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 Feuilleton
30.01.2013

Shakespeare on drugs

Klassiker in kontroverser Inszenierung

Verloren und wiedergefunden: Protagonistin Rosalinde im Exil. / Foto: Florian Merdes

Elias Perrigs Shakespeare-Inszenierung „Wie es euch gefällt“ gleicht einem Drogentrip. Geschmackssache, aber durchaus interessant.

Zur Wiedereröffnung der Städtischen Bühne wartet das Theater Heidelberg mit einem Klassiker auf: Shakespeares „Wie es euch gefällt“, Ursprung des berühmten Ausspruchs, die ganze Welt sei eine Bühne, und seit jeher ein Publikumsliebling, verspricht starke Besucherzahlen. Das möchte man meinen.

Denn Elias Perrigs erfrischend unkonservative Inszenierung des klassischen Stoffs dürfte nicht jedermanns Geschmack treffen.

Wem Shakespeares Vorlage ohnehin zu verworren ist, dürfte an der gewagten Interpretation kaum Gefallen finden. Rosalinde (Anne Schäfer), die Nichte eines Herzogs (Stefan Reck), flieht samt Cousine Celia (Karolina Horster) und dem Hofnarren Touchstone (Andreas Seifert) vor des Herrschers Groll und als Mann verkleidet in den Ardenner Wald zu ihrem Vater, dem rechtmäßigen Herzog. Dort kauft sie eine Schäferei und trifft in denkbar ungünstiger Lage auf ihren Geliebten Orlando (Steffen Gangloff), der ebenfalls fliehen musste. Im weiteren Verlauf der Handlung entspinnt sich eine wahre Irrfahrt, es wird philosophiert, eine Unmenge an Köpfen verdreht und am Ende findet in der Fremde doch irgendwie jeder die Liebe.

Das zugrunde liegende Motiv des Stücks, dass man sich erst verlieren müsse, um sich finden zu können, wird in der hiesigen Fassung prägnant herausgearbeitet: Die Odyssee des illustren Grüppchens durch die rote Plüschkissenwüste des Bühnenbilds, eine Marslandschaft ihrer Leidenschaften, gemahnt an einen traumwandlerischen Drogentrip. In der ersten Hälfte noch einigermaßen nachvollziehbar, wendet sich das Geschehen nach der Pause zum Skurrilen. Spätestens, wenn in einer scheinbaren Traumsequenz eine Horde Hirsche in Stomp-Manier über die Bühne steppt, drängt sich dem Zuschauer die Frage auf, was denn da nun passiert.

Verstärkt wird dieser Eindruck durch die musikalische Untermalung, die durch eine eigene Band beigesteuert und von der melancholischen Jacques (Georgette Dee), die die Bühne mit ihrem divenhaften Charisma (über)füllt, chansonesk begleitet wird. Diese sehr interessante Idee funktioniert leider nicht immer: Die Songs tragen zwar einiges an Atmosphäre bei, erschweren aber das Verständnis von Text und Handlung. Auch weitere Versuche den Stoff aufzupeppen gelingen nur bedingt. Bayerische Dialektpassagen, unflätige Beleidigungen sowie aktuelle Referenzen wirken meist fehl am Platz und stehen dem subtilen Humor Shakespeares eher im Weg als ihn zu befördern. Dennoch entfaltet das Stück seine Wirkung. Es entzieht sich jeder zeitlichen oder räumlichen Verortung und hinterlässt den Zuschauer nachhaltig verwirrt.

So erinnert das Spektakel gegen Ende, als das Stück in einem fulminanten Jeder-Mit-Jedem gipfelt, eher an die „Rocky Horror Show“ als an eine Shakespeare-Komödie. Daran werden sich mit Sicherheit die Geister scheiden. Doch im Kern trifft es den Geist der berühmten Vorlage ganz hervorragend.

von Paul Eckartz
   

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