Frank Cho wurde innerhalb dreier Semester, in denen er seinen Cartoon "University2" erfand, zum Star, denn seit Anfang des Jahres beliefert er elf amerikanische Tageszeitungen, darunter so bekannte Blätter wie The Washington Post und Chicago Tribune. Dabei hat Cho aber nichts von seinem Biß verloren, mit dem er einst das Leben als Student beschrieb.

Am Anfang steht ein Irrtum: Drei Versuchstiere für Drogen (ein Schwein, eine Ente und ein Bär) kommen durch eine fehlgeleitete Postsendung an ein College und können sich dort dank toleranter Gesetze einschreiben. Was folgt, ist ein exzessives Leben im Suff auf der Suche nach der Frau fürs Leben, oder doch nur für die Nacht.

Chos Feder ist superb, seine Texte noch besser, wenn man mit ihm übereinstimmt, daß es nur zwei wichtige Themen an der Uni gibt: gorgeous women and beer. Und wenn Ralph, der Bär, anfängt, über das Leben zu sinnieren, erinnert man sich gleich an Calvin und Hobbes' Schlittenfahrten. Cho hat aber seinen ganz unverkennbaren Stil: Seine Tiere im Comicstil und seine Frauen sind immer perfekt. Auch in seinem neuen Projekt "Liberty Meadows", das auf verschiedenen Charakteren aus "University2" aufbaut, hat aber einen anderen Inhalt: An einer Klinik werden ausgeflippte Tiere eher mit kläglichen Erfolgen behandelt. Ein Lichtblick in jeder tristen Zeitung, der uns lange erhalten bleiben wird. Frank Cho hat einen Fünfzehnjahresvertrag. Zeit genug, einen Nachfolger zu finden. (jr)


Gruß aus Trinidad

Lesefreude im Gefangenenlager

"Wie kommt ein deutscher Oberleutnant im März 1944 nach Trinidad?" Diese Frage sollte der Beginn einer interessanten Geschichte werden. Die Vorgeschichte der Frage ist schnell erzählt: Eine Studentin leiht sich in der UB "Strong Poison" von Dorothy Sayers (erschienen 1930) aus und findet auf den Eingangsseiten des Buches einen Eintrag. Daraus geht zweifelsfrei hervor, daß ein Oberleutnant A. Pröschel im März 1944 im Besitz des Buches gewesen sein muß. An sich nichts Besonderes, wenn da nicht "Trinidad, 4.3.44" stünde.

Daß der Oberleutnant auf Trinidad keinen Truppenurlaub machte, zeigt der Eintrag "Trinidad Prisoner of War Camp" sowie der eingeklebte Zettel der UB Heidelberg, der verrät, daß das Buch ein Geschenk des "Offiziers-Kriegsgefangenenlagers Trinidad" ist. Auf Trinidad, einer Insel vor der Küste Venezuelas, die zum damaligen Zeitpunkt noch eine Kolonie Englands war, gab es aber kein Kriegsgefangenenlager. Bei der weiteren Suche stieß ich dann nochmals auf den Namen Trinidad, allerdings war nicht die Karibikinsel gemeint, sondern eine Stadt in den USA, im Südosten von Colorado. Das dortige Lager wurde Anfang 1943 eingerichtet und hauptsächlich mit Offizieren, unter anderem Oberleutnant Pröschel, belegt.

Vom Kriegseintritt der USA 1941 bis1945 nahmen die amerikanischen Streitkräfte knapp 3,8 Millionen deutsche Soldaten gefangen. Ungefähr 380.000 dieser Soldaten wurden in die USA verbracht. Zum Zeitpunkt des Bucheintrages befanden sich etwa 130.000 deutsche Soldaten in Kriegsgefangenenlagern der USA. Die überwiegende Anzahl dieser Soldaten gehörte zur Heeresgruppe Afrika, die im Mai 1943 in Tunesien kapitulierte.

So ist es also sehr wahrscheinlich, daß Oberleutnant Pröschel ein Angehöriger dieser Heeresgruppe war und sich schon Mitte 1943 in einem Lager in den USA befand.

Im Kriegsgefangenenlager Trinidad scheint er dann im März 1944 in den Besitz des Buches gelangt zu sein. Erworben hat es der Oberleutnant wahrscheinlich in der Kantine des Lagers, in der sich die Soldaten neben Zigaretten, Bier und Süßigkeiten auch Magazine und Bücher kaufen konnten. Bezahlt wurde mit Kantinen-Coupons, die die Soldaten als Sold oder Arbeitsentgelt (achtzig Cents pro Tag) erhielten. Offiziere wie Oberleutnant Pröschel mußten nicht arbeiten und erhielten zwanzig Dollar Sold im Monat. Da konnte sich der Oberleutnant einen Krimi für 25 Cents bequem leisten. Die eingetragene Signatur im Buch (k 5611 Lb.O.T. = library officers Trinidad?) läßt aber auch noch an eine andere Möglichkeit der Beschaffung denken. Die meisten Lager verfügten über eine Bücherei, in der sich oft sowohl deutsche als auch englische Bücher befanden. Vielleicht hatte sich der Oberleutnant das Buch ausgeliehen, später aber nicht mehr zurückgegeben. Neben einer Bücherei und einem Theater gab es im Lager Trinidad seit Juni 1944 noch eine "Lagerhochschule", wo Vorlesungen und Kurse unter anderem in Theologie, Islamkunde, Mathematik und Chemie gehalten wurden. Ob der Oberleutnant noch in den Genuß dieser Angebote kam, ist nicht sicher zu sagen, denn er scheint in Trinidad nicht der letzte Besitzer des Buches gewesen zu sein. Indiz dafür ist, daß sein Name mit der gleichen Tinte durchgestrichen wurde, mit der auch der unleserliche Name eines Leutnants als Eigentümer eingetragen ist. Warum das Buch den Besitzer wechselte, ist unklar. Vielleicht wurde der Oberleutnant in ein anderes Lager verlegt oder verkaufte das Buch weiter.

Der Leutnant unleserlichen Namens scheint dann das Buch bei der Rückführung nach Deutschland mitgenommen zu haben, so daß es im Januar 1949 vom "Offiziersgefangenenlager Trinidad" der UB Heidelberg geschenkt wurde. (col)



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