In den letzten Kriegsjahren hatte sich Heidelberg immer mehr zur Lazarettstadt entwickelt. Rote Kreuze auf den Dächern der Kliniken in Bergheim und Neuenheim sollten vor Bombenangriffen schützen. Dies und die Tatsache, daß der Befehlshaber der anrückenden amerikanischen Truppen, Generalmajor Arthur Beiderlin, schon in frühen Jahren Sympathien für die Stadt am Neckar entwickelt hatte, trugen schließlich zur nahezu unversehrten Übergabe der Stadt in den Ostertagen 1945 an die Amerikaner bei. Opfer der Zerstörung wurden lediglich Heidelbergs Brücken, die deutsche Pioniere in den letzten Stunden vor dem Einrücken der Amerikaner sprengten.
Ziel der amerikanischen Besatzungsbehörden in den ersten Tagen und Wochen war die Kontrolle über die Zivilbevölkerung: Waffen waren abzugeben, der Fahrzeugverkehr wurde an strategisch wichtigen Punkten der Stadt verboten, Gerichte und Schulen geschlossen, eine strenge Ausgangssperre erlassen. "Wer in der angegebenen Zeit ohne solche Erlaubnis im Freien oder außerhalb seiner eigenen Wohnung angetroffen wird, wird mit Geld- oder Freiheitsstrafe bestraft", war auf Anschlägen zu lesen.
Doch war der Begriff der eigenen Wohnung nicht leicht zu definieren. Heidelberg war zum Zielpunkt und zur Durchgangsstation von Tausenden von Flüchtlingen und Ausgebombten geworden. Im September 1945 fehlten der Stadt 4.000 Wohnungen. Zu einer kritischen Zuspitzung der Lage kam es, als im März 1946 die ersten Flüchtlingszüge aus den Ostgebieten eintrafen. Im August 1946 zählte die Stadt 13.210 Flüchtlinge. Auch die Beschlagnahmungen der amerikanischen Behörden, die schon früh Heidelberg zum Hauptquartier der siebten Armee erkoren hatten, taten das ihrige zur Verschärfung der Lage. Ein Geheimbericht der amerikanischen Streitkräfte von Juli 1945 führt aus: "In der Regel bewohnen sieben bis acht Menschen drei Räume, wobei es aber auch Fälle gibt, in denen sich zehn Menschen zwei Räume teilen müssen."
Mit dem Einwohnerzuwachs wurden auch die Lebensmittel knapper: Brotrationen wurden gekürzt, Obst und Gemüse wurde immer mehr zu Mangelware. Besonders kritisch wurde die Lage im Jahr 1947. Hamsterfahrten ins Umland wurden zu einer wichtigen Nahrungsmittelquelle. So meldete die städtische Pressestelle am 10. Mai 1947: "Groß ist die Zahl derer geworden, die täglich versuchen, aus dem Heidelberger Hinterland, vor allem im agrarisch reichen Bauland, durch Eintausch von Haushaltsgegenständen oder von schwarz beschafften Zigaretten Kartoffeln zu erhalten. Der täglich abends um 19 Uhr 33 aus Osterburken eintreffende Personenzug am Heidelberger Hauptbahnhof spricht hierfür ein beredte Sprache. Etwa 60 Prozent seiner Reisenden stammen aus Heidelberg und führen in Säcken und Koffern Kartoffeln mit sich." Eine Entspannung der Lage brachte erst die Währungsreform vom 21. Juni 1948.
Politisch kam es nach und nach wieder zur Übergabe der Verwaltungsaufgaben in Heidelberger Hände. Als kommissarischer Bürgermeister wurde zunächst Josef Amberger bestimmt, abgelöst nach drei Monaten von Ernst Waltz, später Ehrensenator und Ehrendoktor der Ruperta Carola. Neben der Beschaffung von Lebensmitteln und Wohnraum stand schon früh der Wiederaufbau der Alten Brücke auf der Tagesordnung. Auch dank Spenden der Bevölkerung - unter anderem durch Sonderbriefmarken - konnte sie schon 1947 wieder für Passanten geöffnet werden.
