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 Hochschule
06.07.2010

Der versteckte Bachelor

Auch das Lehramtsstudium wird modularisiert

Ab dem Wintersemester wird eine neue Prüfungsordnung das Lehramtsstudium für Gymnasiallehrer nach Bachelor-Manier verschulen. Seminare und Vorlesungen werden ab Okober modularisiert und mit ECTS-Punkten versehen.

Ab dem Wintersemester wird eine neue Prüfungsordnung das Lehramtsstudium für Gymnasiallehrer nach Bachelor-Manier verschulen. Seminare und Vorlesungen werden ab Okober modularisiert und mit ECTS-Punkten versehen.

Eine weitere Änderung: Die Noten aus den jeweiligen Modulprüfungen machen 70 Prozent der Abschlussnote des Ersten Staatsexamens aus. 30 Prozent stammen aus den mündlichen Abschlussprüfungen der beiden Hauptfächer.

Der bisherige Studienaufbau mit zehn Semestern Regelstudienzeit bleibt in seiner Grundstruktur erhalten. Das Schulpraxissemester nimmt in der 2009 beschlossenen Gymnasiallehrerprüfungsordnung I (GymPO I) eine für die Fortführung des Studiums wichtigere Rolle ein als bisher: Die Schulleitung entscheidet dabei, ob der Student das Praktikum bestanden hat und somit für die Erste Staatsexamensprüfung zugelassen wird.

Pädagogische Studien, Fachdidaktik und das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium werden in Module umgewandelt. Neu hinzu kommen das Modul „Personale Kompetenz“ sowie zusätzliche Zugangsvoraussetzungen. So müssen die Bewerber an einem Lehrerorientierungstest teilnehmen und ein zweiwöchiges Orientierungspraktikum absolvieren, das spätestens bis zum dritten Fachsemester nachgewiesen werden muss.

 Bei dem Test wird beispielsweise gefragt, wie gerne der Bewerber „den Schülern einen Sachverhalt erklären“ oder „Kinder aus anderen Kulturen in die Klasse integrieren“ will. Hier sollen die Fähigkeiten und das Interesse an der Unterrichtsgestaltung oder der Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern vorweg überprüft werden. Das Testergebnis fließt nicht in die Bewerbung ein, der Bewerber muss lediglich die Durchführung nachweisen.

Bereits eingeschriebene Studenten führen ihr Studium gemäß der alten Wissenschaftlichen Prüfungsordnung (WPO 2001), fort. Diejenigen, die im kommenden Wintersemester ein drittes zusätzliches Fach als Erweiterungsfach studieren möchten, können in den meisten Fachbereichen noch zwischen beidem wählen.


Ein Kommentar von Stefanie Fetz

Verschultes Studium – Schule für zukünftige Lehrer also. Das macht sich nicht nur in der Modularisierung, der zunehmenden Anwesenheitspflicht und der größeren Bedeutung von Noten bemerkbar. Auch müssen die Lehramtsstudenten bis zum dritten Semester ein zweiwöchiges Orientierungspraktikum nachweisen.

Sie sollen am besten gleich nach der Schule einen schnellen Wechsel vollziehen, vom Schülerdasein zum Lehrenden. Aber was bringt dieses Praktikum? Selbständig dürfen die baldigen Studenten nicht wirklich viel machen, verlängern eigentlich nur das Absitzen in der Klasse. Denn der Platz vor dem Plenum ist heiß umkämpft von Referendaren und Studenten im Schulpraxissemester, die wesentlich mehr Erfahrung und Kompetenz aufweisen. Die Orientierungssuchenden bleiben in den hinteren Reihen, auch weil es an den Schulen keine zusätzlichen Betreuungskapazitäten gibt.

Ganz generell wirkt die Novellierung des Studienaufbaus des Lehramts an Gymnasien im Zuge der Modularisierung wieder einmal wie das Überstülpen einer Maske. Eigentliche Fachveranstaltungen werden als Didaktik-Module verkleidet. Es werden Fehler wiederholt, die bei der Umstrukturierung von anderen Abschlüssen bereits kritisiert werden.

Das äußerliche Gerüst wird umgebaut, inhaltlicher Veränderungsbedarf wird ignoriert. Warum nicht mal Pädagogische Hochschulen als Vorbild nehmen, die sich Zeit nehmen für Fachdidaktik, Praktikumstage über einen längeren Zeitraum in das Studium integrieren und die Belastung durch Notendruck nicht künstlich erhöhen? Mit der GymPO I bleiben Schüler Schüler, obwohl sie Lehrer werden sollen.

von Stefanie Fetz
   

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