10.11.2009
Später Triumph der ZVS
Unis wollen Zulassung wieder zentral koordinieren
Als die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen von den Hochschulrektoren 2005 entmachtet wurde, war der Jubel groß. Umso erstaunlicher ist, dass die Hochschulrektoren nun gerade die ZVS als zentrales Vergabeverfahren wieder neu erfindet.
Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) war den Hochschulrektoren lange ein Dorn im Auge. Als die „Bürokraten-Krake“ 2005 entmachtet wurde, war der Jubel groß. Von dem Recht, ihre Bachelor-und Master-Studenten selbst auszuwählen, erhoffte die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sich nur Positives. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet die ZVS sich jetzt neu erfinden soll, indem sie für die HRK ein zentrales Vergabeverfahren entwickelt.
Was ist passiert? Für 31 Fächer unterhält die Universität Heidelberg derzeit ein internes Auswahlverfahren. Eines dieser Fächer ist Psychologie, früher ZVS-Fach. Im CHE-Hochschulranking bekleidet das Heidelberger Institut einen der Spitzenplätze, entsprechend groß ist der Andrang: Auf jeden der 95 Studienplätze kamen deswegen in diesem Jahr rund 45 Bewerber. Die Universität erstellte anhand der Abiturnote und den Einzelnoten aus Englisch, Deutsch und Mathematik eine Rangliste. Den besten 225 Bewerbern schickte sie Mitte August einen Zulassungsbescheid.
Das Problem: Der Großteil dieser aufwändig ausgewählten Bewerber entschied sich für eine andere Universität. Wie viele das waren, wusste die Universität jedoch erst Anfang September, als die Immatrikulationsfrist abgelaufen war. Trotz besten Rufs und hoher Bewerberzahlen schaffte es die Universität deswegen nicht, tatsächlich alle Studienplätze zu besetzen. Als das vierte Nachrückverfahren begann, hatte das Semester längst begonnen. Selbst zwei Wochen nach Vorlesungsbeginn vermeldete das Rektorat daher noch sieben Prozent der Studienplätze als unbesetzt.
Auch an den Erstsemestern ging das Chaos nicht vorüber: Viele erhielten den Bescheid erst in der Woche vor dem verpflichtenden Einführungsseminar. Nicht alle Nachrücker schafften es, rechtzeitig auf dem leergefegten Wohnungsmarkt eine Bleibe zu finden. Einige zogen vorerst auf unbestimmte Zeit in die Jugendherberge ein. Andere akzeptierten teure Wohnungen in Leimen oder auf dem Emmertsgrund.
Der HRK ist dieses Problem bereits 2007 aufgefal len. Es dauerte aber zwei Jahre bis ein Lösungsvorschlag ausgearbeitet war, der die universitäre Unabhängigkeit mit einer zentralen Koordination verbindet. Erst im März dieses Jahres beschloss die HRK in Übereinkommen mit Bund und Ländern die Grundlagen für das neue, einheitliche Zulassungsverfahren.
Der Einfachheit halber überlässt man dessen Durchführung der ehemaligen ZVS, die dafür allerdings in „Servicestelle“ umbenannt wird. Sie soll ab dem WS 2011/12 eine Internetplattform betreuen, an die alle Universitäten ihre Ranglisten schicken. Die Bewerber sollen dann einsehen können, auf welchen Rängen sie jeweils gelandet sind. Angebotene Studienplätze können sie online annehmen, indem die angehenden Studenten ihre Immatrikulation ankündigen und danach aus allen anderen Listen verschwinden. So können die einzelnen Listen täglich aktualisiert werden. An die Stelle der Nachrückverfahren soll eine einzige, kontinuierliche Verteilung treten.
Bis die entsprechende Software einsatzbereit ist, bleibt bis auf Kleinigkeiten alles beim Alten. Wie schon in diesem Semester gibt es eine verbindliche Frist für den Versand der Bescheide im Hauptverfahren, aber keine Rückmeldefristen, die die Nachrückverfahren beschleunigen könnten.
von Simone Mölbert