ruprechts Notenskala:
kein ruprecht - nicht empfehlenswert
ein
ruprechte - mäßig
zwei ruprechte -ordentlich
drei ruprechte
-empfehlenswert
vier ruprechte - begeisternd
Bube, Dame, König, grAs (4)
Vier Freunde wollen zu den großen Fischen der trüben Teiche Londons gehören. Sie legen 100.000 Pfund zusammen, die sie sich ergaunert haben: Eddy (Nick Moran) soll am heißesten Spieltisch der Stadt das große Geld machen. Aber Eddy wird von Hatchet Harry alias "Hackebeil" (P.H. Moriarty), hauptberuflich Gangsterboß, betrogen, und verläßt den Spieltisch mit einer Schuld von einer halben Million. Rückzahlung in einer Woche, sonst drohen die Eintreibemethoden Harrys: abgehackte Finger - und wenn Eddys Vater JD, gespielt von Sting mit eiswürfelblauen Augen, seine Bar nicht abgibt, müssen sich die Vier auf noch einschneidendere Verluste einstellen.
Die netten Jungs von Nebenan beschließen, ihre nicht so netten kriminellen Nachbarn reinzulegen. Die hatten eine Gruppe von marihuanapflanzenden Collegeabgängern um die Jahresernte erleichtert, und Eddy und seine Freunde nehmen ihnen im Handstreich die Beute ab: die dringend benötigte halbe Mille und ein Laster voll Gras. Jetzt geraten die Vier endgültig ins Kreuzfeuer der Glanzlichter von Londons Dunkelmännern, besonders hervorstechend Fußballstar Vinnie Jones als skrupelloser Schuldeneintreiber.
Guy Ritchie hat sich für sein Regiedebut an den großen Trendfilmen der letzten Jahre orientiert: Die Verfolgungsszene am Anfang hat man ganz ähnlich schon bei Danny Boyle gesehen, wie auch die Idee, ein Ensemble aus aufeinander eingeschworenen, aber sehr individuellen Charakteren zum Träger einer Story zu machen, sehr an "Trainspotting" erinnert. Aber das gleichen neue Ideen und eine gute Portion schwarzen Humors aus: Haschpakete werden zu bequemen Nackenkissen, ein als Wohnzimmercouch getarnter Drogengroupie wird zum Teilzeitrambo, und vor dem großen Showdown heizt Sirtaki die Stimmung im Kinosaal an. Der Soundtrack ist eine Bereicherung für jedes CD-Regal: James Brown, The Stooges, Stone Roses - wie der Film eine Tarantinella voller unerwarteter Wendungen. (gan)
Ronin (2)
"Ronin" - so nannte man im mittelalterlichen Japan ehr- und mittellos gewordene Samurai, die ihren Lebensunterhalt als Tagelöhner, Gaukler oder Söldner bestreiten mußten. Die Männer um Sam (Robert DeNiro) und Vincent (Jean Reno), die von der rätselhaften Deirdre (Natascha McElhone) für einen noch rätselhafteren Job anheuert werden, sind solche Ronin der Gegenwart: völlig abgebrannt, lassen sich sich für viel Geld in den Kampf verschiedener Untergrundorganisationen um einen ominösen Koffer verwickeln.
Regisseur John Frankenheimer ist ein Dinosaurier des Genres. Neben Peckinpah und Zinnemann machte er sich in den siebziger Jahren einen Namen mit realistischen Action-Reißern wie "French Connection II" und "Schwarzer Sonntag". "Ronin" folgt ganz deren Muster: die Story mischt leidlich brisante politische Bezüge (IRA, Russenmafia), fotogene Schauplätze (Paris, Nizza), High-Tech-Schnickschnack à la "Mission Impossible" und rasante Verfolgungsjagden zu einem Thriller mit mitunter sogar atmosphärischen Tönen, in dem bewußt die menschliche Komponente nicht ausgespart wird. So ist es denn auch das teils witzige, teils mit charakterlichem Tiefgang angelegte Zusammenspiel von DeNiro und Reno, was den Film sehenswert macht. Obwohl es den anderen Darstellern nicht leicht fällt, sich in der Actionhandlung zu profilieren, überzeugen ihre Leistungen durchaus.
