Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.deruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
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Leserbriefe
03.02.2010
"In selbstgefälliger Routine erstarrt" Leserbrief zur Ausgabe 124 Hallo ruprecht-Redaktion, ich wollte als mehrjährige Leserin ein paar Anmerkungen zu eurer Arbeit machen, da mir in letzter Zeit leider aufgefallen ist, dass eurer Zeitung ein steter Makel anhaftet: Sie ist in selbstgefälliger Routine erstarrt. Hallo Ruprecht-Redaktion, Ich wollte als mehrjährige Leserin ein paar Anmerkungen zu eurer Arbeit machen, da mir in letzter Zeit leider aufgefallen ist, dass eurer Zeitung ein steter Makel anhaftet: Sie ist in selbstgefälliger Routine erstarrt. Vielleicht haben die Auszeichnungen der Vergangenheit satt gemacht, vielleicht liegt es an der mangelnden Kreativität der Redakteure, möglicherweise aber auch nur am Zeitmangel durch den Bachelor, jedenfalls ist nicht zu übersehen und vor allem zu überlesen, dass sich Ihre Zeitung inhaltlich stinklangweilig präsentiert. Was Druck, Format und Layout angeht, ist das zwar alles in Ordnung. Der ruprecht kommt daher wie eine richtige Zeitung, professionell gemacht und nicht so stümperhaft, schülerzeitungsmäßig wie die "Unimut". Sicher kann man auch hier noch ein bisschen was verbessern, wie die Darstellung der Bewertung bei der Kinokritik, welche man nur mühsam entziffern kann. Aber das sind Kleinigkeiten. Kommen wir zum Inhalt: Wenn man eure Zeitung liest, bekommt man den Eindruck, da schrieben Mittfünziger kurz vor ihrer Frühpensionierung; es fehlt alles, was man bei einer Studentenzeitung einer Elite-Uni, die mit dem Motto "dem lebendigen Geist" aufwartet, erwarten würde: Biss, Witz, Dynamik, Forscherdrang, Neugierde und Aufklärungsgeist. Ihr schreibt so brav, bieder, angepasst; kurz: soo langweilig, dass einem beim Lesen die Füße einschlafen. Dies gilt nicht nur stilistisch, sondern auch für die Themenauswahl und wie ihr diese aufbereitet. Fangen wir auf Seite 1 an: Die Glosse. Das Thema an sich ist nicht schlecht und enthält wenigstens noch etwas - den sonst vermissten - Biss. Aber sie ist schlecht aufgebaut, wenig durchdacht und es sitzt nicht jedes Wort. In einer Glosse sollte aber sogar jede Silbe sitzen! Der erste Absatz ist gut. Das Bild Steinzeitmensch/Mammut ist schlecht gewählt, weil es nicht passgenau ist. Auch der Darwin-Vergleich ist schwach, weil das Diplom nicht wegen mangelndem Erfolg eingestellt wurde. (Beim Magister kann man darüber streiten;)) Der Schlusssatz ist kindisch. Das Titelthema "Vandalismus-Party" ist langweilig, unaktuell, trocken geschrieben und andere Medien waren schneller. Kurz: kein Neuwert für den Leser. Zweiter Artikel: Dass die Germanisten überlastet sind, interessiert - außer den Germanisten - keine Sau! Seite 2: Was hat der Nacktscanner mit der Uni-Heidelberg zu tun? Den einzigen Flughafen den wir haben, ist der Modellflugplatz – und der gehört zu Dossenheim. Das Thema Nacktscanner wurde schon vor Wochen ausführlich durch die übrigen Medien behandelt. Müsst ihr wirklich solchen ausgelutschten Themen hinterher rennen? Und damit sind wir schon bei der Ressort- und Themenstruktur. Wenn Ihr schon kein vernünftiges Pro/Kontra-Thema findet, warum ersetzt Ihr es dann nicht einfach? Ist die Pro/Kontra-Seite überhaupt noch tragfähig, oder doch schon insgesamt verbraucht? Das meinte ich mit dem Eingangssatz: Ihr seid in Routine