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Hochschule


Mensa: Futtern wie bei Muttern?

Studentenwerk verspricht Umbau der Mensen und neuen Speiseplan

Auch in diesem Sommersemester bietet das Studentenwerk für all diejenigen, die sich gesund ernähren wollen, ein Salatbuffet an. Ein neues Abwiege-System soll für eine angemessenere Bezahlung sorgen. Doch das ist nicht die einzige Änderung in Sachen Essen, die auf die Heidelberger Studis zukommt: Das Studentenwerk plant, mit neuen Ideen das Image der Heidelberger Mensen aufzupolieren.

Statt bei Schupfnudeln mit Sauerkraut langt so manch einer, der sich für figurbewußt hält, im Sommer lieber beim Salatbuffet zu. Auf ihre Kosten kommen dabei in diesem Sommer aber nur echte Hungerhaken, denn der Salat wird neuerdings nach Gewicht bezahlt. Hundert Gramm der gesunden Alternative kosten immerhin eine Mark. Kartoffelsalat, hartgekochte Eier und schwere Salatsaucen lassen die Zahlen auf der unbarmherzigen Digitalwaage an der Kasse in astronomische Höhen schnellen. Da nutzt auch die sogenannte "soziale Rundung", die das Studentenwerk hervorhebt, nicht viel: Für 597 Gramm Salat muß der gebeutelte Studi anstatt 5,97 Mark nur 5,90 Mark zahlen, spart sich so also immerhin sieben Pfennige.

Das Salatbuffet im Sommersemester geht nun schon in die dritte Runde. Bisher wurde jede Schale Salat pauschal mit einem Betrag von 4,30 Mark abgerechnet. Während das Studentenwerk mit dieser Regelung anfangs noch zufrieden war, kam es im letzten Semester zu unerwünschten Erscheinungen: Schlaue Studis tüftelten aus, wie man Tomaten, Nudelsalat und Four-Seasons-Soße am besten übereinanderschichtet, um mit einer Salatschüssel mindestens noch zwei Kumpels mitzuernähren. "Außerdem verschwanden Brotmengen, die wohl zur Versorgung einer ganzen WG gedacht waren", so Ulrike Leiblein, stellvertretende Geschäftsführerin des Studentenwerks. Weil nicht selten die Augen größer als der Hunger waren, nahm die Müllmenge in den Mensen immerhin um 30 Prozent zu.

Die neue Regelung soll garantieren, daß sich jeder nur soviel nimmt, wie er auch ißt, denn das Studentenwerk kann sich keine Geldverschwendung leisten. Die Zuschüsse vom Land werden immer magerer: im Jahr 97 wurde jedes Essen mit 4,60 Mark unterstützt, im Jahr 98 gab es nur noch 3,65 Mark Zuschuß. Ein gewöhnliches Drei-Komponenten-Menü kostet aber laut Studentenwerk alles in allem, Material-, Lager-, Energie- und Personalkosten eingerechnet, immerhin 9,19 Mark. Wie es in Zukunft mit den Finanzen aussehen wird, steht noch in den Sternen: Die Reform des Studentenwerksgesetzes (siehe Titel) sieht die Einführung von Festbetragszuschüssen vor, die jeweils für fünf Jahre im Voraus von den Studentenwerken beantragt werden müssen. Das bringt zwar mehr Autonomie bei der Verplanung dieser Beträge, man fürchtet jedoch, auf lange Sicht eher weniger als mehr Geld zu erhalten.

Da ist es kein Wunder, daß das Heidelberger Studentenwerk darüber nachdenkt, wie man zukünftig wirtschaftlicher arbeitet, um im Notfall auf eigenen Füßen stehen zu können. Erstes Ziel ist es, wieder mehr Studierende in die Mensen zu locken: Marstall- und Triplex-Mensa, die Mensa im Feld und die der PH gaben 1997 rund 1,7 Millionen Essen aus, 1998 waren es nur noch 1,5 Millionen, das sind über zehn Prozent weniger. Schuld daran sind wohl vor allem der Rückgang der Studierendenzahl und die Anfang 98 durchgeführte Erhöhung der Essenspreise. Auch der Ruf der Heidelberger Studiverköstigung ist nicht gerade der beste. Zwar sind seit 1995 die berüchtigten Gummihandschuhe durch Schöpfkellen ersetzt, viele Studenten klagen jedoch über zu kleine Portionen, wenig Auswahl und die meist nicht gerade schonende Zubereitung des Essens. Dabei hat sich die Qualität der Nahrungsmittel laut Studiwerk in den letzten Jahren stetig verbessert: das Schweinefleisch wird von ortsansässigen Bauern geliefert, und Salat und Gemüse des Salatbuffets stammen zu etwa 50 Prozent, die Beilagen-Salate sogar zu 100 Prozent von Bioland.

