13.11.2007
Hempel auf dem Sofa
Das neuste Werk von Ralf König
Ist es psychosomatisch, wenn die Psychotherapeutin Silke Hempel sich jedesmal übergeben muss, sobald eine ihrer Patientinnen glücklich ist? Auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass es in ihrem Leben etwas prickelnder zugehen könnte:
Sie ist geschieden, ihr moppeliger Sohn verbringt die Pubertät mit Egoshootern und YouTube, und zu allem Überfluss hatte sie seit zu allem Überfluss hatte sie seit einem Jahr keinen Sex mehr.
Ein unsäglicher Zustand – findet auch ihr schwuler Freund Berthold. Und organisiert für Hempel ein Date mit Landwirt Martin: einem saftigen, naiv-aufdringlichen Carrera-Bahn-Liebhaber aus dem Frankenlande, der „bloss aa Fraa suchd, die richtich gut im Bedd is.“
Was bis hier noch halbwegs idyllisch klingt, entpuppt sich im Verlauf der Geschichte als einigermaßen verzwickt. Da gibt es Sprachbarrieren und sexuelle Hemmungen zu überwinden – und auch noch eine folgenreiche Verwechslung aus der Welt zu räumen. Ob Hempel da am Ende mit ihrem pessimistischen Beziehungsbild doch Recht behält? Nach dem fulminanten Zweiteiler „Dschinn Dschinn – Der Zauber des Schabbar“ und „Schleierzwang im Sündenpfuhl“ ist Comic-Ikone Ralf König mit „Hempels Sofa“ ein neuer Kunstgriff gelungen: Gekonnt schenkt er dem klassischen Thema „Beziehungsprobleme“ ein ebenso fesselndes wie unterhaltsames Gewand.
Wen stört es da, dass diesmal Frauen statt Männern die Intimssphäre geleckt wird? Auch wenn sich die Geschichte nicht hauptsächlich ums schwule Dasein dreht, ist sie ein Lesevergnügen sondergleichen, das man von der ersten bis zur letzten Seite nicht aus der Hand legen will. Ralf König weiß eben, was Leser wollen.
Ralf König: "Hempels Sofa", Rowohlt, ISBN 3-499-24529-9 148 Seiten, 9,95 Euro
von Lisa Grüterich