05.05.2008
Wirtschaft und Ethik
"Sneep" bringt Studenten zum Nachdenken
Ob die Bezahlung Josef Ackermanns gerecht ist oder ob man ruhigen Gewissens bei Aldi einkaufen kann, diskutiert man Sonntags auf Anne Wills Couch, oder bei "sneep", einer neu gegründeten Initiative an der Uni Heidelberg.
Ob die Bezahlung Josef Ackermanns gerecht ist oder ob ruhigen Gewissens bei Aldi und Co. eingekauft werden kann, wird vor allem Sonntags auf Anne Wills Couch diskutiert -oder eben bei "sneep", der neuen Initiative hier an der Uni.
Geld, verknüpft mit moralischen, ökologischen oder ethischen Fragestellungen, wird schnell den Engagierten aus Kirche, der ökologischen Bewegung, Nichtregierungsorganisationen und den Wahlkampfrhetorikern überlassen. Um so erstaunlicher: Multis wie Nike, Shell und andere Großunternehmen bemühen sich neuerdings, ihr Profil hin zu mehr
Verantwortlichkeit zu schärfen. Das Zauberwort der Bewegung heißt CSR - corporate social responsibility.
Inwieweit kann aber wirtschaftliches und damit gewinnorientiertes Handeln nachhaltig sein? Passen Ethik, Moral und Kapital wirklich zusammen? Solche Fragen werden mit Glück in Seminaren und Vorlesungen selbst an einer Volluniversität wie Heidelberg nur kurz angeschnitten, jedoch nicht ausreichend geklärt, zeigt sich sneep-Mitglied Thiemo Wörthge enttäuscht.
So entstand gegen Ende des letzten Semesters die Idee, eine sneep-Gruppe in Heidelberg zu gründen. Die mittlerweile etwa zehn Studierenden aus den unterschiedlichsten Fachdisziplinen von Politik über Philosophie bis hin zu Physik, wollen nicht vorrangig ein konkretes Unternehmen beraten, sondern vielmehr ein Diskussionsforum schaffen, um den Begriffen CSR und Wirtschaftsethik näher zu kommen.
Die unterschiedliche fachliche Herkunft sehen sie als Vorteil, um sich so von vielen unterschiedlichen Seiten der Thematik nähern zu können. Dabei haben sie sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Bei den alle zwei Wochen stattfindenden
Treffen werden immer neue Aspekte der Wirtschaftsethik gemeinsam erarbeitet. So soll zuerst die ökonomische, später die Bedeutung des Staates und schließlich die Rolle des Individuums in diesem Spannungsfeld diskutiert werden.
Wichtig ist den Mitgliedern, nicht realitätsfern aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm heraus zu argumentieren, sondern immer die Möglichkeit der konkreten Umsetzung vor Augen zu haben. Nachdem die ersten Hürden der
Gründung überwunden sind, wird ein wissenschaftliches Kuratorium eingerichtet, um den Kontakt zu Uni und Forschung zu halten und zu intensivieren. Langfristig soll eine jährlich stattfindende Podiumsdiskussion zum Thema etabliert werden. Wichtig: sneep-Gruppen gibt es in ganz Deutschland.
Dieses Netzwerk sowie die Kooperation mit dem deutschen Netzwerk für Wirtschaftsethik e.V. eröffnen neue Möglichkeiten. So können Erfahrungen ausgetauscht, Praktikumsplätze angeboten und ein intensiver Dialog mit
Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft geführt werden.
Homepage des Vereins:
www.sneep.info
von Thomas Heberle