Der solide Spannungsaufbau und die erwartungsgemäß routiniert-geschickte Inszenierung täuschen aber nicht darüber hinweg, daß dieser Film ein wenig anachronistisch wirkt. Vor zwanzig Jahren hätte er vielleicht noch einige Innovationen geboten. Das mag seinem zweifellos vorhandenen Charme nicht abträglich sein, Neues oder gar unerwartete Wendungen wird man allerdings nicht erleben. (sk)
Blade (2)
"Blade" lief in den Staaten zeitgleich mit Erscheinen des gleichnamigen Marvel-Comics an, und es wurde dafür deutlich mehr Werbung gemacht als bei uns, was wohl daran liegt, daß Comics dort als Unterhaltungsmedium anerkannter sind. Hier ist "Blade" einfach der neue Film mit Wesley Snipes, der seit "Auf der Flucht" nicht mehr auf der Leinwand zu sehen war. Desto größer waren die Erwartungen an den Film, und man kann sagen, er erfüllt sie im großen und ganzen. Allein die ersten zwanzig Minuten sind es wert, in "Blade" zu gehen, um zu sehen wie Vampire eine Party feiern, und Blade diese zu einem abrupten Ende bringt. Snipes war nicht nur der Hauptdarsteller, sondern auch Produzent des Filmes und schrieb seine eigene Choreographie. Neben Snipes kann Stephen Dorff als machthungriger Vampir Deacon Frost überzeugen, der mit den Regeln der älteren Vampire bricht, Discos für Vampire eröffnet und versucht, die Menschheit auszurotten.
"Blade" ist der zweite Film von Regisseur Steven Norrington, der bisher eher Erfahrung als Spezialist für Special Effects ("Alien 3") oder als Schauspieler sammelte. Und man kann Norrington ein Händchen für Spannung attestieren. (jr)
Jackie Chan ist Nobody (1)
Jackie Chans neuester Film "Nobody" oder "Who Am I", wie der Film im Original heißt, ist keines seiner Glanzstücke, um es schon einmal vorwegzunehmen. Die abstruse Story über einen Meteor, dessen Zusammensetzung die Energieprobleme der Zukunft sichert, aber auch gleichzeitig eine gefährliche Waffe darstellt, ist schon an den Haaren herbeigezogen. Aber dann die abgedroschene Geschichte des letzten Mitglieds eines Teams (hier vom CIA), das als einziges überlebt und ohne Gedächtnis aufwacht... die Story ist älter als Chan selber. Da spielt es auch keine Rolle mehr, daß Teile der Handlung für den "multi-kulti touch" der Filmes nach Afrika verlegt werden. Man kann über Jackie Chan sagen, was man will, aber er ist einfach ein noch schlechterer Schauspieler als Schwarzenegger, und das will was heißen. Chan schrieb das Drehbuch, führte Regie und war der Hauptdarsteller in dem Film, wobei man sagen muß, daß er das Schreiben das nächste Mal schon jemand anderem überlassen soll, besonders wenn der Film nicht nur in Asien, wo Chan ein Superstar ist, sondern auch in den USA und in Europa beim Publikum ankommen sollte. Kurz gesagt: Die erste Stunde ist schlichtweg so langweilig, daß man getrost zu spät kommen kann, ohne Nennenswertes zu versäumen. Erst als Chan zu Hochtouren aufläuft, kann er zeigen, wofür er so beliebt ist. Chan ist der schnellste "martial arts"-Künstler und seine Slapstick-Einlagen sind einmalig. Nicht umsonst macht Chan alle seine Stunts selber und hat sich bei solchen Aktionen schon Dutzendevon Knochen gebrochen. Aber bei Nobody müssen selbst seine Fans lange beide Augen zudrücken, bis sie endlich belohnt werden. Einzig allein Michelle Ferre ist ein Lichtpunkt am Ende des Tunnels, leider darf sie im ganzen Film nur einen einzigen Drehkick ansetzen. (jr)
Velvet Goldmine (2)
Brian Slade (Jonathan Rhys Meyers) ist nicht bloß ein Popstar, er ist ein Gott: Schrill geschminkt und in exzentrischen Kleidern verkörpert er im London der frühen Siebziger den Glamrock wie kein anderer. Er bewegt sich in einer Scheinwelt zwischen Verschwendung und hemmungslosem Genuß und propagiert die freie, bisexuelle Liebe, bis er auf dem Höhepunkt seiner Karriere seine eigene Ermordung auf der Bühne inszeniert. Zehn Jahre später bekommt der Journalist Arthur Stuart (Christian Bale) den Auftrag, der Spur des Idols nachzugehen und wird dadurch zu einem Trip in seine eigene unangenehme Vergangenheit gezwungen...
