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Wissenschaft
19.12.2012
Das war doch bestimmt nur GlĂŒck! Psychologie-Professorin Birgit Spinath zum Hochstapler-Syndrom Manche erbringen hervorragende Leistungen, können sich darĂŒber aber nicht freuen, sondern glauben nur GlĂŒck oder gar Betrug habe den Erfolg ermöglicht. Sie leiden unter dem Hochstapler-Syndrom. Die Heidelberger Professorin Birgit Spinath erlĂ€utert im Interview die HintergrĂŒnde. Das GesprĂ€ch fĂŒhrten Philipp Fischer und Paul Eckartz Frau Spinath, Sie betreiben Forschung auf dem Gebiet des Hochstapler-Syndroms. Was muss man sich darunter vorstellen? Der Prozess des Impostor-PhĂ€nomens ist ein Ursachenzuschreibungsprozess. Das heiĂt, die Betroffenen suchen nach Ursachen fĂŒr ein Ereignis und landen bei etwas sehr Unwahrscheinlichem. Sie können die erbrachten Leistungen nicht ihren eigenen FĂ€higkeiten zuschreiben. Dabei erbringen sie eigentlich typischerweise sehr gute Leistungen. Sie kommen aber nie an den Punkt, an dem sie sagen: âIch kann das.â Stattdessen kommen sie immer wieder zu einer unwahrscheinlichen ErklĂ€rung, zum Beispiel, dass sie jemandem etwas vorgespielt haben. Und das ist natĂŒrlich ein sehr unangenehmes GefĂŒhl. Was sind Ihrer Meinung nach die GrĂŒnde dafĂŒr sein, aus denen sich Betroffene ihre Leistungen nicht eingestehen? Das liegt sicherlich daran, dass man diesen Zuschreibungsprozess falsch gelernt hat oder darin bestĂ€rkt worden ist, dass man etwas Falsches als Ursache annimmt. Das kann mit einem niedrigen Glauben an die eigenen FĂ€higkeiten zusammenhĂ€ngen. Denken Sie, dass Studenten durch die Bologna-Reform und den zunehmenden Druck aus der Arbeitswelt anfĂ€lliger fĂŒr das Syndrom sind? Das macht es mit Sicherheit nicht leichter. Sie mĂŒssen sich Bologna aber auch so vorstellen, dass es viel Struktur vorgibt. Das kann allerdings auch eine Hilfestellung fĂŒr jemanden sein, der unsicher ist. AuĂerdem kommen Impostor-Betroffene normalerweise sehr gut mit hohen Anforderungen zurecht. Diese Studenten sind meist die ersten, die sich dem Druck stellen. Sie merken zwar, dass sie an Grenzen stoĂen, aber sie wĂŒrden erst einmal gut durch ein stark durch Druck geprĂ€gtes System laufen. Was ist Ihre persönliche Motivation, sich des Themas anzunehmen? Mich interessierte die Hypothese, dass vor allem hochleistende Frauen davon betroffen sind. Gerade in der Psychologie haben wir sehr viele Frauen, die mit einem Abitur von 1,0 in diesen Studiengang kommen. Unter denen vermutete man einen hohen Impostor-Anteil, der aber nicht höher war als bei den MĂ€nnern. Ein Geschlechterunterschied hat sich also nicht gefunden. Nachdem wir diese erste Studie gemacht und das Syndrom als ein mögliches Thema fĂŒr Qualifikationsarbeiten hatten, merkte ich, dass unglaublich viel nachgefragt wurde. Viele sprach das PhĂ€nomen an und sie wollten sich damit befassen. Deshalb habe ich mehrere Qualifikationsarbeiten dazu betreut. Warum vermutete man zunĂ€chst Unterschiede zwischen MĂ€nnern und Frauen? Es gibt einen klassischen Befund, der mir sofort in den Kopf gekommen ist. Wenn man sich die Leistungsmotivation von Frauen und MĂ€nnern anschaut, gibt es deutliche Unterschiede. MĂ€nner sind eher motiviert durch die Hoffnung, in schwierigen Situationen Erfolg zu haben und haben weniger Furcht vor Misserfolg. Bei Frauen findet man eher das Gegenteil: Sie haben weniger Hoffnung auf Erfolg und sind dafĂŒr sehr misserfolgsĂ€ngstlich. Zum Teil findet man bei Frauen nicht nur die Angst, zu scheitern, sondern sogar davor, erfolgreich zu sein. Insgesamt könnte das ein Grund dafĂŒr sein, warum Frauen in besonders hochdotierten Berufen unterreprĂ€sentiert sind. Hierzu könnte das Impostor-PhĂ€nomen eine ErklĂ€rung beitragen. Wenn diese Ursachenzuschreibungen immer wieder darauf hinauslaufen, dass ich mir nach einem erzielten Erfolg nicht sicher bin, ob ich auch in Zukunft erfolgreich sein werde, könnte das eine ErklĂ€rung sein, warum Frauen den Erfolg nicht so suchen wie MĂ€nner. Frau Spinath, wir bedanken uns fĂŒr das GesprĂ€ch. |