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 Feuilleton
17.06.2013

Wild, laut und unbequem

Mit "Die Räuber" gelingt dem Club Spezial eine lebhafte und tosende Inszenierung des Sturm-und-Drang-Klassikers

Sturm und Drang wörtlich genommen: Schauspieler des Club Spezial. / Foto: Andreas Neumann.

Zunächst nicht für die Bühne gedacht, wurde Friedrich Schillers "Die Räuber" 1781 als Lesedrama veröffentlicht. Es sollte jedoch nur ein Jahr dauern, bis das kraft- und stimmungsgeladene Stück seinen Weg mit großem Erfolg auf die Bühne fand. Unter Leitung von Nike-Marie Steinbach wird das Drama derzeit im Zwinger-Theater aufgeführt.

Schillers "Die Räuber" zählt zu den bedeutendsten Werken des "Sturm und Drang". Das Drama behandelt eine Vielzahl von Themen. So geht es unter anderem um den Konflikt zwischen Geschwistern, die Rebellion gegen Gesetz und Elternhaus, die erste große Liebe und um freundschaftliche Treue.

Mit viel Getöse und großer Leidenschaft widmen sich die sieben 17- bis 22-jährigen Darsteller des Clubs Spezial der Interpretation dieses Klassikers für die moderne Bühne.

Schillers Stück dreht sich um das Schicksal zweier ungleicher Brüder, Karl und Franz, die sich in einem erbitterten Kampf um die Liebe und das Erbe ihres Vaters, des Grafen von Moor, gegenüberstehen. Durch eine ausgeklügelte List gelingt es dem eifersüchtigen Franz, seinen Bruder Karl in die Verbannung zu treiben. In seiner Verzweiflung schwört Karl einer Räuberbande als deren Hauptmann ewige Treue.

Keiner bleibt von dem mitreißenden Trubel auf der Bühne verschont

Im Laufe der Handlung verstrickt sich Karl immer tiefer in die Intrigen und Gewalttaten der Bande. So kehrt er schließlich, von Gewissensbissen und der Sehnsucht nach seiner Verlobten Amalia geplagt, in die Heimat zurück. Wie in einer Kettenreaktion folgt nun ein tragisches Ereignis auf das andere: Begonnen mit dem Selbstmord des Bruders und dem Tod des Vaters, gipfelt das Stück in Amalias tragischen Todeswunsch, der ihr von ihrem geliebten Karl gewährt wird. Zuletzt schwört auch Karl dem Leben als Räuberkönig ab, um sich dem Gesetz zu stellen.

Sowohl die Verzweiflung und der Schwermut des Protagonisten Karl als auch die Heiterkeit und die Unbekümmertheit der gesetzlosen Räuberbande finden in dem mitreißenden Durcheinander dieser oftmals verworrenen Inszenierung Platz. Weder Publikum noch Schauspielern werden in den 75 Minuten des durch seine ohrenbetäubende Lautstärke oft unbequemen Stücks eine Atempause gegönnt. Nichts bleibt von dem Trubel auf der Bühne verschont, nicht einmal das aus einem gewaltigen Haufen Müll bestehende Bühnenbild. Jede Requisite findet schließlich ihre Bestimmung und Zerstörung im Laufe des wilden, oftmals stürmischen Stücks.

In dieser kraftgeladenen und turbulenten Inszenierung des Clubs Spezial wird dem Geist des Sturm-und-Drang- Meisterwerks zweifellos gebührend Rechnung getragen.

Zwar sorgt der Verlauf der Handlung und die verwirrende Doppel- und Dreifachbesetzung der Schlüsselrollen immer wieder für Verwirrung, jedoch fügt sich dieser Umstand nahtlos in die schwindelerregende und chaotische Natur der Inszenierung.  

Die nächste und letzte Möglichkeit, Schillers Klassiker "Die Räuber" in einer Club-Spezial-Inszenierung auf sich wirken zu lassen, bietet sich am 4. Juli. Jedoch seien all jene Zuschauer gewarnt, die sich auf einen eher besinnlichen und bequemen Theaterabend freuen. Denn das Stück verspricht auch beim nächsten Mal wieder, alles andere als langweilig zu werden und die Zuschauer in einem Sturm von lauten und hitzigen Wortgefechten mit sich zu reißen.

von Alexandra Jurecko
   

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