"Augenblicke des Jahrhunderts", der Titel der Ausstellung, wird dem Inhalt gerecht. Einen Großteil der 168 Bilder, die gezeigt werden, ist jedem, der in seiner Schulzeit ein Geschichtsbuch aufgeschlagen hat, bekannt: Königin Victoria bei ihrem diamantenen Thronjubiläum, das Sankt-Valentin-Massaker in Chicago, Hitler bei den Olympischen Spielen, die Ermordung Kennedys. Wer die "Bravo"-Retrospektive vorzieht, findet Marilyn Monroe, Elvis, Grace Kelly, die Beatles oder Madonna.
Alle Aufnahmen der Ausstellung stammen von der US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Seit seiner Gründung vor 150 Jahren durfte AP bereits 45 Pulitzer-Preise in Empfang nehmen - mehr als jede andere Agentur. Um aktuelle Bilder möglichst schnell zu liefern, verließ man sich bei AP früh auf neue Techniken. Bereits 1972 stieg die Agentur auf den Computer um, seit vergangenem Jahr sendet AP ihre Bilder mit Digitalkameras direkt über das Internet.
Die Bilder der Ausstellung sind chronologisch geordnet und laden den Besucher auf eine spannende Wanderung durch die Weltgeschichte ein. Anekdotische Kurzbeschreibungen liefern Orientierung und Hintergrundinformationen, die selbst bei Geschichtsmuffeln Interesse wecken. Inmitten von Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg begegnet man Frank Sinatra bei seiner Ankunft in Hollywood. Doch Prominenz und Weltgeschichte sind nicht die einzigen Motive. Eine der Aufnahmen zum Beispiel entstand bei einem Hotelbrand 1971 in Seoul. Zwei Männer versuchen ihr Leben zu retten, indem sie auf Matratzen aus dem 9. Stockwerk springen (Wer sich interessiert, ob sie es geschafft haben, muß sich die Ausstellung ansehen).
Stellwände trennen die einzelnen Jahrhunderte systematisch voneinander ab. Im Gegensatz zu anderen Ausstellungen hält sich die Raumfarbe nicht im Hintergrund, ein Rot, lebendig wie die gezeigten Bilder.
Wem die auf der Ausstellung gezeigten Bilder nicht genügen, dem steht die Bilddatenbank der AP zur Verfügung, ein Archiv mit 700.000 Aufnahmen.
Gandhi meinte einmal: "Ich glaube, wenn ich aus dem Leben scheiden werde und an der goldenen Pforte stehe, wird die erste Person, die ich treffe, ein Reporter der Associated Press sein." - Könnte sein. (st)
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. September im Historischen Museum. Öffnungszeiten 10-18 Uhr (auch Sonntags), mittwochs bis 20 Uhr. Vorträge im Zusammenhang mit der Ausstellung: Mittwoch, 16. Juni, "Nachrichtenagenturen - Manipulatoren oder Dienstleister ?" und am Mittwoch, den 8. September "Wahrhaftigkeit in Bild und Sprache", beide gehalten von Peter M. Gehring, Chefredakteur von AP.
Es ist Montag. Und es ist Feiertag. Trotzdem klingelt mich mein Wecker um sieben Uhr gnadenlos raus. Ähnlich wird es gerade Markus und Jackie, Rabea, Philipp, Kerstin, Nicole und 111 anderen Studenten gehen. Sie wurden aus 500 Bewerbern als Komparsen ausgewählt. Um acht Uhr soll es auf dem Uniplatz losgehen. Doch zuerst müssen alle - wie an einem gewöhnlichen Montag - im Hörsaal Platz nehmen und irgendeinen Zettel ausfüllen. Dann heißt es warten. Ein paar alte Hasen haben sich ein Buch mitgebracht. Zwischendurch werden Jungen mit kurzen Haaren und dunklem Sakko herausgebeten - sie tauchen kurze Zeit später als Burschis verkleidet wieder auf. Rabea soll ihr Auto auf dem Uniplatz parken. Zwei nette Assistentinnen laufen durch die Reihen und bitten Jackie, sich etwas Helleres anzuziehen. Schließlich wolle man einen Sommerfilm drehen.
Dann endlich, um 9.10 Uhr, geht es los. Komparsenbetreuer Erwin erklärt die Szene. Nur eine Einstellung soll an diesem Morgen gedreht werden. Folgende Situation: Das Semester ist zu Ende und die Studenten verlassen mit gepackten Koffern das Gebäude. Daß die Neue Uni kurzerhand zum Wohnheim erklärt wird, stört Erwin wenig: "Wir sind hier beim Film!" Die Regieassistenten bringen uns noch kurz das kleine Einmaleins des Films bei: "Disziplin und Konzentration" und "nicht in die Kamera schauen!"
Zwanzig Studis mit Gepäck - darunter Markus und Jackie - verlassen den Raum. Sie sollen später aus der Eingangstür der Uni laufen. Der Rest darf erstmal warten. Während immer wieder Leute herausgebeten werden, überlegen sich die übrigen spaßeshalber, wie man die Szene sprengen könnte. Um 9.43 Uhr dürfen dann alle rauskommen. Regieassistent Anton Aigner verteilt die Statisten in Grüppchen rund um den Platz und erklärt, wo sie in der Szene langzulaufen haben. Kerstin und Nicole sollen mit dem Auto durchs Bild fahren und sich vorher von Philipp und Rabea verabschieden. Gleichzeitig kommt ein Bus an, ein anderer verläßt die improvisierte Haltestelle mitten auf dem Platz.
