05.05.2008
"Nie wieder Fußball spielen"
Literat Hellmuth Karasek im Interview
Als Theaterwissenschaftler, Literaturkritiker und Buchautor prägte er die deutsche Kulturwelt. Mit uns sprach er nun über sein neuestes Buch und erinnert sich an seine Zeit beim „Literarischen Quartett“.
Hellmut Karasek hat als Theaterwissenschaftler, Literaturkritiker und Autor die deutsche Kulturwelt geprägt. Im Interview sprach er mit ruprecht über sein neuestes Buch und seine Zeit beim „Literarischen
Quartett“.
ruprecht: Ihr aktuelles Werk „Vom Küssen der Kröten“ ist eine Sammlung von Glossen, die Sie für die Berliner Morgenpost und das Hamburger Abendblatt geschrieben haben. Welches ist Ihr Lieblingstext?
Hellmut Karasek: Ich habe keine Lieblingsglosse. Ich hoffe, die Leser haben irgendwann eine, aber ich liebe alle meine Kinder. Die missratenen besonders (lacht).
Welche drei Bücher haben Sie in Ihrem privaten Werdegang nachhaltig berührt und verändert?
Das ist schwer zu sagen, aber ich bin mir ganz sicher, dass mich Der Prozess“ von Kafka verändert hat. Auch das erste Kapitel vom „Amerika“-Roman, „Der Heizer“. Außerdem die „Erziehung der Gefühle“ und „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert. Aber mich haben auch Grimms Märchen verändert und Wilhelm Busch.
Sie waren Mitglied des „Literarischen Quartetts“. Was ist Ihnen da prägend in Erinnerung geblieben?
Ach Gott, das Schöne war, dass wir immer zur gleichen Zeit gezwungen waren, die gleichen Bücher zu lesen. Und das ist, wie wenn man mit jemandem eine Reise macht. Bücher sind eine gute Abpufferung für einen persönlichen Kampf. Sie wissen auch, wenn man mit seinem Freund oder seiner Freundin ins Kino geht und die finden den Film nicht gut, aber du findest ihn gut, dann gleicht das einer persönlichen Beleidigung. Über Bücher möchte man immer solidarisch sein. Wir im „Literarischen Quartett“ waren aber nicht immer einer Meinung, was dann schlussendlich auch zu dem großen Krach mit Frau Löffler geführt hat.
Können Sie sich dennoch eine Wiedervereinigung des „Literarischen Quartetts“ vorstellen?
Nein, nein, nein! Man kann nicht zweimal im selben Fluss schwimmen. Man muss auch endlich einsehen, dass alles irgendwann vorbei ist. Das ist, als wollte ich jetzt wieder Fußball spielen. Es hat alles seine Zeit!
Herr Karasek, vielen Dank für das Interview!
von Elena Eppinger, Angela Knierim