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Feuilleton
28.05.2013
Von Menschen und ihren Bauten Mannheimer Foto-Ausstellung über die Auftragsarbeiten von Robert Häusser Die Frau blickt konzentriert auf die kleinen, leuchtenden Kugeln vor sich, während sie mit Sortieren beschäftigt zu sein scheint. Doch was aussieht wie ein Test funkelnder Glühbirnen, ist in Wirklichkeit - die Kontrolle von Eiern. Derartige Momente, die auf den Betrachter immer aufs Neue überraschend wirken, hat der große deutsche Fotograf Robert Häusser bei seinen zahlreichen Auftragsarbeiten für Unternehmen und Industriefirmen festgehalten. Und es so geschafft, auch die simpelsten und künstlerisch anspruchsärmsten Aufträge mit dem Blick für das unerwartete Detail interessant zu machen.
Über 100 Schwarz-Weiß-Fotografien des teilweise in Mannheim lebenden und als einer der wenigen deutschen Fotografen zu Weltruhm gekommenen Häusser zeigen die Reiss-Engelhorn-Museen derzeit in einer Sonderausstellung. Dabei haben die Ausstellungsmacher zwei Schwerpunkte gesetzt. Zunächst "Der Mensch bei der Arbeit", eine Sammlung heute oftmals ausgestorbener – oder zumindest automatisierter – Berufe. Die größtenteils aus den 60er Jahren stammenden Aufnahmen zeigen eine für den heutigen Betrachter geradezu fremdartige Arbeitswelt in Deutschland, gleichsam aus der Zeit gefallen. Diese Fixierung auf Menschen ist recht ungewöhnlich für Häussers Werk, doch auch hier scheint ihn weniger das Individuum an sich zu interessieren, als der Mensch in seinem Umfeld.
In interessantem Kontrast dazu steht der zweite Schwerpunkt der Ausstellung. Insbesondere für das Chemieunternehmen BASF bereiste Häusser dafür über Jahre die weltweiten Niederlassungen und Anlagen und gewann die für sein Werk typischen klaren, strukturellen Aufnahmen menschlicher Architektur. Die Ästhetik von Chemiewerken und Hochöfen, Schalterhallen und Verwaltungsgebäuden derart einzufangen, gelingt wohl nur wenigen Künstlern. Häusser machte sie zu seiner Profession. Und auch wenn es sich eigentlich um PR-Bilder für Unternehmen handelt, so gelingt ihm mit der Ablichtung der Industriearchitektur stets ein künstlerischer Akt. Die Symmetrie und Rechtwinkligkeit der schweren Anlagen erzeugen bei Häusser stets ein beruhigendes Gefühl, trotz der Leere und Verlorenheit in seinen Motiven.
Und auf dem Rückweg durch die Ausstellung, vorbei an der Eier kontrollierenden Frau, wird dem Betrachter deutlich, dass ihm eigentlich nicht alle Motive aus den 60er Jahren fremdartig vorkommen. Die Menschen und ihre alten Tätigkeiten sind zwar Vergangenheit, doch die Architektur dieser Epoche ist bis heute nur allzu vertraut.
Robert Häusser: Im Auftrag… Fotografien aus Handwerk und Industrie Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Forum Internationale Photographie, Zeughaus C5 Noch bis 12. Januar 2014 Eintritt für Studenten: 3 Euro |