05.05.2008
Wohin mit dem Geld?
Ausgabenstau: Uni gibt GebĂŒhren nicht aus
Das Investieren der StudiengebĂŒhren bereitet den Instituten der UniversitĂ€t Probleme. Das fĂŒhrte in einigen FĂ€chern bereits zu einigen zweckentfremdeten Ausgaben.
Das Investieren der StudiengebĂŒhren bereitet den Instituten gröĂere Probleme als erwartet. Das fĂŒhrte an einigen FĂ€chern zu teils zweckentfremdeten Ausgaben. âDem wachsenden Geld folgt die Sorge.â Was schon Horaz erkannte, musste nun auch die UniversitĂ€t Heidelberg feststellen.
Investitionen in wenig durchdachte oder unsinnige Projekte kritisierte auch Sven Lehmann, ehemaliges Mitglied der Senatskommission, im GesprĂ€ch mit dem ruprecht. Lehmann fĂŒhrt die Probleme an den Instituten auf den Druck seitens des Rektorats zurĂŒck, welches als Reaktion auf den Ausgabenstau im vergangenen Semester eine raschere Ausgabenpolitik forderte: âEinige Institute haben daraufhin Möbel oder unnötige Tutorien finanziert.â Ob aber solche Anschaffungen von StudiengebĂŒhren getĂ€tigt werden sollen, hĂ€lt Lehmann fĂŒr fragwĂŒrdig.
Beispiele dafĂŒr, dass mehr Wert auf QuantitĂ€t als auf QualitĂ€t gelegt werde, beobachtet er nach eigenen Worten in mehreren Fachbereichen. So wĂŒrden bei den Politikwissenschaftlern Tutorien fĂŒr fast jede Veranstaltung angeboten, die zum Teil auf keine Nachfrage stieĂen. âIch halte Tutorien prinzipiell keineswegs fĂŒr unsinnig, aber wenn ein Tutorium keine Teilnehmer findet, dann handelt es sich meiner Meinung nach um herausgeschmissenes Geld.â
Andere Institute hĂ€tten sich neue Möbel angeschafft; hier stört das Fachschaftsmitglied auch der teils verschwenderische Umgang mit Geld. Bedauerlich findet der Student, dass fĂŒr eine Ausarbeitung von an und fĂŒr sich guten, aber nicht ausreichend entwickelten AntrĂ€gen aus der Studentenschaft in den GebĂŒhrenkommissionen der einzelnen Institute oft keine Zeit bleibt.
Laut Uni-Pressesprecher Michael Schwarz hat die Uni im vergangenen Wintersemester 9,1 Millionen Euro von insgesamt 21.000 gebĂŒhrenpflichtigen Studierenden kassiert. Wie die RNZ Ende MĂ€rz berichtete, sei von dieser Summe bis zur Mitte des Wintersemesters nur knapp die HĂ€lfte ausgegeben worden. Auskunft ĂŒber die Höhe der Ausgaben konnte Schwarz nicht liefern, betonte aber: âDas Rektorat hat Druck gemacht, dass die Mittel sinnvoll verwendet und eingesetzt werden.â
Letzteres wird in der RNZ dahingehend zitiert, dass man sich zwar Probleme bei der Verteilung von StudiengebĂŒhren eingesteht, jedoch weiterhin an den Sinn von StudiengebĂŒhren glaube. âDie EntscheidungsspielrĂ€ume fĂŒr die Institute sind gröĂer geworden. Das ist fĂŒr viele neuâ, zitierte das Blatt den Prorektor fĂŒr Lehre, Thomas Pfeiffer. Der sehe die Lösung in
einer Reformierung des Verteilungssystems, das bisher 95 Prozent der Verteilungsmacht den einzelnen Instituten und nur fĂŒnf Prozent der zentralen GebĂŒhrenverwaltung zugesteht.
GegenĂŒber dem ruprecht wiederholte Pfeiffer seine Stellungnahme nicht: Einen zunĂ€chst zugesagtern GesprĂ€chstermin sagte er kurzfristig âaus zeitlichen GrĂŒndenâ wieder ab. Ohnehin weniger im Ausgabenstau als vielmehr im fehlenden
Konzept fĂŒr eine langfristige Verbesserung der Lehre sieht Lehmann das Problem bei der Ausgabe der StudiengebĂŒhren begrĂŒndet: âDie SchwĂ€chen und Probleme der einzelnen Fachbereiche werden vom Rektorat eher verdeckt, als dass
der Versuch unternommen wird, sie inhaltlich zu lösen.â Das liege nicht zuletzt an der Exzellenzinitiative, âderentwegen ein besonders gutes Licht auf die UniversitĂ€t geworfen werden soll.â Das Rektorat sei nicht bereit, sich auf eine inhaltliche Diskussion mit der Studentenschaft einzulassen.
Vor der Auflösung der Senatskommission, die bis dato fĂŒr die zentrale Verteilung von fĂŒnf Prozent der StudiengebĂŒhren zustĂ€ndig war, hĂ€tten ihre studentischen Mitglieder genau dies gefordert (ruprecht berichtete). Nicht nur in der zentralen GebĂŒhrenverwaltung, sondern auch bei den einzelnen Institutskommissionen herrsche zum Teil Uneinigkeit zwischen
Studierenden und Lehrpersonal, kritisiert Lehmann.
von Julia Held, Isabelle Daniel