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ruprecht goes to the movies


Filmtips mit Bewertung:

ruprechts Notenskala:

kein ruprecht - nicht empfehlenswert

ein ruprechte - mäßig

zwei ruprechte -ordentlich

drei ruprechte -empfehlenswert

vier ruprechte - begeisternd

Die Mumie ( zwei ruprechts)

1932 gab es schon einmal eine "Mumie", damals noch mit dem glorreichen Boris Karloff. Die heutige Version verspricht dagegen das Gruseln auf die synthetische Art und Weise, denn was Karloff noch vor gut 60 Jahren mit einer billigen Maske aus nassem Zeitungspapier und Malkreide erreichte, daran reicht die moderne Fassung trotz geballter Computertechnik kaum heran. Daß dem Zuschauer ein eiskalter Schauer den Rücken herunterläuft, geschieht wirklich in den seltensten Fällen. Nichtsdestotrotz ist der Streifen eine Neuverfilmung der klassischen Geschichte: Ein böser Priester liebt die Geliebte vom Pharao, beide sterben und werden verflucht. Tausende Jahre später wird der Priester als lebende Mumie aus seinem Grab befreit und will seine Geliebte an seiner Seite wieder auferstehen lassen. Selbstverständlich gehört auch dazu, daß die Welt währenddessen untergehen soll.

Die eigentlich ganz interessante Story von Nina Wilcox Putnam und Richard Schayer ist also im Groben nicht verändert, jedoch leidet sie an den Schauspielern und dem Regisseur, von denen keiner bisher auch nur an einer big-budget-Produktion teilgenommen hat. Brendan Frasers Bemühungen als Indy-Verschnitt sind noch halbwegs erwähnenswert, aber sonst kann kein Schauspieler das Prädikat sehenswert erheischen, weder Rachel Weisz als naiv doofe Bibliothekarin, noch Kevin O'Conner als Handlanger der Mumie. Einziger Lichtblick am Himmel, oder besser in der Gruft, die Zwei-Minuten-Rolle Patricia Velazquezs als Geliebte des Pharaos.

Wieso man trotzdem den Film sehen sollte? Die Special-Effects sind sehenswert, und wider Erwartung ist der Film dennoch recht spannend. Ist der Bann erst einmal gebrochen, präsentiert er sich als eine Jagd bis zum Finale. (jr)

Der Croupier

( zwei ruprechts)

Verzweifelt sitzt Schriftsteller Jack Manfred (Clive Owen) vor seinem Laptop und versucht, den Anfang der von seinem Verleger geforderten Fußball-Story auf den Bildschirm zu bringen, als ein Anruf seines Vaters ihn aus seinen Gedanken reißt: Er soll einen Job in einem Londoner Spielkasino annehmen. Wenig später arbeitet er dort als Croupier, denn "das Leben verlangt schließlich Entscheidungen".

Den strengen Hausregeln folgt er mit Bedacht, Kollegin Bella jedoch kann er nicht widerstehen. Das bringt Schwierigkeiten mit seiner hoffnungslos romantischen Freundin Marion (Gina McKee), der die Spielerwelt überhaupt nicht zusagt. Auf eine Party bei seinem Verleger begleitet Jack Jani de Viliers (Alex Kingston), eine Spielerin mit immensen Spielschulden, und bittet ihn um Hilfe bei einem Raubüberfall auf das Kasino. Die hohe Belohnung reizt Jack, und er willigt schließlich ein. Parallel zu diesem Geschehen hat Jack seine Schreibblockade überwunden und verfaßt ein Buch mit dem Titel "I, Croupier" über seine Erlebnisse in der Spielburg. Der Protagonist ist Jake und in Jacks Realität beginnen sich die beiden Charaktere zu vermischen. Die Doppelrolle bringt ihn in Schwierigkeiten. Marion erfährt von dem geplanten Raub, den sie als ehemalige Polizistin zu verhindern versucht. Wenig später wird sie dann tot aufgefunden. Nach dem Motto: "Halt treu fest, laß leicht los" kommt der inzwischen leidenschaftliche Croupier und mit seinem Buch erfolgreiche Schriftsteller Jack über den Verlust schnell hinweg. Mit dem Wissen, ein Autor, der nur ein Buch schreibt, und ein Gewinner mit nur einer Chance zu sein, lebt er trotz des Reichtums weiter sein gewohntes Leben. Ein Anruf von Jani aus Südafrika bringt zum Schluß eine überraschende Wendung: Jack ist empört, Jake lacht amüsiert.

