18.01.2011
Von wegen Orchideenfach
Platzmangel und Personalengpässe bei Japanologen
Raum- und Personalmangel beschäftigen die Japanologen seit Langem. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.
„Unsere Hauptsorge ist, dass die Japanologie einfach unterschätzt wird“, erklärt Richard Seydewitz, Bachelor-Student im sechsten Semester. Bereits seit Jahren steigt die Anzahl der Studierenden der Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Japanologie stetig an. Im aktuellen Wintersemester kamen 85 neue Hochschüler dazu. Derzeit studieren insgesamt 350 Studenten an diesem Institut.
Für eine derart große Anzahl von Studierenden ist das Institut nicht gerüstet. Nur drei eher an Schulklassenzimmer erinnernde Räume stehen zur Verfügung. Einen weiteren Raum teilt man sich mit den Chinawissenschaftlern vom Sinologischen Institut. Durch die Einführung der Geschwisterregelung sind auch die Einnahmen durch Studiengebühren um etwa ein Drittel zurückgegangen. Desweiteren müssen inzwischen Pflichtveranstaltungen aus Studiengebühren bezahlt werden, um den regulären Betrieb aufrecht zu erhalten.
Zusätzlich ist durch die Einführung des Bachelors der Arbeitsaufwand der Stundenten stark gestiegen. So haben sie im ersten Semester gleich 18 Semesterwochenstunden (SWS) Sprachunterricht, vier SWS Geschichtsmodul und vier SWS „Ostasien in der Weltgeschichte“. Dazu kommt ein weiteres Nebenfach. Durch den extremen Raummangel müssen sich in den beiden Sprachkursen im ersten Semester derzeit je knapp 40 Studenten in einen viel zu kleinen Raum quetschen. Teilweise sitzen die Studenten sogar bis in den Flur.
Demgegenüber stehen zur Betreuung nur eine Professorin, eine Dozentin, eine Assistenzstelle und zwei Lektoren zur Verfügung. Für eine weitere Professorenstelle, die aus gesundheitlichen Gründen des Dozenten ein Jahr früher als geplant vakant wurde, konnte zwar eine Vertretung gefunden werden, die nun auch bis zum Sommersemester 2012 verlängert wurde. Doch dies ist auf Dauer keine gute Lösung. „Uns wäre natürlich eine unbefristete Festanstellung am liebsten“, sagte eine Mitarbeiterin des Instituts. Doch dafür fehlt der Japanologie das Geld.
Dass der Unialltag trotzdem gut gemeistert wird, liegt vor allem an der guten Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrenden.
von Thomas Leurs