30.06.2009
Philosophie besetzt
Studierende und Dozenten ziehen an einem Strang
„Philosophie kann man nicht auswendig lernen!“ – Unter diesem Motto lässt sich die Besetzung des Philosophischen Seminars im Rahmen des Bildungsstreiks zusammenfassen. Die Studierenden stehen dem Bachelor-Studiengang Philosophie skeptisch gegenüber.
„Philosophie kann man nicht auswendig lernen!“ – Unter diesem Motto lässt sich die Besetzung des Philosophischen Seminars im Rahmen des Bildungsstreiks zusammenfassen. Die Studierenden stehen dem Bachelor-Studiengang Philosophie skeptisch gegenüber.
Sie kritisieren die Streichung von Dozentenstellen sowie überfüllte Seminare und fordern mehr Mitbestimmung und Transparenz auf Institutsebene. Um hierauf aufmerksam zu machen, blockierten rund hundert Philosophie-Studenten ab dem 14. Juni die Eingänge ihres Seminars. Sie forderten die Dozierenden auf, ihre Veranstaltungen der Thematik des Bildungsstreiks anzupassen oder diese außerhalb des Gebäudes abzuhalten.
Da auch den Lehrenden die aktuellen Zustände missfallen, konnten sich die Studierenden großer Kooperation und Solidarisierung mit ihren Forderungen erfreuen. So diskutierten Dozierende und Studierende gemeinsam in Seminaren über „Karl Jaspers Idee der Universität“ oder „Hegels Bildungsbegriff“.
Im Namen des Philosophischen Seminars äußerte Professor Jens Halfwassen in einem offenen Appell seinen Unmut über die neuen Entwicklungen in der Hochschulpolitik. Der Bologna-Prozess gefährde die akademische Freiheit und verhindere „individuelle Schwerpunktbildung und Vertiefung“. Er fordert „das Ende der Verschulung des Studiums“ sowie die „Aufhebung des völlig wissenschaftsfremden Kreditpunktesystems“.
Auch die Studenten sind der Meinung, dass die derzeitige Form des Bachelor ein gutes Philosophiestudium unmöglich mache. „Anstatt ständig von Seminar zu Seminar zu jagen, sollte es möglich sein, sich zu Hause am Schreibtisch eingehender mit einem Thema zu beschäftigen“, so der Philosophiestudent Maximilian Tegtmeyer.
In zahlreichen Arbeitskreisen wurde deshalb unter Mitarbeit von Dozierenden eine neue Bachelor-Prüfungsordnung entworfen. Diese soll für inhaltlich tiefergehende Veranstaltungen mehr Credit-Points vergeben und von den Studierenden statt Klausuren oder Kurzessays wieder verstärkt Hausarbeiten als Leistungsnachweis fordern.„Wir hoffen, so den Studenten mehr eigenständiges Denken zu ermöglichen“, so Maximilian Tegtmeyer weiter.
Auch die Lehrenden stehen der neuen Prüfungsordnung positiv gegenüber. Ob das Vorhaben, diese schon im kommenden Wintersemester am Institut einzuführen, gelingt, ist jedoch fraglich. Der neuen Prüfungsordnung muss zuvor noch der Fakultätsrat zustimmen.
von Valentin Lang