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Heidelberg
24.02.2010
Der überall zu Hause war Hermann von Helmholtz (1821-1894) in Heidelberg Er war einer der Wegbereiter der Physik und der Physiologie. Doch berührten seine Forschungen auch die Ästhetik und Philosophie. Zu den wichtigsten Schaffensperioden zählt seine Zeit als Ordinarius an der Heidelberger Universität. Erschien erstmals am 3. Dezember 1996 in der ruprecht-Ausgabe 45 Exorbitante Gehälter für Naturwissenschaftler In der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts führte die Etablierung der empirischen Wissenschaftsmethodik als Folge der Aufklärung zu einem Bedeutungszuwachs der Naturwissenschaften innerhalb der Universitäten. Das Großherzogtum Baden, zu dem Heidelberg damals gehörte, investierte dementsprechend zur Jahrhundertmitte in den Ausbau der Naturwissenschaften. So wurden nicht nur fast alle außerordentlichen Gelder für den Bau von neuen Labors und Instituten verwendet, sondern auch bei der Personalauswahl wurden Zeichen gesetzt: In die Zeit der Berufung von Helmholtz fallen auch die des Chemikers Wilhelm Bunsen und des Physikers Gustav Kirchhoff. Das große Interesse an der Naturwissenschaft erklärt das für damalige Verhältnisse exorbitante Jahresgehalt von 3600 Gulden, das Helmholtz neben einem Institutsneubau zugesagt worden war. Die Professoren der Philosophischen Fakultät konnten zur gleichen Zeit nur mit Zuwendungen von etwa 1500 Gulden rechnen - dieses Verhältnis der Gelderzuteilung hat bei der Drittmittelvergabe bis heute Tradition. Ein interdisziplinärer Forscher Durch seine privilegierte Stellung hatte Hermann von Helmholtz ideale Forschungsmöglichkeiten: die Heidelberger Zeit war eine seiner produktivsten Schaffensperioden. Er erzielte große Erfolge in der Grundlagenforschung der Sinneswahrnehmung, vor allem in den Bereichen der Akustik und Optik, aber auch in der Geometrie und in der Hydrodynamik, wo ihn besonders Reibungsphänomene in Flüssigkeiten interessierten. Dabei wandte er auch den Energieerhaltungssatz von 1847 wieder an. Die Integration von Erkenntnissen verschiedener Wissenschaften war ein wichtiger Teil der Methodik von Helmholtz. Bei seinen Studien verfolgte er oft wissenschaftliche Probleme, die an der Grenze von zwei oder mehr Wissenschaften standen, und wandte die Methoden oder Techniken der einen Wissenschaft an, um die Probleme der anderen zu behandeln. Dabei verschloß er sich auch der Verbindung von Philosophie und Naturwissenschaft nicht, sondern versuchte, naturwissenschaftliche Erkenntnisse in der Philosophie anzuwenden. Eines der letzten Projekte von Helmholtz in Heidelberg, das schon seine endgültige Orientierung hin zur Physik erkennen läßt, veranlaßt den Freund und Elektrophysiologen, Emil Du Bois-Reymond 1870 so auch zu der Äußerung: "Deine [...] neuere Veröffentlichung über die Theorie der Elektrizität geht leider über meinen Horizont. Es würde mich monatelange Arbeit kosten, die Sache zu bewältigen. Es ist nur Dir gegeben, überall zu Hause zu sein [...]". Begeisterter Forscher - gelangweilter Lehrer So erfolgreich und anerkannt Helmholtz in der Forschung war, so unglücklich war er in der Lehre. In Heidelberg überließ er den Großteil der Lehraufgaben seinen Assistenten, und in den ersten Monaten seiner Tätigkeit empfand er den starken Zustrom an Laboranten in erster Linie als Belastung. Über seine späteren Vorlesungen in Berlin urteilte Max Planck: "Wir hatten das Gefühl, daß er sich mindestens ebenso langweilte wie wir." Mit dem Ende der 1860er Jahre schwand bei Hermann von Helmholtz das Interesse an der Physiologie. Einer der Gründe mag die schließlich erfolgte Durchsetzung des Kausalitätsprinzips in diesem Wissenschaftsgebiet sein, die Helmholtz als Kantianer ein vordringliches Anliegen gewesen war. Heidelberg verlor damit für den nunmehr eher physikalisch orientierten Akademiker an Attraktivität. 1871 wechselte er nach Berlin, wo er bis zu seinem Tode blieb.
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