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Feuilleton
18.12.2011
So nah und doch so fern Mannheimer Museen feiern 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen Seit ĂŒber einem Jahrhundert pflegen Deutschland und Japan ihre politischen Beziehungen. Eine RĂŒckschau widmet sich nun noch bis zum 5. Februar 2012 dem Versuch, die Bande zwischen den beiden LĂ€ndern auch fĂŒr die Zukunft zu stĂ€rken. Viel LĂ€rm um Nichts möchte man nach dem Besuch der Ausstellung âFerne GefĂ€hrten â 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungenâ in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim mit Bedauern meinen. Jenes âNichtsâ bezieht sich hierbei jedoch keineswegs auf die durchweg sehr interessanten und teils einzigartigen Exponate. Vielmehr die PrĂ€sentation ist es, welche dem Besucher unangenehm aufstöĂt. GroĂe Erwartungen wurden genĂ€hrt, als sich am 6. November namhafte Honoratioren zur feierlichen Eröffnung der Ausstellung anlĂ€sslich des JubilĂ€umsjahres der deutsch-japanischen Beziehungen einfanden. Neben lokal- und landespolitischer Prominenz reisten Takahiro Shinyo, japanischer Botschafter in Deutschland und BundesprĂ€sident Christian Wulff an. Sie gaben der Ausstellung allerlei gute WĂŒnsche mit auf den Weg. So Ă€uĂerte Christian Wulff die Hoffnung, dass die Ausstellung âdas Interesse an Japan steigere und die Freundschaft mit Japan vertiefe.â Zu diesem Zweck veranschaulichen mehr als 500 Exponate die wechselhafte Geschichte der politischen und kulturellen Verbindungen zwischen den beiden LĂ€ndern. Angefangen bei der ersten Kontaktaufnahme und dem preuĂisch-japanischen Handelsvertrag 1861 bis zum Sieg der japanischen FrauenfuĂballnationalmannschaft bei der WM 2011 und der Atomkatastrophe von Fukushima. Dabei folgt der Rundgang durch die Ausstellung den Geschehnissen chronologisch und fasst diese in drei groĂe Themenabschnitte zusammen. Den Beginn markiert dabei jene Phase der âGoldenen Jahreâ, vom ersten Kontakt zwischen Deutschland und Japan bis zum Ersten Weltkrieg. Am 24. Januar 1861 unterzeichneten Friedrich Graf zu Eulenburg und Shogun Tokugawa Iemochi den deutsch-japanischen âFreundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertragâ. Neben dem Original jenes Kontraktes veranschaulichen auch einige beachtenswerte Fotografien jener Mission diese erste politische AnnĂ€herung. Doch auch der kulturelle Austausch der zwei LĂ€nder in den Folgejahren und der aufkommende deutsche âJaponismusâ finden ihren Platz in der Ausstellung. Diese Ăra endete jedoch mit der Entfremdung beider Staaten und ihrer Gegnerschaft wĂ€hrend des Ersten Weltkrieges. Die zweite groĂe Epoche der deutsch-japanischen Beziehungen wird von den beiden Weltkriegen flankiert. Diese Phase ist von der AnnĂ€herung beider LĂ€nder, aber gleichermaĂen auch von jenen Fehlentwicklungen beiderseits geprĂ€gt, die in den Zweiten Weltkrieg mĂŒndeten. In der Ausstellung zeigt sich diese Ăra am 770er Mercedes des japanischen Kaisers Hirohito aus dem Jahr 1935 und zwei eindrucksvollen japanischen Kriegskimonos. Die bis heute andauernde letzte Ăra der Verbindung beider LĂ€nder setzte mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein. Neben der Anfangsphase der Demokratisierung, hierzulande wie in Japan, greifen einzelne Themenpavillions zudem verschiedene aktuelle Entwicklungen auf. Zu den Exponaten gehören neben dem ersten FaxgerĂ€t ebenso Mangas aus beiden LĂ€ndern. Das Ende des Rundgangs markieren zeitgenössische Werke des deutsch-japanischen KĂŒnstlers Kanjo TakĂ©, darunter auch eine Installation zur Katastrophe von Fukushima. Den eingangs geĂ€uĂerten AnsprĂŒchen wird die Sonderausstellung jedoch nur zum Teil gerecht. Die kurze Phase von zehn Monaten, welche fĂŒr Konzeption und Realisierung zur VerfĂŒgung stand, ist allzu deutlich anzumerken. So krankt die PrĂ€sentation besonders zu Beginn an einer unzureichenden Beleuchtung von Exponaten und begleitenden Texten. Viele StĂŒcke lassen sich in ihrer Inszenierung und Positionierung nur schlecht betrachten, viele Texte nur schwer lesen. Einige besonders interessante Exponate wie etwa die Fotografien der Eulenburg-Mission von 1861 werden nur lieblos in einem Ordner prĂ€sentiert. Die QualitĂ€t der Inszenierung steigt jedoch beim Fortschreiten des Rundganges. Die beiden raumhohen Banner mit StraĂenansichten der 1930er Jahre aus Berlin und Tokyo vermögen es sogar zeitweise die rund 9000 Kilometer Entfernung zu ĂŒberbrĂŒcken. Jegliche NĂ€he zu den âfernen GefĂ€hrtenâ aus dem âLand der aufgehenden Sonneâ bleibt dem Besucher in vielen FĂ€llen dennoch verwehrt. Sie bleiben fern. |