Weil sich trotzdem nur 20 bis 30 Prozent aller Heidelberger Studis regelmäßig bekochen lassen, macht sich das Studentenwerk schon seit einiger Zeit Gedanken, wie man die Attraktivität der Mensa erhöhen kann. Sonderaktionen wie die "Pfundskur", die berüchtigte Plakat-Werbung und das Angebot eines Abendessens im Marstall waren die ersten Schritte in diese Richtung, doch die Zukunft scheint wirkliche Sensationen parat zu halten. Schon jetzt hat man mit dem Umbau der Triplex-Cafeteria begonnen, die sich im Wintersemester 99/2000 in völlig neuem Stil präsentieren soll: das Angebot wird erweitert, und neumodisches "Front-Cooking" soll auch diejenigen überzeugen, die bisher wegen umgehender Schauergeschichten ("Ratten in der Friteuse!") einen Bogen um die Mensa gemacht haben. Im Februar nächsten Jahres soll auch der Marstall umgestaltet werden, eine Neugestaltung der Mensa im Feld ist jedoch noch nicht geplant - architektonisch in sinnvoller Weise wohl kaum zu bewerkstelligen.

Auch das Kassensystem wird geändert. Die guten alten Mensa-Marken haben ausgedient, ab dem nächsten Wintersemester hat man die Möglichkeit, entweder in bar zu bezahlen, wie jetzt schon beim Salatbuffet verwirklicht, oder aber noch einfacher mit der Chipkarte, die es in vielen Mensen schon lange gibt.

Der eigentliche Grund für die Einführung dieses Systems ist eine von vielen Studenten sicherlich schon lang ersehnte Änderung des Speiseplans. Bisher konnte man lediglich zwischen Stammessen mit oder ohne Fleisch und dem Auflauf im Winter beziehungsweise dem Salat im Sommer wählen, doch ab jetzt wird Flexibilität großgeschrieben: "Wir können uns gut vorstellen, unser Angebot zukünftig so ähnlich zu gestalten, wie es etwa in Stuttgart der Fall ist", verrät Ulrike Leiblein vom Studentenwerk. Dort gibt es jeden Tag mehrere verschiedene Tellergerichte, die von der einfachen Beilage über den Gemüseteller bis hin zum Fleischgericht reichen und je nach Materialkosten unterschiedlich teuer sind. Zusätzlich wird jeweils ein Menü angeboten, das einige Komponenten miteinander kombiniert und einen Preisvorteil bietet.

So ähnlich könnte der Speisezettel also demnächst auch bei uns aussehen. In Heidelberg sollen sich außerdem die beiden Altstadt-Mensen im Speisenangebot voneinander unterscheiden - die Triplex bietet "normales" Essen, der Marstall wird für besondere Schmankerln reserviert sein. Die Mensa wird außerdem einen Catering-Service betreiben, der für zusätzliche Gewinne sorgen soll - und dafür, daß man auch auf den Parties am Wochenende nur Studentenfutter ißt.

Alles läuft also darauf hinaus, daß der Studi von Morgen viel freier als bisher entscheiden kann, was er essen möchte - nur aus der Mensa muß es kommen. Gute Aussichten für all jene, die bisher extra zu Muttern nach Hause fahren mußten, um etwas Vernünftiges in den Magen zu kriegen. Zu hoffen bleibt nur, daß die Mensa bei all den Veränderungen zugunsten der Rentabilität das bleibt, was sie schon immer sein sollte: eine Möglichkeit für Studenten, günstig zu essen. (stw)

Meeresbiologe verklagt Uni

Stellungnahme von Univerwaltung und Fakultät

Was an der Fakultät für Biologie an der Heidelberger Universität passiert, das interessiert schon längst nicht mehr nur die Studenten. Der Stern und die Bildzeitung berichteten über den Machtkampf zweier Professoren, der dort schon seit Jahren ausgetragen wird, und auch das Fernsehen und das Radio sind auf die Streitigkeiten an der Fakultät aufmerksam geworden und lenken das Interesse der Öffentlichkeit auf den Konflikt.

Der Standpunkt des Meeresbiologen Professor Dr. Dr. Hajo Schmidt, der gegen die Universität geklagt hatte, weil diese ihm die Mittel für seine Exkursion nicht gewähren wollte, wurde bereits in der letzten Ausgabe des ruprecht erörtert. Nun war auch die Verwaltung der Universität und die Fakultät für Biologie in dieser Angelegenheit zu einer Stellungnahme bereit.