Regisseur Todd Haynes Film ist eine Hommage an die Ära des Glamrock, und Ähnlichkeiten seiner Personen mit den echten Stars der Siebziger sind durchaus beabsichtigt. "Velvet Goldmine" ist ein Songtitel von David Bowie, und das ist nicht der einzige Hinweis darauf, daß die Figur Brian Slade deutlich an Bowie orientiert ist. "Trainspotting"-Star Ewan McGregor spielt Slades rebellischen Geliebten Curt Wild, eine Art Iggy Pop, der jedoch, nicht nur durch die Namensähnlichkeit, eher an Kurt Cobain erinnert. Der Soundtrack des Films wurde von R.E.M.-Frontmann Michael Stipe zusammengestellt und besteht aus Originalen, Coverversionen und neuen Songs im Stil des Glamrock, die Spaß machen: Das ist aber auch wichtig, denn die Rahmenhandlung des Films ist eigentlich überflüssig und scheint nur dazu zu dienen, möglichst viele lange Glamrock-Stücke in ansprechende farbenfrohe Bilder zu packen und so für zwei Stunden das Lebensgefühl einer vergangenen Zeit wieder aufleben zu lassen.
"Velvet Goldmine" ist wie ein Nachmittag bei MTV: ein einziger langer bunter Videoclip. (stw)
Seit dem 1983 der letzte Star Wars-Film in den Kinos zu sehen war, gab es für die Fans lange nichts mehr zu sehen, ganz im Gegensatz zu den Treklern, die mittlerweile den achten Kinofilm am Silvesterabend erwarten.
Zwar wurde das lange Warten der Warsler, wie die Star-Wars-Fans in Gegensatz zu den Star- Trek-Fans auch genannt werden, durch die Special Editions der drei bisher veröffentlichten Filme etwas vertröstet, konnten die Gier nach neuen Bildern aber auch nicht befriedigen. Um so mehr kann man jetzt aufatmen. Die erste Episode ist fertig abgedreht und es arbeiten nur noch die hauseigenen Computerspezialisten von ILM an den Spezialeffekten. Und diese werden wie einst alles je Gesehene wieder in den Schatten stellen. Man kann dann nur noch hoffen, daß der Film auch inhaltlich alle Erwartungen erfüllt, wurde ja die Geschichte der Star-Wars-Filme bisher immer als zusammengestohlenes Stückwerk kritisiert. Die Besetzungsliste verspricht dann schon einiges: Ewan McGregor (Trainspotting, Nightwatch), Liam Nelson (Schindlers Liste).
Wer sich jedoch selbst ein Bild von der Episode 1 machen will, so kann man sich entweder den Trailer unter http://www. star wars. com oder gespiegelt beim ruprecht unter http://ruprecht. fsk.uni-heidelberg. de/star wars herunterladen. Das Warten auf die etwa 25 Megabyte große Quicktime-Datei lohnt sich jedoch. Schneller geht es, wenn ein RealVideo-Player der neuesten Generation installiert ist.
Inhaltlich wird übrigens nichts verraten, man kann den Trailer ohne Sorge anschauen - die Spannung vom Film wird nicht zerstört. (jr)