13.11.2007
Wer‘s findet, darf es lesen
Bookcrossing: Auf Büchersuche in Heidelberg
Es hat schon fast etwas Anarchisches an sich, ein Buch absichtlich an einem öffentlichen Ort abzulegen, damit es von jemandem mitgenommen wird. Das Buch „freilassen“, damit es „neue Freunde“ findet, heißt das in der Bookcrossing-Sprache.
Es hat schon fast etwas Anarchisches an sich, ein Buch absichtlich an einem öffentlichen Ort abzulegen, damit es von jemandem mitgenommen wird. Das Buch „freilassen“, damit es „neue Freunde“ findet, heißt das in der Bookcrossing-Sprache. Bookcrossing ist eine Art Schatzsuchen für Erwachsene und wird weltweit betrieben. Es geht darum, Bücher, die man nicht mehr braucht, nicht im Regal verstauben zu lassen. Man kann seine Bücher bei bookcrossing.com registrieren und sie danach an verschiedenen Orten auslegen. In Heidelberg sind derzeit 41 Bücher „freigelassen“. Eine Liste im Internet zeigt an, wo welche Bücher zu finden sind. Als Finder hat man die Möglichkeit, den ehemaligen Besitzer zu informieren, dass man das Buch gefunden hat.
Sein erstes Buch hat der Bookcrosser Chris Hägele durch Zufall gefunden: „Ich war mit meiner Freundin in der Altstadt und bin über ein Buch gestolpert. Es lag bei dem Brunnen am Marktplatz.“ Der Amerikaner Ron Hornbaker hat Bookcrossing 2001 erfunden. Weltweit gibt es heute mehr als eine halbe Million Bookcrosser, die über 4 Millionen Bücher in Umlauf gebracht haben. So beliebt wie in den USA, wo Bookcrossing zu einer neuen Lesekultur geführt hat, ist es hierzulande aber noch nicht. Was daran liegen könnte, dass viele der ausgesetzten Bücher nicht ohne Grund zuvor in den Regalen verstaubten.
Auch Chris Hägele hat die Erfahrung gemacht, dass wenige aktuelle und beliebte Bücher im Umlauf sind: „Bei den Büchern waren oft keine dabei, die mich interessiert haben.“ Eine der Regeln beim Bookcrossing lautet, nie ein Buch an einem Flughafen auszusetzen. Aus gutem Grund: Der Flughafen von Seattle wurde gesperrt, nachdem ein herrenloses Buch gefunden worden war. Die Polizei untersuchte es mit einem Röntgengerät. Anstatt Sprengstoff fanden die Beamten einen Zettel im Buch, mit der Aufforderung es zu lesen.
von Cara Schwab