Das zentrale Thema des Konfliktes: Professor Schmidt erfüllt sein jährliches Deputat von zwei mal acht Semesterwochenstunden nicht. Das ist es, was seine Kollegen an der Fakultät aufbringt. "Soviel ich auch rechne, ich komme nicht auf die erforderliche Zahl von Stunden", so die Aussage von Professor Mark Stitt, dem Dekan der Biologen. Professor Schmidt begründet seine geringe Aktivität damit, daß ihm die Mittel für Veranstaltungen, die er anbieten möchte, fehlen würden. Von ihm angebotene Veranstaltungen würden wegen der mangelhaften Bezuschussung von den Studenten nicht besucht, daher sei er nicht in der Lage, seine geplanten Lehrveranstaltungen stattfinden zu lassen, sondern müsse diese absagen. Was die von ihm angebotene und auch stattfindende meeresbiologische Exkursion angeht, so stellt sich die Frage, ob man diese Vorlesung mit einer Veranstaltung gleichsetzen kann, die in einem Hörsaal der Universität abgehalten wird. Studiendekan Stitt vertritt jedenfalls den Standpunkt, daß Vorlesungen allen Studenten zugänglich sein müßten. Zudem kritisiert er, daß zu dieser Exkursion, die, wie er einräumt, sicher sehr interessant sein mag, weder eine Vor- noch eine Nachbereitung stattfände.

Einen Beweis dafür, daß es Zeit wird, regelnd einzugreifen, sieht der Dekan in dem Verhalten der Studierenden: "Die Studenten gehen nicht zu dem Mann, um sich prüfen zu lassen, auch nicht die, die an seiner Exkursion teilgenommen haben." Professor Schmidt hält dem entgegen, daß er "aufgrund der Laborplünderungen nicht mehr in der Lage war, Diplomanden zu betreuen", und daß er für Staatsexamensprüfungen seit Jahren als nicht prüfungsberechtigt gegolten habe.

Was die "menschenunwürdigen" Bedingungen anginge, unter denen man von ihm erwarte, daß er arbeite, so ist nach Ansicht von Professor Schmidt nun der Zeitpunkt gekommen, dem Abhilfe zu schaffen. Nachdem ihm, wie von Seiten der Universitätsverwaltung bestätigt wurde, die Kosten für seine meeresbiologische Exkursion im vergangenen Semester nun erstattet wurden, und auch die Mittel für die diesjährige Exkursion bereits vom Verwaltungsrat genehmigt sind, hat sich Professor Schmidt mit einer Reihe von Forderungen an die Kanzlerin Gräfin Romana von Hagen gewandt. Er verlangt die Bereitstellung von Geld- und Sachmitteln und die Wiederherstellung des ihm entzogenen Laboratoriums. Sollte die Universität den Forderungen nicht nachkommen, droht er damit, erneut einen Prozeß gegen die Universität anzustrengen.

Daß er diesen gewinnen würde, da ist er sich nach eigener Aussage sicher. Ob der Verwaltungsrat, der Anfang Juli wieder zusammentritt, diese Forderungen erfüllen wird und ob diese überhaupt berechtigt sind, darüber wollte die Kanzlerin noch keine Aussage treffen; schließlich sei sie selbst Mitglied des Rates und wolle dessen Entscheidung abwarten, so ihre Begründung.

Derzeit ist jedenfalls das Ministerium dabei zu überprüfen, ob die Weigerung des Professors, sich an der Grundlehre zu beteiligen, mit dem Beamtenrecht zu vereinbaren ist. Was bedeuten soll, daß man versucht, Professor Schmidt auf disziplinarischem Wege beizukommen. Das läßt diesen jedoch relativ unberührt, denn auf der Grundlage des Beamtenrechtes befände er sich nach eigener Aussage auf der sicheren Seite. Dennoch habe er sich, wie er sagt, "demonstrativ" bereit erklärt, die Leitung eines zoologischen Grundpraktikums im kommenden Wintersemester zu übernehmen.

Den Studenten der biologischen Fakultät ist das alles gleichgültig. Sofern sie von den Streitigkeiten der Professoren überhaupt Notiz nehmen, sind sie bemüht, sich aus der Angelegenheit herauszuhalten: "Wer von denen im Recht ist, da blickt von uns keiner durch." Schlimm finden sie nur, daß die ganze Angelegenheit natürlich zu ihren Lasten gehe. Denn schließlich sind sie es, die in ihren Möglichkeiten beschnitten werden und deren Lehrangebot reduziert wird. (jak)

Gremienwahlen

Am 15. Juni geht Ihr an die Urnen!

Am 15. Juni ist es mal wieder soweit: Professoren, Studierende sowie wissenschaftliche und sonstige Mitarbeiter der Universität wählen den Großen Senat, den Senat und die Fakultätsräte.

