11.07.2011
„Es geht schon irgendwie“
Psychologie erwartet Ausgleich für Studiengebühren
Die Studiengebühren werden abgeschafft und sollen durch Landesmittel vollständig kompensiert werden. Im Psychologischen Institut sieht man der bevorstehenden Umstellung gelassen entgegen.
Die Studiengebühren werden abgeschafft und sollen durch Landesmittel vollständig kompensiert werden. Im Psychologischen Institut sieht man der bevorstehenden Umstellung gelassen entgegen.
Im kommenden Wintersemester müssen die Studierenden in Baden-Württemberg zum letzten Mal für die Uni tief in die Tasche greifen: Danach sind Studiengebühren Geschichte. Damit aber die Annehmlichkeiten, die die Institute mit dem Geld bereitgestellt haben, nicht genauso wieder verschwinden, hat das Land den Universitäten Kompensationszahlungen zugesagt. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer kündigte an, für diese Ersatzzahlungen auf Mittel aus dem Landeshaushalt zurückzugreifen, die mit höheren Steuereinnahmen gedeckt würden.
Ziel solle es sein, dass die Studierenden kein Geld mehr zahlen müssen, die verbesserte Studiensituation mit bezahlten Sprachkursen, Freikopien oder zusätzlichen Tutorien oder Lehrveranstaltungen aber dennoch weiterhin sichergestellt ist. So der Plan.
Dieser Plan ist aber noch nicht fertig. „Der Gesetzesentwurf soll noch vor der politischen Sommerpause stehen. Bisher sind für das ganze Land 137 Millionen Euro als Ersatzmittel für die Universitäten eingeplant“ kündigt Jochen Laun, Pressesprecher des Wissenschaftsministeriums, an. „Die Ersatzzahlungen vom Land sollen genau wie die Studiengebühren ausschließlich für die Verbesserung von Studium und Lehre verwendet und auch mit den Studierenden im Einvernehmen verteilt werden“, sagt Laun weiter.
An der Uni harrt man derzeit der Dinge, die da kommen: „Wir wissen noch nichts Genaueres“ sagt Joachim Schahn vom Psychologischen Institut, mit Blick auf das unfertige Gesetz. Die Psychologen finanzierten mit den Studiengebühren Computerarbeitsplätze, Tutorien und zusätzliche Lehrveranstaltungen. Wenn die Ersatzzahlungen vom Land geringer ausfielen als versprochen „würde es aber auch irgendwie gehen“, sagt Schahn. „Vorher ging es ja auch.“ Das ServiceÂniveau könne aber nicht gehalten werden. Schon jetzt sparen die Psychologen kräftig. Durch Geschwisterregelung und die verkürzte Studienzeit von Bachelor und Master kommt ohnehin immer weniger Geld in die Kasse.
Unabhängig davon sieht Schahn die Studierenden insgesamt auf der Gewinnerseite, auch wenn die Ersatzzahlungen nicht den vollen Umfang der Studiengebühren erreichen sollten und Serviceleistungen gestrichen werden müssten: „Dann müssen die Studierenden wieder längere Schlangen bei der Studienberatung in Kauf nehmen und ihre Kopiegebühren eben wieder selber zahlen – mit dem Geld, das sie an Studiengebühren einsparen.“ Allerdings seien Institute mit Studiengängen ohne NC viel mehr als die Psychologen auf die Studiengebühren und deswegen auch auf ausreichende Kompensationszahlungen angewiesen.
Man darf gespannt sein, was aus der Zusage der Politik wird und ob die Ersatzzahlungen tatsächlich voll kompensieren können. Aber auch Gelassenheit ist erlaubt: Selbst wenn der angenehme Service eingeschränkt werden müsste, blieben den Studierenden 500 Euro mehr im Semester. Viel Geld, für das sie vielleicht auch längere Wartezeiten beim Studienberater in Kauf nehmen.
von Benjamin Weineck