erstarrt, bringt mal was Neues. Seite 3: Das Interview ist interessant. Seite 4: Ein weiterer großer Mangel des ruprechts wird beim Hölscher-Interview deutlich: Wo ist der Bezug zu Heidelberg, zur Uni, zur Stadt? Das Interview ist an sich interessant, aber man müsste nur die Namen austauschen und es könnte jede andere Uni in Deutschland sein. Die Fragen zu Bologna und Arbeitsbedingungen wurden schon wortwörtlich so oft gestellt, kann die Fragestellerin da nicht mal kreativ sein? So wie bei diesem Interview, so kann man bei allen Artikeln einfach die Namen ändern und es könnte von beliebigen anderen deutschen Uni-Städten die Rede sein. Ob Vandalismus bei Studi-Protesten, überfüllte Seminare, neue Cafes, Theaterstücke, Klimawandel, Ausstellungseröffnungen: Das ist so austauschbar, unoriginell und uninspiriert. Das gibt es auch alles in anderen Uni-Städten. Ihr seid kein überregionales Medium. Ihr werdet von Heidelbergern Uni-Leuten gelesen, also schreibt auch Artikel über die Heidelberger Uni. Wo sind die spöttischen Artikel über den besonderen Elite-Dünkel der Heidelberger Studenten? Wie erleben eigentlich die normalen Leute, die den Laden am laufen halten, (Hausmeister, Mensa-Köche) den Alltag an der Uni und vor allem die Studenten und Professoren? Warum gibt es keinen anklägerischen Bericht, wenn mal wieder ein asozialer Jura-Student die Bibliothekare anpöbelt, weil ein anderer asozialer Jura-Student Bücher versteckt hat? Wo verstecken sich die investigativen Reportagen über die Verbindungsorgien auf dem Schlossberg? Oder die amüsanten Anekdoten über den Uni-Sport, wenn der brasilianische Feldwebel 300 Knechte zum Beinespreiz-Appell ruft? Und ist nur eine kleine Auswahl an Themen, die möglich wären. Und was bringt Ihr: die 63. Kneipenkritik und eine Kritik über einen Weinführer. Ein Weinführer. Wie als seid Ihr? Ergrauter Geist in jungem Körper. Es gibt so viele interessante Geschichten an der Uni Heidelberg. Warum findet keine davon den Weg in den ruprecht? Erzählt doch mal was aus dem richtigen Uni-Leben, aus dem Uni-Alltag. Und jetzt, ich komme zum Ende, die größte Sauerei, die sich auf Seite 5 versteckt (zum Beten in die Ecke): Ihr studiert an einem Ort des aufgeklärten Geistes und wagt es, solch einen gefühligen, verständnisvollen Artikel über rückständige Schleiereulen mit ihren idiotischen Glaubensritualen zu bringen. Dass die Universität in Heidelberg heute ohne Zensur und Aufsicht der Religionswächter frei forschen und lehren darf, hat in den vergangenen Jahrhunderten Millionen von Menschen das Leben gekostet. Und ihr macht Euch zum Sprachrohr für solche Leute, deren Religion das alles ablehnt? Ihr macht euch zum Sprachrohr für solche Leute, die nicht in der Lage sind, sich in den universitären Ablauf einzufügen, wie alle anderen auch? Die gläubigen Studenten fühlten sich also in der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten behindert, schreibt Ihr. Richtig ist, dass diese gläubigen Studenten alle Studenten behindern, die in der UB lernen wollen. Ihr müsstet diese Studenten eher mal fragen, was die an einer säkularen Uni überhaupt zu suchen haben. Da müsst ihr viel kritischer sein und dürft euch nicht für geistesfeindliche Zwecke einspannen lassen! So, dass war jetzt natürlich starker Tobak. Ich hoffe, Ihr haltet ein bisschen Kritik aus. Ich will Euch ja nicht demütigen, ich will, dass ihr besser werdet.;) Gruß,
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