Wer noch jung ist, kann auf derlei Hokuspokus verzichten und benötigt lediglich eine leere Flasche, um Schicksal zu spielen. Irgendwann zwischen der siebten und neunten Klasse wurde "Hangman" von WOP als Klassenfavorit für Freistunden abgelöst. Ein kleiner Exkurs sei an dieser Stelle jenen Bedauernswerten gewidmet, in deren Jugenderinnerungsschatz für "Wahrheit oder Pflicht" kein Plätzchen reserviert ist - wobei sich die Frage stellt, auf welch kuriose Weise diese Menschen denn zu ihrem ersten Kuß gekommen sind... Bei dem erheiternden Spielchen jedenfalls (US: "Truth or Dare") wird eine Flasche gedreht, und die Person, auf die sie zeigt, muß entweder eine Frage wahrheitsgemäß beantworten oder eben eine "Pflicht" auf sich nehmen. Noch nach so vielen Jahren erinnert sich der Schreiber dieser Zeilen mit Wehmut an solche Momente der Wahrheit. Wer mit ebendieser allerdings nicht herausrücken wollte ("Mit wieviel Jungs hast Du schon...?"), mußte eben die Pflicht auf sich nehmen, wobei Küsse immer wieder gern gesehen wurden: "Aber mit Zunge!", grölte pubertär der entfesselte Pöbel.
Heute hat man als aufgeklärter Erwachsener solch alberne Spielchen natürlich nicht mehr nötig. Wer den Partner für die Nacht oder fürs Leben sucht, nimmt ein wissenschaftlich fundiertes Buch über Astronomie zur Hand. Dort erfährt er dann, wenn er beispielsweise als Waage geboren wurde, daß er auf keinen Fall mit einer Jungfrau anbändeln sollte, denn "Luft- und Erdzeichen sind wie Feuer und Wasser", oder so ähnlich.
Neben Infos zur Partnerwahl entdeckt der Leser auch noch eine Menge Wissenswertes über sich selbst. Wir bleiben der Einfachheit halber beim Beispiel Waage und lesen den ersten Satz des einschlägigen Kapitels: "Ein Waage-Kind haben sich die Eltern immer gewünscht." Na bitte. Die Waage besitzt ein offenes, fröhliches Wesen ("ein kleiner Sonnenschein in Ihrem Heim"), ist intelligent und obendrein musisch begabt. Kurzum: Waagen haben den Joker in der Lotterie des Lebens gezogen. Andere Sternzeichen kommen da wesentlich schlechter weg: Skorpione gelten als streitsüchtig, Fische als phlegmatisch, Wassermänner als undurchschaubar und Jungfrauen als extrem langweilig. Nur Schützen und Zwillinge bekommen noch recht positive Kritiken. Und natürlich die Löwen, obwohl die Rezensenten stets deren Herrschsucht bemängeln.
Man sieht: Bleigießen, Flaschendrehen, Erziehung, Genanalyse - alles abergläubischer Schnickschnack. Über das Leben eines Menschen entscheidet einzig und allein die Stunde der Geburt. Ein Bekannter trennte sich neulich sogar von seiner Lebensgefährtin, weil ihr gemeinsamer Sohn nicht - wie bei der Zeugung anvisiert - im Oktober zur Welt kam, sondern einige Tage später und ihm damit das freudlose Dasein eines Skorpions beschieden war. Nun ja, die Reaktion des enttäuschten Vaters mag auf den ersten Blick etwas drastisch erscheinen, aber wie heißt es doch so schön: Wer nicht waagt, der nicht gewinnt... (kw)
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