Auch an der Universität konnte der Lehrbetrieb schon bald wieder aufgenommen werden. Nachdem sie gegen Ende März mit dem Einzug der amerikanischen Truppen geschlossen worden war, wurden schon im Januar 1946 wieder erste Veranstaltungen angeboten. Wichtige Männer der ersten Stunde: Karl Jaspers, Alfred Weber und der erste Rektor Karl Heinrich Bauer.
Nach ersten Wahlen zum Stadtrat und zum badenwürttembergischen Landtag, wählte man im August 1949 den ersten Bundestag. Erwartete Einbrüche in der Wahlbeteiligung blieben aus, die nach dem Weltkrieg neugegründeten politischen Parteien begannen sich zu konsolidieren. Auch in Heidelberg, so schien es, war man bereit für eine neue, demokratische Zukunft. (mg)
Mit Mühe gelingt es dem SWR3-Team, für Ruhe bei der Verlesung der Verkehrsnachrichten zu sorgen, dann gibt es kein Halten mehr. Unter dem Jubel der mitgereisten Fans stellen sich die WGs vor: Die 7er WG aus Bammental nennt drei Hühner, ein Kommunebett und einen riesigen Blumengarten ihr eigen, weshalb sie sich auch den Namen "Blumenhaus" gegeben hat. Die fünf Übersetzerinnen aus Rohrbach verweisen dagegen stolz auf das "Türmle", das ihr Haus besitzt, und auf eine riesige Plüschtiersammlung. Und bei den Eppelheimern handelt es sich um vier Exilschwaben aus Ulm, die über einem Döner-Imbiß wohnen, bei dem sie natürlich auch die treuesten Kunden sind.
Bei den folgenden Schätzfragen schlagen sich die Eppelheimer am besten: Daß die durchschnittliche deutsche WG 74 Quadratmeter groß ist und jeder Bewohner im Durchschnitt 430 DM Warmmiete zahlt, raten sie am genauesten. Nur bei der Frage, wieviel Prozent der deutschen Studenten in einer WG wohnen, liegen die Bammentaler näher an der richtigen Antwort: Es sind 20 Prozent. In der letzten Runde wird getestet, wie gut sich die Bewohner der WGs untereinander kennen. Da die Bammentaler sogar wissen, auf wieviel Grad ihre Mitbewohner ihre Unterhosen waschen, werden sie Tagessieger, vor den Jungs aus Eppelheim.
Also wird am nächsten Tag live aus den WGs in Bammental und Eppelheim übertragen. Partystimmung in Bammental, der Fanclub ist erneut vollzählig angetreten. SWR3-Reporterin Marion Theiß meldet sich aus dem über 100 Jahre alten Haus, das zwischen zwei Gärten liegt, und vergißt auch nicht, die drei Hühner und Katze Lola vorzustellen. In der Männer-WG in Eppelheim zeigt sich Reporterin Stefanie Köchel besonders vom "ClubOpticum", dem hauseigenen WG-Kino, angetan.
Die erste Aufgabe lautet: Alle Pfandflaschen, Fertiggerichte und Körperpflegeartikel in der WG sollen gezählt werden. Die Bewohner schwärmen aus und bald biegen sich die Tische: Die Bammentaler kommen auf eine Gesamtzahl von 418 (!), davon 144 Pfandflaschen, 167 Körperpflegeartikel und 107 Fertiggerichte. Pech dagegen für die Eppelheimer, daß sie am Tag zuvor ihr Leergut weggebracht haben, denn für sie reicht es nur für einen Endstand von 271 Artikeln. Lediglich bei den Körperpflegeartikeln herrscht fast Gleichstand, hier bringen es die Eppelheimer auf 162, "und das in einer Männer-WG!", wie Stefanie Köchel erstaunt anmerkt. Beim WG-Rap mit Küchengeräten ziehen die Eppelheimer allerdings die Sympathien der Hörer auf ihre Seite. Die Entscheidung fällt also beim letzten Spiel: Das Lebensmittel aus den WG-Kühlschränken, das bereits am längsten abgelaufen ist, wird gesucht. Eppelheim weist schließlich ein türkisches Lebensmittel vor, das vor dem 16. April 1995 hätte verzehrt werden sollen.
