Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.deruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch
und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Unsere
Fan-Seite
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von
Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per
RSS-Feed
Hochschule
15.05.2012
Entspannt Euch! Stressfrei studieren trotz Bologna Ein Studium in MuĂźe und ohne Zeitdruck geht heute nicht mehr. Nur wer schnell studiert, hat ĂĽberhaupt noch Chancen einen guten Job zu bekommen. Sagt man. Aber stimmt das ĂĽberhaupt? Wir haben nachgefragt und erhielten ĂĽberraschende Antworten. Ein verschultes ĂĽberfrachtetes Pensum ist in einer kurzen Zeit zu absolvieren und lässt kaum Freizeit ĂĽbrig, wie Jonathan, Bachelor-Student der Germanistik und Musikwissenschaft erklärt: „Ich habe ein freies, selbstständiges StudiÂleben erwartet und Verschulung bekommen.“ Muss das Bologna-Studium wirklich so stressig sein wie sein Ruf ihm vorwirft? Nicht unbedingt, Studierende könnten seit der Bologna-Reform in vielen Fällen eher ohne Zeitdruck studieren. Nur 14 von aktuell 164 PrĂĽfungsordnungen an der Uni Heidelberg kennen ĂĽberhaupt eine Exmatrikulation fĂĽr GemĂĽtliche; 52 von 61 Bachelor-Studiengängen mĂĽssen nicht in einer bestimmten Zeit abgeschlossen werden. Zumal es dort die ZwischenprĂĽfung nach spätestens sechs Semesters nicht mehr gibt, nur noch die OrientierungsprĂĽfung nach zwei Semestern. In den Bachelor-Studiengängen der Neuphilologischen Fakultät beispielsweise erfolgt sogar keine Exmatrikulation mehr wegen fehlender Sprachnachweise. Die Regelstudienzeit ist oft also nur eine Empfehlung. Wieso denken aber dennoch viele wie Jonathan: „Das Pensum ist so groĂź, dass fĂĽr eine ordentlich konzentrierte Vor- und Nachbereitung aller Veranstaltungen, fĂĽr eine konzentrierte PrĂĽfungsvorbereitung und fĂĽr auĂźeruniversitäre politische, soziale oder kĂĽnstlerische Aktivitäten kaum Zeit bleibt.“ Setzen sie sich selbst diesem Stress aus, weil sie Liebesentzug durch potentielle Arbeitgeber fĂĽr zusätzliche Semester befĂĽrchten? Der ruprecht befragte daher die BASF, das Rektorat und einen Wegbereiter der Bologna-Reform, was heute ein gutes Studium ausmacht. So viel vorweg: Ăśberraschenderweise empfahl keiner den Studierenden sich so zu beeilen, dass fĂĽr umfassende Persönlichkeitsentwicklung kaum Zeit bleibt. Die Worte von Sarah Ulmschneider-Renner (BASF) legen mehr als nur einen schnellen Abschluss nahe: „Als Einstellungskriterium ist das Gesamtbild des Kandidaten entscheidend. Neben der fachlichen Spezialisierung ist die BASF vor allem an der Persönlichkeit des Bewerbers interessiert. Dazu zählen Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, unternehmerisches Handeln, interkulturelle Orientierung und Kommunikationsfähigkeit.“ Die Studiendauer ist also nicht ganz unwichtig, aber auch andere Parameter scheinen relevant. Simon , Lehramtsstudent der Germanistik und Philosophie, sieht das ähnlich: „FĂĽr mich ist es wichtiger, eine gereifte Lehrerpersönlichkeit zu werden, als das Studium in Regelzeit zu absolvieren.“ Klaus Landfried, einst Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und einer der Wegbereiter der Bologna-Reform fordert gar eine solche Persönlichkeitsentwicklung möglichst leicht zu machen: „Gutes Studieren, das später auch zufrieden macht, enthält zwei Elemente: eines, das durch das fachliche Können gekennzeichnet ist, und eines, das den geistigen Horizont und die Persönlichkeit betrifft. Es geht also um Bildung UND Ausbildung zugleich.“ Auch die Universität Heidelberg möchte darauf kĂĽnftig mehr Wert legen, so Friederike NĂĽssel, Prorektorin fĂĽr Lehre: „Die Universität Heidelberg legt in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung als akademischer Lehr- und Lernort im Rahmen der fachlichen Ausbildung auch besonderen Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden. HierfĂĽr werden wir noch stärker als bisher gesellschaftliche Querschnittsthemen bei der Gestaltung der Studiengänge berĂĽcksichtigen. So wird auch die VerknĂĽpfung von Studium und auĂźercurricularem gesellschaftlichen Engagement erleichtert.“ Die Fachschaftskonferenz Heidelberg (FSK) indes verlangt mehr: „Ein Studium, das man nicht auch selber gestalten kann, ist kein Studium. Dies betrifft insbesondere die eigene Studienzeit sowie die PrĂĽfungsordnungen, die in Gremien beschlossen werden. Regelungen, die die Studiendauer zwangsweise begrenzen, beschneiden beides – die individuelle Studienverlaufsplanung wie die Option, zeitweise in Gremien mitzuwirken. Daher lehnt die FSK solche Vorgaben ab – auch wenn sie mit ein paar ECTS-PĂĽnktchen fĂĽr ĂĽbergreifende „persönliche Entfaltung“ kaschiert werden.“ Ob man den warmen Worten aus Wirtschaft und Universität glauben kann oder nicht – ein Teil des Bologna-Stresses scheinen sich die Studierenden selbst zu machen oder zu suggerieren. Geht es nach Alt-Rektor Landfried, sollten wohl die wenigen Fächer in Heidelberg, die wie die Physik zwangsexmatrikulieren, davon abrĂĽcken: „Sich hetzen bremst Kreativität. Daher ist ein „entlastetes Feld“ (Arnold Gehlen) ohne ständige Entscheidungs-Zumutungen ein wichtiger Bestandteil eines guten Studiums.“ Liste der "ungemĂĽtlicheren" Studiengänge: Bachelor-Studiengänge mit einer gesetzlich nicht notwendigen ZwischenprĂĽfung: - Interprofessionelle Gesundheitsversorgung, ZwischenprĂĽfungen mĂĽssen auĂźerdem von gesetzlicher Seite in allen Lehramtsstudiengängen und in der Regel auch in allen anderen Staatsexamensstudiengängen bis zum Ende des 6. Fachsemesters abgelegt werden. Zwangsexmatrikulierende Bachelor-Studiengänge: - Chemie Zwangsexmatrikulierende Master-Studiengänge: - Advanced Physical Methods in Radio Therapy Zwangsexmatrikulationen an der Mathematischen-Naturwissenschaftlichen Gesamtfakultät : 8 Zwangsexmatrikulationen bei allen anderen Fakultäten zusammen: 5 |