Während der Kamerakran noch aufgebaut wird, startet Anton die erste Trockenübung: "Und Probe bitte los!" Das hören die Statisten noch fünfmal, bis es endlich Brötchen gibt. Vieles umgeschmissen. Die Busse parken nun andersherum, und auch die Ente soll eine andere Richtung einschlagen. Markus und Jackie waren bisher nicht dazu gekommen, das Uni-Gebäude überhaupt zu verlassen, bevor der Regisseur "Cut!" gerufen hatte. Aufnahmeleiterin Britta gibt ihnen einen neuen Job: Sie dürfen mitten auf dem Platz knutschen. Einige männliche Statisten werden langsam nervös: Franka Potente könnte endlich mal auftauchen. Schließlich soll sie aus einem der Busse steigen. Beim Betreuer Erwin werden Autogrammwünsche angemeldet. Doch Franka ist krank. "Bitte nicht ansprechen", sagt Erwin. Die Arbeit geht weiter. Nach x Proben endlich die erste Aufnahme. Panne: Die Ente geht auf halber Strecke aus. Außerdem muß sowieso alles noch viel schneller gehen. Schließlich soll die fertige Szene im Film später nur 13 Sekunden dauern. Irgendwann ist endlich alles so, wie es sein sollte. Um kurz vor eins wird die Kamera in den Koffer gepackt und die Statisten werden mit siebzig Mark entlohnt. "Es hat Spaß gemacht und ist easy verdientes Geld", meint Jackie, die schon öfter als Komparsin vor der Kamera stand. "Das zweite oder dritte Mal war schon Routine", findet Philipp. "Da war das ,Oh Gott, Kamera!' schon weg. Es war interessant, mal hinter die Kulissen zu schauen."
Franka Potente ist übrigens an diesem 33. von 37 Drehtagen nicht aufgetaucht. Also muß das Ende der Szene nachgedreht werden. Irgendwann, wenn es der Schauspielerin wieder besser geht, müssen einige der Studenten nochmal antreten. Ein letztes Mal rollt die Ente dafür über den Uniplatz. Ein Glück, denn beinahe wäre Kerstin das Benzin ausgegangen. (Thor)
Die Festivalreihe begann letzten Sommer in Pavia und soll in den kommenden Jahren in Barcelona und Lyon fortgesetzt werden. Ziel des Ereignisses ist es, Zuschauer, Schauspieler und andere Beteiligte über die Situation des Kinder- und Jugendtheaters in den verschiedenen europäischen Ländern zu informieren und den Theatermachern neue Denkanstöße für ihre Arbeit zu geben. Langfristig wird danach gestrebt, gemeinsame Projekte und Inszenierungen durchzuführen und dadurch den Weg in ein auch kulturell vereintes Europa zu ebnen.
Zwei Theatergruppen aus jeder Region werden während des Festivals ein Stück darbieten, aus Baden-Württemberg werden es drei Ensembles sein. Dabei wurden nicht unbedingt die besten Inszenierungen aus den Gebieten zum Festival geladen, sondern solche, die dem Schwerpunktthema "Sprache und Körpersprache" Aufmerksamkeit widmen. So wird in einigen Stücken nur sehr wenig gesprochen, in anderen wird verbale Sprache mit Spiel, Tanz und Bewegung verbunden. Den Auftakt des Festivals macht am 23. Juni die Steptanzrevue einer katalonischen Theatergruppe, gefolgt von einem italienischem Ensemble, dessen Stück "Ali" mit dem Preis Stregagatto, dem äußerst renommierten Jugendtheaterpreis Italiens, ausgezeichnet wurde.
Interessant wird sicherlich auch die Inszenierung der Franzosen werden: "Le garcon dans le Bus", in der ein Bus auf dem Uniplatz zum Schauplatz des Geschehens wird. Sowohl Schauspieler als auch Zuschauer werden in ihm eingepfercht und in die abgeschottete Traumwelt des Protagonisten Richard entführt werden.
Neben dem Hauptprogramm des Festivals werden auch noch weitere Veranstaltungen angeboten, die sich ebenfalls mit dem Thema Sprache beschäftigen. Der bekannte Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier wird beispielweise am späten Abend des 24. Juni die Binnenreimketten seiner Gedichte vorlesen, die er mit verhaltenem Rap untermalen wird. Begleitet wird er dabei von Bert Wrede auf der E-Gitarre. Außerdem wird eine kanadische Theatergruppe die Heidelberger Kulturbegeisterten bespielen.
Obwohl das Festival das Kinder- und Jugendtheater in den Vordergrund stellt, sind doch die meisten Stücke auch und teilweise nur auf Erwachsene und ältere Jugendliche ausgerichtet, so zum Beispiel die Neuinszenierung von Wolfgang Borcherts "Draußen (vor der Tür)". Vor Sprachbarrieren bei ausländischen Theatergruppen sollte man aber auf keinen Fall zurückschrecken, da die Veranstalter zugesagt haben, sich für jede Inszenierung eine individuelle Lösung für dieses Problem zu überlegen. Veranstaltungsorte sind die Städtische Bühne, der Zwinger 3, der Karlstorbahnhof, sowie die Alte Feuerwache in Mannheim und der Bus auf dem Uniplatz.
Die Festivalreihe, die sich unter anderem auch mit dem gegenwärtigen Zustand des europäischen Theaters, den laufend veränderten Anforderungen an das Theater durch die bild- und musikgesteuerte Jugendkultur und der Zukunft des Theaters allgemein beschäftigt und viele interessante und bekannte Referenten vorweisen wird, wird jeden Nachmittag im Institut für Übersetzen und Dolmetschen stattfinden und offen für alle Gäste und Interessierte sein. (nal)