Mit studentischer Mitbestimmung ist es zwar nicht weit her in Baden-Württemberg, aber immerhin sind in Heidelberg sieben Sitze im Großen Senat, und je drei im Senat und in den Fakultätsräten zu vergeben. Studentische Vertreter sind in den Gremien zwar in der Minderheit, doch haben sie nach eigenen Aussagen durchaus Möglichkeiten, den Standpunkt der Studierenden in hochschulpolitischen Diskussionen zu repräsentieren. Der Große Senat wählt das Rektorat und nimmt Rechenschaftsberichte ab, während der Senat für Fragen der Verwaltung und Lehre zuständig ist.

Um die Plätze als studentische Mitglieder in den institutsübergreifenden Gremien bewerben sich Kandidaten von vier hochschulpolitischen Gruppen: Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und Unabhängige, Liberale Hochschulgruppe, Fachschaftskonferenz (FSK) sowie JUSO-Hochschulgruppe.

Die Wahllokale befinden sich - je nach Studienfach - in der Altstadt oder im Neuenheimer Feld: Geisteswissenschaftler wählen in der Neuen Uni in den Hörsälen 2 und 3, Studierende der Psychologie, Pädagogik und Sprachen (Deutsch als Fremdsprachenphilologie, Japanologie, Sinologie und Übersetzen + Dolmetschen) werden im Gebäude II des Psychologischen Instituts erwartet und die Naturwissenschaftler geben ihre Stimme im 1. Obergeschoß von INF 306 ab. Die Wahlräume sind von 9 bis 18 Uhr geöffnet. (mi)

Unrühmliche Presse

Heidelberger Wissenschaftler im Zwielicht: Verfahren wegen Genklau

Nach "Doc Holiday" erregt mit Prof. Dr. Peter Seeburg, Direktor am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg, ein weiterer Heidelberger Wissenschaftler die öffentlichen Gemüter.

Aktuellen Berichten der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel zufolge soll der renommierte Wissenschaftler (Zitat Spiegel: "einer der saubersten Genforscher der Welt") vor zwanzig Jahren Genproben aus der University of California gestohlen haben, an deren Herstellung er selbst beteiligt war. Diese soll er dann seinem neuen Arbeitgeber, der US-amerikanischen Firma Genentech, verkauft haben und ihr damit die Grundlage zur Entwicklung eines verkaufstechnisch erfolgreichen Wachstumshormons verschafft haben, wie der Spiegel berichtet. Ans Licht kam der Diebstahl aus patentrechtlichen Gründen: In San Francisco geht es vor Gericht gerade um die Frage, ob die kalifornische Universität Anrecht an dem Erfolg des Firmenproduktes hat. Eine positive Entscheidung wäre wohl auch für Seeburg als Mitentwickler des Genmittels von finanziellem Vorteil. Dem Spiegel gegenüber gab er zu: "Das würde schon eine ziemliche Summe sein".

Für die Max-Planck-Gesellschaft ist dieser Gerichtsprozeß nicht von Interesse, schwer wiegt jedoch die Tatsache, daß Seeburg, dem Spiegel zufolge, zugleich zugeben mußte, er habe 1979 in der Zeitschrift "Nature" falsche Angaben zur Herkunft der Genprobe gemacht. Da man sich in der Max-Planck-Gesellschaft erst vor kurzer Zeit einem Kodex für saubere Forschung verpflichtete, habe man nun erstmals in der Geschichte der Gesellschaft ein förmliches Untersuchungsverfahren einberufen, das Seeburgs Vorgehen eingehend prüfen solle, wie der Pressesprecher der Max-Planck-Gesellschaft Bernd Wirsing dem ruprecht berichtete. Als Vorsitzenden der Kommission habe man den unabhängigen Vertreter Prof. Dr. Walter Odersky bestimmt, der sich als ehemaliger Präsident des Bundesgerichtshofs mit derlei Fällen auskenne. Der Ausschuß werde nach Abschluß der Untersuchungen, wie Wirsing hinzufügte, eine Empfehlung an den Präsidenten der Gesellschaft aussprechen, zu betonen sei jedoch, daß "bis zum Beweis des Gegenteils in dubio pro reo" gelte. "In welcher Form und welcher Weise Schuld vorliegt, wird zum gegebenen Zeitpunkt entschieden, ebenso wie man sich dann auch über die möglichen Konsequenzen einigen wird", wehrte sich der Pressesprecher gegen jegliche Art von Vorverurteilung Seeburgs von Seiten des Arbeitgebers. Einen näheren Termin über den voraussichtlichen Abschluß des Verfahrens konnte Wirsing nicht nennen, da man "bisher noch keine Erfahrung mit derartigen Fällen gesammelt" habe. Focus gegenüber zeigte sich Seeburg jedenfalls reuig: "Es war nicht richtig. Ich bedauere mein Verhalten vor zwanzig Jahren sehr." (ko)


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