Doch das Blumenhaus setzt noch einen drauf: Eine indisches Gewürz aus dem Bammentaler Kühlschrank, das bereits seit Dezember 1991 nicht mehr genießbar ist, entscheidet das Spiel und läßt Stefanie Köchel in Eppelheim entsetzt aufschreien. Denn sie muß nun für 24 Stunden in der Eppelheimer WG einziehen, "und das, nachdem ich den Kühlschrank gesehen habe!"
Die Bammentaler aber ziehen ins Finale gegen die wildeste WG aus dem Raum Rhein-Main, einer 12er WG in der Mainzer Altstadt. Dort herrscht ohrenbetäubendes Getöse , begleitet von Schlachtrufen und Dosenbier, wie SWR3-Reporterin Julia Schürmann schreiend bestätigt. Zeitgleich tobt in Bammental das Chaos: Nicht nur die dort ansässige WG hat sich im "Blumenhaus" versammelt, nein, auch die Verlierer aus Rohrbach und Eppelheim sind zur tatkräftigen Hilfe erschienen. Die erste Aufgabe heißt "the shower-singers": Innerhalb einer halben Stunde soll ein Passant von der Straße gezerrt und, ob freiwillig oder gefesselt, unter der Dusche ein schönes Ständchen zum Besten geben. Während also in Bammental und Mainz der Ausnahmezustand herrscht und Passanten zu Freiwild erklärt werden, überrascht die Spielleitung mit Aufgabe Nummer 2, dem "Extrem-Spülen". Innerhalb einer Minute soll so viel Geschirr als möglich weggespült werden. Michi aus Bammental sitzt in der Badewanne, und nach einer Minute sind unglaubliche 7 Gläser und 41(!) Teller "gespült", der Rest ist zu Bruch gegangen. In Mainz wird auf zwei Baustellen, nämlich in der Küche und in der Badewanne, gearbeitet. Am Ende stehen für die Mainzer nur 36 Geschirrstücke zu Buche. Und während auf der Straße weiterhin unschuldige Bürger belästigt werden, verkündet die Sendezentrale die dritte Aufgabe, die sich "Sammelwut" schimpft. Sachen, die man ins Freibad mitnimmt, sollen innerhalb von fünf Minuten auf dem Küchentisch Platz finden. Die Mainzer erweisen sich hierbei als die wahren Badegänger: 464 Einzelteile landen schließlich auf dem Tisch der WG, die neben 60 Servietten und Pappbechern auch so manche spannende Lektüre mit ins Freibad nimmt: Ein Buch über Stahlbeton bildet den krönenden Höhepunkt. "Nur" 319 Dinge werden abschließend in Bammental gezählt
Auf die Frage, was denn leere Bierflaschen im Schwimmbad sollen, wird SWR3-Stefanie eines Besseren belehrt: "Natürlich als Aschenbecher oder um sich Pfand zu holen." Das Ergebnis ist eindeutig, Punkt für Mainz, 1-1 insgesamt. Nun muß das Sängerfestival in der Dusche über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Bammentaler warten hierbei mit einer Sensation auf: Nicht ein x-beliebiger Passant wird da herangeschleppt, es ist Hansi Flick, ehemaliger Profifußballer des FC Bayern München. Von Jürgen auf dem Akkordeon begleitet, gibt der Ex-Kicker alles und schmettert die russische Volksweise "Kalinka", die WG liefert brummend die Hintergrundmusik. In Mainz darf Minuten später eine Frau ran. Ruck-zuck ist sie unter der Brause und läßt in bester Opern-Manier "Sometime" erklingen.
Jetzt wird es ernst. Die SWR 3-Hörer müssen entscheiden, wer die wildeste WG im Lande ist: Die Bammentaler verweisen die Mainzer mit 75,4% der Stimmen deutlich auf den zweiten Platz . Ihr Preis ist eine Reise nach Mainz, um dort in einer Riesenparty mit den zweiten Siegern abzufeiern, wahrscheinlich die Erfindung der WG im allgemeinen. (alt, tas)