Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.deruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch
und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Unsere
Fan-Seite
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von
Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per
RSS-Feed
Hochschule
14.11.2006
Wo ist die Elite? Neue Chance in der zweiten Runde Am 13. Oktober kĂŒrte der Bewilligungsausschuss Exzellenzinitiative die LMU und die TU MĂŒnchen sowie die TU Karlsruhe zu EliteuniversitĂ€ten. Zwar bekam Heidelberg eine Graduiertenschule und einen Exzellenzcluster zugeschlagen, ging aber in der dritten Förderlinie leer aus. Die genauen GrĂŒnde dafĂŒr sind noch unbekannt, dennoch arbeitet das Rektorat bereits an der Strategie fĂŒr die zweite Runde: Mit dem Profil der âVolluniversitĂ€tâ will Heidelberg punkten. Am 13. Oktober kĂŒrte der Bewilligungsausschuss Exzellenzinitiative die LMU und die TU MĂŒnchen sowie die TU Karlsruhe zu EliteuniversitĂ€ten. Zwar bekam Heidelberg eine Graduiertenschule und einen Exzellenzcluster zugeschlagen, ging aber in der dritten Förderlinie leer aus. Die genauen GrĂŒnde dafĂŒr sind noch unbekannt, dennoch arbeitet das Rektorat bereits an der Strategie fĂŒr die zweite Runde: Mit dem Profi l der âVolluniversitĂ€tâ will Heidelberg punkten. Die EnttĂ€uschung sitzt tief. Gute zwei Stunden braucht das Rektorat, um die Niederlage zu verdauen. Sie kam sehr ĂŒberraschend â nachdem schon am Vortag die Erfolgsmeldung, Heidelberg hĂ€tte im Elitewettbewerb gewonnen, in der Presse kursiert war. Dann besteigt Rektor Hommelhoff die BĂŒhne im Foyer der Neuen Uni; der Geruch von LeberkĂ€se liegt in der Luft.
Eine Siegesfeier hatte es werden sollen. Nach schier endlosen Danksagungen kommt er zum entscheidenden Punkt: âFĂŒr das Scheitern der UniversitĂ€t Heidelberg in der dritten Förderlinie ĂŒbernimmt das Rektorat die volle Verantwortung.â Auf die ausfĂŒhrliche BegrĂŒndung fĂŒr die Ablehnung des Zukunftskonzeptes âHeidelberger Wegâ, der dritten SĂ€ule der Exzellenzinitiative, wartet die Univertretung noch immer. Das Konzept sah neue Personalstrukturen vor, die auch die Trennung in Lehr- und Forschungsprofessuren ermöglichten. Frauen und Familien wollte man stĂ€rker fördern. Ăber die genaue Verteilung der Exzellenzgelder wollte die Hochschule allerdings selbst entscheiden, was neue Verwaltungsstrukturen erfordert hĂ€tte. Dem Bewilligungsausschuss war das anscheinend zu bĂŒrokratisch und unausgegoren. Bis April 2007 hat die UniversitĂ€tsleitung nun Gelegenheit, den Antrag zu ĂŒberarbeiten um den Elitestempel in der zweiten Runde zu erhalten. Auffallend sind die Bekenntnisse zur VolluniversitĂ€t, die Hommelhoff nun allenthalben ablegt. Forderungen, die auf die SchlieĂung einzelner Institute abzielen, weist er mittlerweile kategorisch zurĂŒck: âDen Ritterschlag wollen wir nur als VolluniversitĂ€t: Eher wĂŒrde die Uni Heidelberg auf den Titel verzichtenâ, sagt Hommelhoff dem Magazin Karriere. Doch auch im Rektorat weiĂ man, dass dieser Kurs neue Konflikte erzeugen wird. Im Interview mit der RNZ gibt Hommelhoff unumwunden zu, dass Teile der Natur- und Lebenswissenschaften glaubten, âjeder Euro fĂŒr die Geisteswissenschaften sei suboptimal investiertâ. Das Rektorat wird nun alle Anstrengungen auf die zweite Runde konzentrieren. Der Senat ist bereits zusammengetreten und hat ein Team von âtop profilernâ berufen, das fĂŒr den Erfolg des zweiten Antrages sorgen soll. Das Rektorat hat angekĂŒndigt, bei der Ausgestaltung des neuen Antrages nun einen gröĂeren Kreis von FakultĂ€ten und Instituten einzubeziehen. Die elf Skizzen fĂŒr die zweite Antragsrunde sind breiter gestreut und sollen das komplexe Profil der Ruperto Carola als VolluniversitĂ€t unterstreichen. Dennoch stöĂt das Prinzip der Gelderverteilung nach Wettbewerbskriterien auf Widerstand. Der Germanist Professor Dieter Borchmeyer kritisiert, dass gleiche MaĂstĂ€be fĂŒr höchst unterschiedliche Disziplinen angelegt wĂŒrden. âDen Geisteswissenschaften ist dieses sportliche Konkurrenzdenken fremdâ, sagt er. Leistungen aus diesen Bereichen lieĂen sich oftmals nur schwer messen. Auch hĂ€tten viele geisteswissenschaftliche Institute nicht die freien KapazitĂ€ten, um arbeitsaufwĂ€ndige AntrĂ€ge fĂŒr Exzellenzcluster auszuarbeiten und zu formulieren. TatsĂ€chlich gesteht auch Hommelhoff den Natur- und Lebenswissenschaften einen Erfahrungsvorsprung zu, der ihnen das Einbringen von ForschungsantrĂ€gen bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) erleichtere. Auch aus diesem Grund plĂ€diert Borchmeyer fĂŒr eine gerechtere Verteilung: âIch finde GieĂkannen gut, schlieĂlich brauchen alle Pflanzen Wasser.â Dass es bisher keine deutschen Spitzenleistungen in der Forschung gebe, hĂ€lt Borchmeyer fĂŒr abwegig: âSchon jetzt werden viele deutsche Wissenschaftler, auch aus Heidelberg, von amerikanischen EliteuniversitĂ€ten umworben.â FĂŒr Verwirrung sorgten indes Aussagen von Dr. Wolfgang Gawrisch, der als Mitglied der âGemeinsamen Kommission Exzellenzinitiativeâ an der Entscheidung beteiligt gewesen war. Auf der Podiumsdiskussion des Spiegel-Forums sagte er, dass die QualitĂ€t der Lehre mit in die Bewertung eingeflossen sei. Hommelhoff erklĂ€rte hingegen, die Antragsvorgaben klammerten die Lehre explizit aus. Einhellige Meinung bestand jedoch darin, dass die Exzellenzinitiative zu einem Paradigmenwechsel fĂŒhre, der das deutsche Hochschulsystem nachhaltig verĂ€ndern wird. Genau aus diesem Grund verstummt auch die grundlegende Kritik an der Exzellenzinitiative nicht. Professor Michael Hartmann von der TU Darmstadt wies etwa darauf hin, dass bei steigenden Studierendenzahlen die Pro-Kopf-Ausgaben insgesamt verringert wĂŒrden. Es werde verschwiegen, âdass das zusĂ€tzliche Geld aus der Initiative dann nur bestimmten Disziplinen zugute kommtâ. So entstĂŒnden mehrere Kategorien von Hochschulen. Den wenigen EliteuniversitĂ€ten stehe eine groĂe Masse an Hochschulen gegenĂŒber, die zu reinen AusbildungsstĂ€tten degradiert werden. âDenen wird es sehr viel schlechter gehen als heuteâ, sagt Hartmann. |