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 Heidelberg
14.11.2011

Letztes großes Kino schließt

Lux-Harmonie stellt Spielbetrieb ein - Alternativen erst in einigen Jahren

Nur noch bis Ende Dezember zeigt das Lux-Harmonie Filme, danach gibt es in der Stadt kein Mainstream-Kino mehr. Foto: Katharina Kolvenbach

Eigentlich sollte erst in zwei Jahren Schluss sein, doch jetzt kommt alles schneller als gedacht: Bereits zum Jahresende zieht sich der Kinobetreiber Cinestar aus Heidelberg zurück und schließt das Lux-Harmonie. Bis zur Eröffnung eines neuen Hauses werden mehrere Jahre vergehen.

Noch stehen die Kinobesucher Schlange quer über die Hauptstraße. Der Samstag-Abend Anfang November scheint ein einträgliches Geschäft zu werden für die Kino-Betreiber des letzten großen Kinos in Heidelberg. Doch das Lux-Harmonie, das bereits seit den 1950er Jahren als Lichtspielhaus existiert, wird aller Voraussicht nach nur noch bis Ende des Jahres Kinofilme zeigen.

Die Betreiberfirma Cinestar, die das Kino vor einigen Jahren aus der Konkursmasse der insolventen UFA übernommen hatte, zieht sich aus Heidelberg zurück. Nach ihren Angaben ist das Lux-Harmonie nicht mehr profitabel und müsste grundlegend erneuert werden. Zwar hegen einige Angestellte den Plan, das Kino in Eigenregie zumindest vorübergehend weiterzuführen. Doch gibt es bislang keine Einigung mit dem Besitzer des Gebäudes, der den Pachtvertrag ohnehin für Ende 2013 gekündigt hatte.


Damit befände sich Heidelberg in der deutschlandweit einmaligen Situation, dass es im gesamten Stadtgebiet kein einziges großes Mainstream-Kino mehr gibt. Seit den 1990er Jahren erlebt die Stadt einen konstanten Rückgang der Kinoszene, der den allgemeinen Rückgang in Deutschland bei weitem übertrifft. Während sich in Mannheim und dem Umland sowohl große Mainstream- als auch kleine Programmkinos profitabel etabliert haben, wurden in der ehemaligen Kinohochburg zuletzt die traditionellen Spielstätten Schloß-Kino und Studio-Europa geschlossen.


Um die Problematik zu lösen, versuchen Politik und Stadtverwaltung seit Bekanntgabe der kurzfristigen Schließung des Lux-Harmonie verstärkt, langfristige Alternativen zu finden. Ein Neubau soll mit Unterstützung der Stadt realisiert werden. „Wir erarbeiten schon seit einiger Zeit mögliche Standorte für einen Kinoneubau“, beteuert Matthias Friedrich von der Stadt Heidelberg. „Konkret geht es um Grundstücke rund um den Hauptbahnhof und den neuen Stadtteil Bahnstadt, aber auch ein Parkplatz in der Friedrich-Ebert-Anlage ist im Gespräch.“ Kurzfristig versucht die Wirtschaftsförderung außerdem, eine provisorische Zwischenlösung zu finden. Denn bis ein solches Bauvorhaben realisiert werden kann, werden noch Jahre vergehen. „Im Moment sondieren wir aber noch die Lage, da ist noch nichts spruchreif“, so Friedrich.


Dabei ist die Situation eigentlich nicht neu. Bereits vor knapp 20 Jahren gab es ähnliche Diskussionen über einen Kinoneubau in Heidelberg. Schon damals hatten Experten die Notwendigkeit einer langfristigen Planung erkannt und ein Konzept gegen das Kinosterben gefordert. Im Wesentlichen ging es dabei sogar um dieselben möglichen Standorte wie in der aktuellen Diskussion. Doch eine Einigung konnte in Heidelberg nicht erzielt werden.


„Letztlich fehlte wohl auch der akute Problemdruck bei den Verantwortlichen“, vermutet Christian Spickert. Der Mannheimer Kinobetreiber hätte Interesse am Betrieb eines neuen Lichtspielhauses. „Ein Kinostandort braucht Abwechslung, um für die Besucher attraktiv zu sein. Man muss heutzutage ein breites Angebot an Filmen bieten, die Leute wollen Mainstream und Arthouse zusammen in einer Stadt sehen können. Aber dafür braucht man eben auch eine entsprechende Anzahl an Leinwänden.“


Momentan durchlaufen die Pläne für einen neuen Kinostandort noch einzelne Stadtteilbeiräte und den Jugendgemeinderat, die zum Thema angehört werden sollen. Am 15. Dezember behandelt dann der Gemeinderat das Thema und stimmt unter Umständen für ein neues Kinokonzept in Heidelberg. Zwei Wochen, bevor im Lux-Harmonie wohl endgültig die Lichter ausgehen.

von Benjamin Jungbluth
   

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