13.11.2007
Bertelsmanns Macht
Politik und Projekte der Stiftung in der Kritik
Es gibt viele Großunternehmen, die durch eigene Stiftungen in Gemeinnütziges oder einzelne Projekte investieren. So auch die Bertelsmann-Stiftung. Doch im Gegensatz zu anderen hat sich Bertelsmann auf rein operative Maßnahmen spezialisiert.
Es gibt viele Großunternehmen, die durch eigene Stiftungen in Gemeinnütziges oder einzelne Projekte investieren. So auch die Bertelsmann-Stiftung. Doch im Gegensatz zu anderen Stiftungen hat sich Bertelsmann auf rein operative Maßnahmen spezialisiert: Statt stiftungsüblicher Förderung lautet das angebliche Ziel, exemplarische Lösungen für gesellschaftliche Defizite zu entwickeln und umzusetzen.
Dazu gehört unter anderem das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Kritiker, wie attac und der Bund demokratischer WissenschaftlerInnen, werfen der Bertelsmann-Stiftung und dem CHE vor, die Hochschulreform und die Einführung von Studiengebühren durch ihren Einfluss auf Politik und Wirtschaft vorangetrieben zu haben.
So wird eine Forsa-Umfrage beanstandet, die im Auftrag des CHE entstand. Hier sollten die Befragten drei Arten von Studiengebührenmodellen beurteilen, eine Ablehnung der Gebühren war nicht möglich. Die Teilnehmer wurden, nicht vom Forsa-Institut aber vom CHE, als Unterstützer der Studiengebühren präsentiert. Das Ergebnis sei dann, so die Kritiker, über die RTL-Gruppe (zu 90 Prozent im Besitz der Bertelsmann AG), zur Zeit der Studiengebühren-Kontroverse offensiv medial präsentiert worden. So entstand Kritikern zufolge der Eindruck, die Mehrheit der Studenten sei pro Studiengebühren, was wiederum Einfluss auf die Politik gehabt habe.
Mittlerweile hat sich eine breite Front gegen die Bertelsmann-Stiftung formiert: attac und ver.di fordern ein Ende der Steuerbegünstigungen, die Bertelsmann als gemeinnützige Stiftung erhält. Derweil sorgt die Stiftung auch anderweitig für Aufmerksamkeit: Im Zentrum für angewandte Politikforschung (CAP), das die Bertelsmann-Stiftung gründete und jährlich mit zwei Millionen Euro unterstützt, wurden die Räume von Bertelsmann Vorstandsmitglied und CAP-Leiter Werner Weidenfeld durchsucht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Stiftungsgelder zu eigenen Gunsten verwendet zu haben. Laut Kritikern wurden die Durchsuchung und die Vorwürfe bis heute systematisch aus den Medien gehalten.
von Fabian Wennemer