Eine sehenswerte Spielergeschichte der Neunziger mit subtilen Beobachtungen des faszinierenden Milieus der Spielerwelt, die durch einen Erzähler, der das Geschehen und Jacks Handeln kommentiert, erhellend dargestellt wird. Vielleicht aber ein wenig zu viele programmatische Aussagen, die die Dialoge zeitweise zu konstruiert erscheinen und Lebendigkeit in den Beziehungen vermissen lassen. Die Figuren wirken so teilweise wenig lebensnah und verlieren dadurch an Überzeugungskraft (ko)

Place Vendôme

( drei ruprechts)

Vincent Malivert ist ein traditionsreicher Juwelier am noblen Place Vendôme in Paris. Beruflich und privat scheint es bei ihm keine Probleme zu geben - mit der Alkoholsucht seiner Frau Marianne hat er sich fast schon abgefunden. Doch dann wird er von ehemaligen Geschäftskollegen beschuldigt, mit gestohlenen Diamanten zu handeln. Ein Intrigenspiel beginnt, dem Vincent nicht standhalten kann. Er rast mit dem Auto in den Tod. Marianne, in früheren Zeiten selbst eine geachtete und gefürchtete Händlerin, wird durch das Ableben ihres Mannes wachgerüttelt. Sie nutzt ihre alten Kontakte und entdeckt, daß Vincent eine Geliebte hatte. Und dann sind da noch ein alter Bekannter, der Marianne vor Jahren betrogen hatte, die russische Mafia und die Konkurrenz, die schon geierhaft über der sterbenden Firma ihre Kreise zieht.

"Place Vendôme" ist mit seinen ruhigen Kamerafahrten, warmen Bildern und der wohldosierten Musik kein reißerischer Film. Vielmehr ist er ein Versteckspiel, bei dem erst gegen Ende völlige Klarheit herrscht.

Catherine Deneuve spielt ihre Marianne akzentuiert und ohne Übertreibungen: Mal ist sie stark, mal ist sie schwach - aber nie unglaubwürdig. Für diese Leistung wurde sie 1998 mit dem Goldenen Löwen als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

Aber auch die restlichen Darsteller beherrschen ihr Handwerk; keiner geht neben der Deneuve baden. Alles in allem also ein sehenswerter Film, der sowohl durch eine melancholische Grundstimmung als auch durch dramatische Elemente geprägt wird - ohne jedoch die Spannung zu verlieren. (dn)

Der Guru

(zwei ruprechts)

Bei einer Autopanne lernen der Tele-Shopping Produzent Ricky (Jeff Goldblum) und seine neue Kollegin Kate den Highwayrasen-küssenden Sonderling "G" (Eddie Murphy) kennen. Nach einem Beinahe-Unfall, bei dem Ricky "G" ums Haar überfahren hätte, fällt der "Guru" in Ohnmacht. Ricky übernimmt seine Krankenhauskosten, was den rasch genesenen Patienten zu grenzenloser Dankbarkeit veranlaßt. Gleich nach seiner Entlassung taucht er unverhofft an Rickys Arbeitsplatz, einer riesigen Tele-Shopping-Agentur, auf. Das Chaos, das er in der Unkenntnis der Dinge bei einem Small-Talk mit dem ahnungslosen Warenpreiser der gerade laufenden Live-Sendung anrichtet, entpuppt sich als außergewöhnlich verkaufsfördernd und damit als Rettungsanker für den geschäftlich angeschlagenen Ricky. Die Werbesendungen, welche er mit seinem naiven Charme, einer so einfachen wie genialen Lebensphilosophie und einer großen Portion Unkonventionalität würzt, erlangen nationalen Kultstatus. Von allen finanziellen Sorgen befreit, übersieht Ricky die Veränderungen, welche der Medienrummel für seinen neuen Freund "G" mit sich bringt. In letzter Minute treten jedoch Turbulenzen ungeahnten Ausmaßes ein...

