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 Interview
29.01.2008

„Was wir tun, ist ganz echt“

Cornelius Meister über Klassik heute und Konzertreisen

Mit 27 Jahren ist Cornelius Meister, Generalmusikdirektor am Heidelberger Stadttheater, der jüngste seiner Zunft in Deutschland. Sein Publikum ist im Schnitt fast doppelt so alt wie er. Doch das stört ihn wenig.

ruprecht: Mit 27 Jahren sind Sie Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor. Ihr Publikum ist im Schnitt fast doppelt so alt. Stört Sie das?

Cornelius Meister: Ich glaube nicht, dass das Publikum im Schnitt doppelt so alt ist. Im Gegenteil: Ich bin ein wenig stolz darauf, dass es gelungen ist, in Heidelberg so viele Generationen in die Konzerte zu locken. Verglichen mit anderen Städten herrscht hier manchmal eine Stimmung wie bei einem Popkonzert.

ruprecht: In der Top 100 der Musik-Bestseller 2007 des Internet-Versandhauses Amazon findet sich nur eine einzige klassische CD. Warum steht die klassische Musik so im Schatten der Popmusik?

Cornelius Meister: Im Schatten heißt, es werden weniger CDs verkauft? Natürlich, wenn man rein nach den Zahlen geht, ist die Popmusik erfolgreicher. Aber das interessiert mich nicht so sehr. Mich interessiert, dass ich diejenigen, die im Konzert sind, erreiche. Die Zuhörer sollen eine bleibende Erinnerung mitnehmen. Dieses Bleibende ist in der klassischen Musik besonderes stark. Das zeigt auch ein anderer Vergleich: Welche Unterhaltungsmusik von vor 200 Jahren ist heute noch in den Charts und welche symphonische Musik?

ruprecht: Machen Sie doch ein wenig Eigenwerbung. Was kann klassische Musik über populäre Musik hinausgehend bieten?

Cornelius Meister: Zum einen das Live-Erlebnis. Damit meine ich zunächst, dass wir nicht elektronisch verstärkt werden. Alles was wir tun, ist ganz echt. Am Ursprünglichsten kommt das vielleicht beim Singen heraus, wenn der Sänger ja nur seine Stimme als Instrument gebraucht. Zum anderen gibt es in der Popmusik keine langen zusammenhängenden Werke. Selbst ein Programmalbum ist etwas anderes als eine Sinfonie von Anton Bruckner, bei der ein Satz allein schon 25 Minuten dauert. Das ist vielleicht etwas, was man nicht jeden Abend hören möchte, aber dafür habe ich das Selbstbewusstsein zu sagen: Die Menschen, die bei uns im Konzert waren, haben das am nächsten Morgen nicht vergessen.

ruprecht: Ihre Konzertreisen führten Sie nach Paris, Wien und Tokio. Klingt nach internationaler Karriere.

Cornelius Meister: Ich glaube, es ist wichtig, dass man weiß, wo man seine Wurzeln hat. Wenn man als Dirigent woanders zu Gast ist, kann man eine Woche lang aufblitzen, ist dann aber auch ganz schnell wieder weg. Viele Dinge kann man nur erreichen, wenn man kontinuierlich über Jahre hinweg mit ein und demselben Orchester arbeitet. Deswegen freue ich mich jedes Mal sehr, wenn ich von einer Reise zurückkomme. Ich bekomme neue Eindrücke, die ich meinem Heidelberger Orchester vermitteln kann – gerade in Ländern mit einer anderen Musizierkultur. Das ist schon witzig: Wir musizieren die gleichen Stücke, den gleichen Beethoven, den gleichen Mozart. Aber es ist eine ganz andere Arbeit, ob ich das in Asien, Amerika oder Europa dirigiere.

von Elena Eppinger und Johannes Schubert
   

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