05.05.2008
„Unvertretbarer Eingriff“
Interview mit Kunsthistoriker Michael Hesse
Ein bescheidener Bau reicht nicht, eine großformatige Lösung wäre kein zu vertretender Eingriff. Zum Thema Erweiterungsbau sprach der ruprecht mit dem Heidelberger Kunsthistoriker Professor Michael Hesse.
Zum Thema Erweiterungsbau sprach der ruprecht mit dem Heidelberger Kunsthistoriker Michael Hesse.
ruprecht: Was halten Sie von dem geplanten Erweiterungsbau am Kongresshaus?
Michael Hesse: Sehr wenig. Ein bescheidener Ergänzungsbau würde nicht den gewünschten Funktionen entsprechen. Die angestrebte großformatige Lösung hingegen wäre ein nicht zu vertretender Eingriff in den Stadthallenbau und in das Heidelberger Stadtbild an einer äußerst sensiblen Stelle.
Wird der Stil des Gebäudes dadurch sehr stark beeinträchtigt?
Es geht gar nicht um Stilfragen. Henkenhaf und Ebert, die Architekten der Stadthalle, haben damals schon ein großes Raumvolumen realisiert mit einem absichtlich vielfältig und kleinteilig gegliederten Bau. Eine annähernde Verdoppelung – darauf läuft es hinaus – würde jeden Maßstab sprengen.
Kritiker befürchten, dass die Erweiterung auch das Stadtbild, vom Philosophenweg aus gesehen, verändern wird.
Das ist ein zentrales Problem. Und zwar nicht nur für die Sicht vom Philosophenweg. Heidelbergs Weltgeltung beruht ja nicht darauf, dass Sie hier wie in Rom oder Paris überall ganz tolle Bauten finden. Die Weltgeltung beruht auf dem Stadtbild als einem Ganzen, auf der malerisch gestaffelten Altstadtbebauung unterhalb der Schlossruine, wo sich das Neckartal in die Rheinebene öffnet. Das hat man seit Jahrhunderten so wahrgenommen, denken Sie nur an Turners Heidelberg-Ansichten. Ein Erweiterungsbau würde genau dieses Ensemble zerstören, egal, von wo man schaut.
Wie stehen Sie dazu, dass der Montpellierplatz dem Projekt weichen müsste?
Der Platz gehört unverzichtbar zum Baudenkmal Stadthalle, weil er ihr in der dicht gedrängten Altstadtbebauung ein Mindestmaß an räumlicher Wirkung gibt.
Könnte man Änderungen auch so vornehmen, dass sie ins Stadtbild passen?
Schauen Sie sich die größeren Neubauten aus den letzten Jahren und Jahrzehnten in der Altstadt an und bleiben Sie dann optimistisch.
von Melanie Schork