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Feuilleton
28.12.2011
Heidelberg ist keine Kinostadt Theresia Bauers Lob auf die hiesige Kinolandschaft ist Realsatire Unser Redakteur Kai Gräf hat sich über das Lob der Ministerin (unter anderem für) Kunst geärgert. Auch wenn die Programmkinos der Stadt Erfolge feiern, sei das kein Beleg für eine „Kinostadt Heidelberg“ - denn das Kinosterben hält seit fast 20 Jahren an. Politikersprech vermittelt im Allgemeinen nur ein stark vereinfachtes Bild der Realität. Angesichts der jüngsten Absonderung der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst fragt man sich jedoch: In welcher Welt lebt eigentlich Theresia Bauer? Die grüne Ministerin ist auch direkt gewählte Abgeordnete des Heidelberger Landtagswahlkreises. Dennoch muss vermutet werden, dass sie ihre Stadt kaum kennt, wenn sie anlässlich der Auszeichnung der Kinohäuser „Gloria“, „Gloriette“ und „Kamera“ durch das Land Baden-Württemberg verkündet: „Heidelberg ist eine Kinostadt“. Nun kann man von der Ministerin nicht verlangen, die letzte Ausgabe des ruprecht gelesen zu haben, in dem wir ausführlich das Aus des letzten Mainstream-Kinos Lux-Harmonie in der Altstadt besprochen haben. Auch besteht kein Zweifel daran, dass Gloria und Kamera für ihr Jahresfilmprogramm zu Recht ausgezeichnet werden. Wohl aber muss man von Theresia Bauer verlangen können, dass ihr zur Lage des Kinostandorts Heidelberg mehr einfällt als warme Worte zur (verdienten) Auszeichnung seiner Programmkinos. Die vorgebliche Kinostadt ist eine sterbende und die zuständige Ministerin und Abgeordnete betreibt Realsatire. 15 Kinos soll es einst in Heidelberg gegeben haben; der Spiegel berichtete 1994 von der „Kinohauptstadt“ Heidelberg mit mehr als fünf Kinobesuchen pro Einwohner im Jahr. Sechs Jahre später zählte man noch sieben Lichtspielhäuser, zusammen immerhin 2.684 Zuschauer fassend. Doch das Kinosterben ging weiter: Kammer, Schloßkino, Studio Europa sind nur die drei jüngsten Beispiele. Nach der Schließung des Lux- Harmonie bleibt kein einziges großes Mainstream-Kino im gesamten Stadtgebiet. Nur noch 432 Plätze teilen sich dann Karlstor, Gloria und Kamera. Keines davon zeigt Blockbuster-Filme. Soviel zur Chronologie der Filmkrise – ein Trauerspiel, nicht nur für Cineasten. Wünschenswert wäre, wenn auch Theresia Bauer davon Kenntnis nähme und die dahinscheidende ehemalige Kinohochburg nicht nur für die letzten Lebenszeichen lobte, sondern echte Vorschläge zu ihrer Gesundung machte. Heidelberg ist keine Kinostadt. |