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 Klecks und Klang
27.01.2013

The Soft Hills – Chromatisms

3 von 4 rupis: psychedelisch-panoramischer Post Rock

The Soft Hills aus Seattle mischen Folk mit Post Rock. Die Band um Singer-Songwriter Garrett Hobba veröffentlicht im Februar mit "Chromatisms" ihr zweites Album.

Dass instrumentaler Post Rock perfekt dazu geeignet ist, beeindruckende Bilder zu untermalen, ist spätestens seit The Fountain klar. Der Soundtrack zu Darren Aronofsky's epischer Sinn-des-Lebens-Romanze war eine Zusammenarbeit des Komponisten Clint Mansell mit dem Kronos Quartet und den Post Rock Urgesteinen von Mogwai. Das Resultat: ein bewegendes Zusammenspiel von vibrierenden Streichern über bebenden Gitarren und Bildern vom Baum des Lebens.

Ganz so episch sind The Soft Hills aus Seattle nicht, doch Musik mit panoramischer Weite findet man auch auf „Chromatisms“. Die Hälfte der zehn Lieder sind klassische Post Rock Songs, der Rest ist Classic Rock mit Folk-Anleihen à la Porcupine Tree. Die Nähe zu letzteren hört man deutlich auf „Horse & Carriage“: Ein ruhiges, langsames Lied, die zarte Stimme von Garrett Hobba wird im Refrain von harmonischem Gesang unterstützt. Das Schlagzeug hat vor allem bei den ruhigen Stellen eine bestimmende Rolle, wenn die Gitarren und der Gesang nur vor sich hin schweben. Überhaupt spielt der Drummer immer gut, passend repetitiv und doch mit genug Abwechslung.

Mit der Musik kommt eine Wärme, die so gar nicht zu den „dunkleren Bereichen des Sonischen“ passt, in denen sich Band laut Presse bewegt. Sowohl die akustischen als auch die verzerrten Gitarren – eigentlich alle Instrumente – verbreiten diese Wärme, besonders auf „Payroll“, das Hobba fast im Alleingang darbietet. Wunderbare Effekte vervollständigen die musikalische Entsprechung einer Abenddämmerung am See.

Was die Post Rock Elemente angeht, ist „Chromatisms“ guter Standard. „The Gifts You Hide“ könnte sich auch auf einem Mogwai-Album wiederfinden, der Rhythmus spielt sich in den Strophen hauptsächlich auf den Toms ab. Auf „Desert Rose“ findet man Country-Einflüsse, die einen an den „desert noir“ Sound von Calexico denken lassen – noch eine Band, die dank szenischer Musik oft Vergleiche mit Filmmusik ernten.

Doch der Post Rock ist nicht das, was die Musik hörenswert macht. Die besten Lieder sind die, die sich ins folkig-psychedelische flüchten, etwa „Payroll“ oder „Horse & Carriage“. Oder „Sweet Louise“, die erste Single und der Höhepunkt des ganzen Albums. Der Song ist ein weiteres, wenn auch weniger flippiges Exemplar (trotz buntem Video inklusive Discokugel, wie ihr unten sehen könnt) für das Psychedelic Revival, das momentan mit Bands wie MGMT, Tame Impala und Django Django weite Kreise zieht. Außerdem ist er der einzige, auf dem Hobba aus sich herauskommt nach dem Motto „weniger Steven Wilson, mehr Brandon Boyd“.

Das ist auch die größte Schwäche des Albums: die emotionalen Ausbrüche und Höhepunkte, die meist das Bewegendste am Post Rock sind, sind hier reichlich spärlich. Sicher, Songs wie „Payroll“ benötigen schlicht keine Aufregung. „Mighty River“ hingegen wirkt etwas platt und unvollständig. Die Wärme und Geborgenheit, die „Chromatisms“ vermittelt, wird man nach einer Weile als ausgeschöpft abhaken. Und die Musik nur noch ab und zu genießen, wenn man den Plattenschrank nach alter Musik durchforstet.

Trotz des Mangels an passionierten Höhepunkten und begrenzter Lebenserwartung im Lichte beständigerer Post Rock Alben haben The Soft Hills gut gemachte und hörbare 40 Minuten abgeliefert.

"Chromatisms" erscheint am 8. Februar 2013 auf Tapete Records.

von Philipp Fischer
   

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