Filmtips (und vor allem Meinungen)
In Klammern steht die Anzahl der ruprechte
ruprechts Notenskala:
kein ruprecht - nicht empfehlenswert
ein ruprechte - mäßig
zwei ruprechte -ordentlich
drei ruprechte -empfehlenswert
vier ruprechte - begeisternd
Der junge Kubaner Rafael reist zu seinem Vater John (Kris Kristoffersen) nach Texas, um diesen mit seiner Existenz zu überraschen. John, ein etwas vereinsamter alter Tanzlehrer, ahnt nichts von seiner Vaterschaft und denkt auch zunächst nicht im Traum daran, seinen Sprößling zum obligatorischen Vater-Sohn-Angeln mitzunehmen. (Nachdem Rafael jedoch Papas Lieblingsauto repariert hat, geht auch der Angelausflug klar.)
Rafael verliebt sich in die Profi-Tänzerin Ruby (Vanessa L. Williams), die - man beachte die tiefsinnige Parallele zur Geschichte von Rafaels Eltern - von ihrem Ex-Lover und -Tanzpartner schwanger verlassen worden ist. Aus Angst, sich zu verlieben und noch einmal verletzt zu werden, weigert sich Ruby jedoch, Rafael zu vernaschen - sehr glaubhaft!
Fast überflüssig zu erwähnen, daß es Rafael am Ende gelingt, Ruby davon zu überzeugen, daß er sie erstens liebt und daß zweitens wahrer Tanz von Gefühl und Musik lebt und besser als ehrgeiziges Kampfsporttanzen ist - zumal mit dem bösen Ex-Lover.
Dieser stellt die Vorzeigeschweinebacke von Mann und der Kinobesucher erkennt gelangweilt, wie er seine Sympathien zu verteilen hat. Bißlos, vorhersehbar und gänzlich uninteressant kommen sämtliche Charaktere daher. Knautschgesicht Kris Kristofferson hat dabei das Pech, die Inhaltslosigkeit seiner Rolle nicht mit einem knackigen Äußeren kompensieren zu können.
Doch selbst Rafaels Sonnenlachen wirkt mit der Zeit leicht dämlich, so daß wohl lediglich Tanzbegeisterte wirkliche Freude an zwei Stunden Tanzszenen haben werden. Zu meist lateinamerikanischen Klängen hüpfen grotesk überzeichnete Tänzer über das Parkett. Die alte Tanzfilmtour mit der drolligen Oma, die ihre üppigen Hüften schwingt und dem hinternwackelnden Latinoaffen wird abgespielt, aber die Message ist nett: Es kommt nicht darauf an, daß Tanz und Tänzer der Norm entsprechen, sondern auf die Gefühle, die man mit dem Tanzen verbindet.
Schade, daß die meisten Kinoreihen zu eng sind, um die Tanzszenen auf Zuschauerseite mit kreisenden Hüften wahrlich genießen zu können und sich beim Schwofen ein Schokoladentörtchen zu verdienen. (bak)
Nach einigen Irrungen und Wirrungen sagt in der Mitte des Films die verzweifelte Anna : "Ich bin nur ein Mädchen, das vor einem Jungen steht und ihn darum bittet, es zu lieben." Und damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Denn Julia Roberts ist zwar mit ihren großen Rehaugen und ihrem umwerfenden Lächeln wie immer ein optischer Genuß, dennoch wirkt sie stets wie ein kleines Mädchen, daß immer darauf aus ist, ja nichts falsch zu machen Die Rolle ist ihr offensichtlich auf den Leib geschrieben worden, denn wirklich erfolgreich war sie bisher nur in Liebesfilmen in denen Schauspielerei nicht soooo wichtig ist.
Hugh Grant wirkt mit seinem nervösen Stottern ebenfalls wie ein schüchterner Schuljunge. Das hätte ja durchaus seinen Reiz, gerade bei Liebesfilmen, aber leider hat er das auch schon in "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" gemacht.
"Notting Hill" ist eine vorhersehbare Heile-Welt-Seifenblase und lebt von der Optik der Schauspieler. Richtige Lacher gibt es kaum, eher schmunzelt man vor sich hin. Obwohl produktionstechnisch recht ordentlich gemacht, hat sie kaum dramatische Elemente. (dn)
Unter der Regie von James Foley, dem bisher noch nicht der große Durchbruch vergönnt war und der bislang eher für Fernsehserien zuständig war - darunter auch ein paar Folgen von "Twin Peaks" - gelang ein guter Film, der mit einer Mischung aus Action und Spannung die katastrophalen Zustände Chinatowns beschreibt. Dort nämlich sorgt Yun-Fat ganz im Stile der Hongkong-Filme John Woos als Polizist Nick Chen für Recht und Ordnung, obwohl er selber Schmiergelder einer herrschenden Triade kassiert.
