19.07.2012
Wie alles begann
Heidelberger Historie
Der Hexenturm, im Mittelalter Teil der Stadtmauer. / Foto: Michael Abschlag
Die Neckarschiffer, die das Holz vom Schwarzwald nach Holland bringen, passieren nach etwa 180 Kilometern Heidelberg. Auch die Händler, die entlang der Bergstraße reisen, kommen an der Stadt vorbei, sowie zwei weitere Handelsstraßen. Seine Lage macht Heidelberg wohlhabend. Seine Existenz aber verdankt es politischem Kalkül.
Um seine Macht in der Region zu stärken, überträgt der Stauferkönig Barbarossa seinem Halbbruder Konrad die Pfalzgrafschaft bei Rhein. Die Stadtgründung soll seinen Einfluss auf zwei nahe Klöster sichern, das Wormser Hochstift und das Kloster Lorsch. 1196 wird „Heidelberch“ erstmals urkundlich erwähnt.
Über die Anfänge der Stadt wissen wir wenig, selbst die Herkunft des Namens ist unklar: Er könnte „Heide (auf dem) Berg“ oder „Heidenberg“ (nach der keltischen und römischen Götterverehrung auf dem Heiligenberg) bedeuten. Bis zur Gründung der Universität im 14. Jahrhundert hat die Stadt höchstens 4000 Einwohner, die meisten davon Zuwanderer aus dem Umland, darunter Lehnsleute des Pfalzgrafen. Sie leben vor allem von Weinbau und -handel. Ein städtisches Bürgertum entwickelt sich erst allmählich. Heidelberg selbst wird im Süden vom Königsstuhl und im Norden vom Neckar begrenzt, in West-Ost-Richtung reicht es vom Karlstor bis zum Uniplatz. Drei parallel zum Fluss verlaufende Straßen durchziehen die Stadt in ihrer Länge, Quergassen verbinden sie. Im Zentrum befindet sich der Marktplatz. Eine Stadtmauer und ein Graben umgeben diese „Kernalstadt“ - erst im 14. Jahrhundert wird die Stadtgrenze im Westen bis zum Bismarckplatz vorgeschoben. Vor Angriffen geschützt wird die Stadt durch eine Burg, den Vorgänger des Schlosses. Dafür bedrohen Brände und Überschwemmungen die Bewohner.
Vor der Stadt befinden sich die Peterskirche und der Marstall, sowie jene Orte, die später eingemeindet werden und meist älter sind als Heidelberg selbst: Neuenheim, Handschuhsheim, Rohrbach, Wieblingen, Kirchheim und Bergheim werden schon im 8. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt.
Dass Heidelberg zum Machtzentrum der Region aufsteigt, verdankt es auch den Fürsten am Rhein, die bald als Kurfürsten den römisch-deutschen Kaiser wählen. Erst mit den Kriegen der frühen Neuzeit endet auch die Macht Heidelbergs. Die mittelalterlichen Anfänge aber sind immer noch im Stadtbild zu erkennen: Die „Kernaltstadt“ hat sich in ihrem Grundriss bis heute kaum verändert.
von Michael Abschlag