Ein Hollywood-Streifen mit Eddie Murphy in der Hauptrolle garantiert dem Kinogänger mehr oder weniger gereizte Lachmuskeln und ein schnelles Vergessen danach. Dem "Guru" täte man Unrecht, wenn man ihn in diese Klasse einreihen würde. Neben der üblichen Portion Hollywood-Humor und ein bißchen Herzschmerz, hört man ungewohnte Töne von Eddie. Materialismus und Technokratie, Oberflächlichkeit und Geldgier trüben die heile Welt, und die schon fast banalen Lebensweisheiten, welche der Film transportiert, dringen, dank ihrer schauspielerisch eindrücklichen Umsetzung, fast ein bißchen weiter ins Zuschauerherz, als es uns lieb ist. (et, job)

On tour: preisgekröntes Kino

Thriller, Liebesgeschichte, Komödie: Der Deutsche Filmpreis zeigt alles

Was, liebe Leserin und Leser, wissen wir spätestens seit "Grüne Tomaten"? Na? Weiß es jemand? Genau. Das Geheimnis liegt in der Soße. Das wissen nicht nur wir Köche, sondern auch andere Leute: die Filmschaffenden nämlich. Bei ihnen besteht die Soße aus der Story, den Darstellern, der Regie, der Bildführung, dem Geld, usw. Wenn diese Zutaten richtig ausgesucht und kombiniert wurden, kann ein guter Film daraus werden.

Die Herren Tykwer, Schmid, Fäberböck, Akin und Koepp, sowie Frau Dörrie wissen, wie man diese Zutaten richtig mischt, worauf es beim Filmemachen ankommt. Sie alle haben keine sogenannten Autorenfilme und flache Komödien geschaffen, sondern versucht, eigene Wege zu gehen. Herausgekommen sind bemerkenswerte Filme, die auch beim Publikum gut ankamen. Die Filmförderungsanstalt Berlin und die Filmförderer der Länder haben das ebenfalls erkannt. Sie haben deshalb den Deutschen Filmpreis initiiert und die nominierten, sowie bereits ausgezeichneten, Werke auf Tour geschickt: Unter dem Namen: "Deutscher Filmpreis Unterwegs" sind sie in zahlreichen Städten zu sehen. Nicht nur zur Belohnung, sondern auch als Motivation; um zu zeigen, daß der deutsche Film, der ja oft für tot erklärt wird, noch lebt.

In Heidelberg ist die Reihe in den Gloria/Gloriette-Kinos zu sehen. Sie startete mit Tom Tykwers "Lola rennt" am 3. Juni und wird mit "23", einem Thriller um den jungen Hacker Karl Koch, am 7. Juni weitergeführt. In diesem Film verstrickt sich die Hauptfigur Karl immer mehr in seinen Verschwörungstheorien, die er versucht zu belegen, indem er sich mit seinem Computer in die Schaltzentralen diverser Staaten und Organisationen hackt. Fazit: Es bleibt der Eindruck einer gewissen Verherrlichung von Koch, bzw. seiner Vorlage aus der Realität, zurück.

Mit "Aimée und Jaguar" geht's am 17. Juni weiter. Hierzu nur soviel: Es geht um zwei Frauen im Berlin von 1943/44, die sich lieben; die eine Jüdin, die andere Soldatengattin und Mutter. Der Film hat exquisite Darstellerinnen, Spannung, einen Hauch Erotik und zeigt ganz viel vom Gefühl Nummer eins: der Liebe.

Beim Filmfestival Locarno war der nächste Film, "Kurz und schmerzlos" zu sehen und erhielt dort eine Auszeichnung für die besten Darsteller. Es geht in ihm um Freundschaft und Liebe. Ein kleiner Ganove muß sich entscheiden, ob er weiter krumme Dinger drehen will, oder der Liebe folgen soll.

Zum Bundesstart am 1. Juli zeigt Gloria/Gloriette Volker Koepps Dokumentation über "Herr Zwilling und Frau Zuckermann", zwei 90jährige, die sich jeden Abend bei ihr zu Hause treffen und dabei über das Leben sprechen. Der Streifen hat schon eine Auszeichnung erhalten: den "Grand Prix Vision du Reel NYON".

In "Bin ich schön?" zeigt Doris Dörrie die Suche nach Liebe und Anerkennung. Ein wunderbarer Film mit zahlreichen Größen des deutschen Films. (dn)

Die Termine im einzelnen: 3.6.-6.6.: "Lola rennt"/ 7.6.-9.6.: "23"/ 17.6.-20.6.: "Aimée und Jaguar"/ 21.6.-23.6.: "Kurz und schmerzlos"/1.7.-4.7.: "Herr Zwilling und Frau Zuckermann"/ 5.7.-7.7.: "Bin ich schön?"


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