An Yun-Fats Seite spielt, ebenfalls in seiner ersten größeren Rolle, Mark Wahlberg, der eher unter dem Namen Marky Mark als Gründungsmitglied der "New Kids on the Block" oder als Unterhosenmodel bekannt ist, als für sein schauspielerisches Talent. Für viele sicherlich überraschend kann Wahlberg durchaus in seiner Rolle überzeugen. Vielleicht hat Foley Wahlberg nicht umsonst geholt, schließlich arbeiteten beide schon bei "Fear" zusammen.
So beschreibt Wahlberg beispielsweise glaubwürdig die Figur des jungen Polizisten Danny Wallace, der an Chens Seite in einen Strudel von Korruption, Prostitution, Gewalt und Intrigen in New Yorks Chinatown geworfen wird. Der Film zeigt seinen Kampf, nicht im Großstadtsumpf unterzugehen, wobei er aber in den Konflikt zwischen der Loyalität zu seinem Partner und dem Gesetz kommt. Erschwerend steht sein Vater auch noch bei der Mafia in der Kreide.
"Corruptor" ist ein Film ohne Kompromisse, der gänzlich auf Chow Yun-Fat ausgerichtet ist: wilde Schießereien, schnelle Verfolgungsjagden, unerwartete Wendungen und seine unvergeßliche schwarze Lederjacke sind ein Muß für alle Freunde des Actionkinos.
Jetzt müssen wir uns eigentlich nur noch auf das Erscheinen von "King's Ransom" freuen: dort wird nämlich Chow Yun-Fat unter der Regie von John Woo antreten, eine Tatsache, die beste Unterhaltung im Hongkong-Stil verspricht. (jr)
Ein leistungsstarker 4.000 Watt-Projektor wirft die Zelluloidstreifen auf die monumentale 150 m2-Leinwand. Seit vergangenem Jahr veranstalten die Betreiberfirmen der Mannheimer Kinos Atlantis, Cineplex und Kinopolis und des Heidelberger Gloria die zuvor in Konkurrenz zueinander ausgerichteten Open-Air-Vorführungen gemeinsam. 1998 zog das attraktive Filmprogramm trotz hartnäckigem meteorologischem Pech insgesamt 18.000 Zuschauer an.
Ausgewählt wurden die Filme in dieser Saison - hoch lebe die Konsumentendemokratie - unter Beteiligung der Kinofreunde. Cineastische Zeitungsleser durften dem Mannheimer Morgen ihre Filmwünsche kundtun. Einlaß und Biergartenöffnung ist um 21 Uhr, die Filme beginnen nach Sonnenuntergang. Als nächstes stehen am 8.7. From dusk till dawn, am 9.7. Das Leben ist schön und am 10.7. Aimee & Jaguar auf der Playlist. Kinosüchtigen sei der Open-Air-Kinopaß ans Herz gelegt, er kostet einmal fünf Mark und spart dem Filmfreund an sechs Abenden zwei Mark. Regulärer Eintritt ist 11 Mark. (kwa)
Die Filme 1999 (in Auswahl)
15.7.: Ganz oder gar nicht
16.7.: Lola rennt
17.7.: Star Trek 9 - Der Aufstand
18.7.: 23
20.7.: The big Lebowsky (OV)
22.7.: Die Truman Show
23.7./15.8.: Shakespeare in Love
24.7.: Lang lebe Ned Divine
27.7.: Elizabeth
28.7.: Nachtgestalten (Preview)
30.7.: Verrückt nach Mary
31.7.: Der Soldat James Ryan
01.8.: Romeo und Julia
03.8.: Harold und Maude
04.8.: Hair
05.8.: Pulp fiction
06.8.: Matrix
07.8.: Titanic
10.8.: Sankt Pauli Nacht (Preview)
11.8.: Im Rausch der Tiefe
12.8.: American History X
13.8.: Der englische Patient
14.8.: Das Leben ist schön
21.8.: Spiel mir das Lied vom Tod