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Heidelberg
25.02.2010
Chemie und Sternenlicht Das Heidelberger Physiker-Duo Bunsen und Kirchhoff Als Robert Wilhelm Bunsen 1854 seinen Freund und Kollegen Gustav Robert Kirchhoff nach Heidelberg holt, beginnt die BlĂŒtezeit der Naturwissenschaften in Heidelberg - und eine 20 Jahre andauernde fruchtbare Zusammenarbeit. An geschĂ€ftigen Samstag Vormittagen ist der Anatomiegarten in der HauptstraĂe, gegenĂŒber des heutigen Instituts fĂŒr Ăbersetzen und Dolmetschen, eine wahre Oase. Mit einladenden BĂ€nken im Schatten hoher BĂ€ume, dem gemĂŒtlichen CafĂ© âStrohhauerâsâ und der Bunsenstatue vor dem psychologischen Institut wird er gleichermaĂen zum Rastplatz fĂŒr EinkaufsmĂŒde, zum Spielplatz fĂŒr tobende Kinder und zur SchaubĂŒhne fĂŒr KleinkĂŒnstler, StraĂenmaler und Musiker. WĂ€hrend im Refektorium angehende Chemiker ihre Mixturen zusammen mischen, werden die Chemikalien in der Klosterkapelle gelagert â fĂŒr heutige Sicherheitsbeauftragte wĂ€ren die ZustĂ€nde von damals ein Albtraum. Mehrmals soll es zu gefĂ€hrlichen BrĂ€nden und Explosionen gekommen sein. Erst drei Jahre spĂ€ter bezieht das chemische Institut ein neues GebĂ€ude am heutigen Friedrich-Ebert-Platz. Mit Bunsen und Kirchhoff beginnt eine neue Ăra Zwei Jahre nach seiner Berufung nach Heidelberg holt Bunsen den Physiker Gustav Robert Kirchhoff an die Heidelberger UniversitĂ€t. Kirchhoff hatte in Königsberg studiert und Bunsen spĂ€ter an der UniversitĂ€t Breslau kennengelernt. Seine berĂŒhmten Regeln ĂŒber den Stromfluss in elektrischen Stromkreisen hatte der junge Kirchhoff bei seiner Ankunft in Heidelberg bereits abgeschlossen, allerdings sollte es noch fast 20 Jahre dauern, bis seine Erkenntnisse in der Praxis, so zum Beispiel beim Ausbau telegraphischer Verbindungen, routinemĂ€Ăig angewandt wurden. Viel schneller fanden dagegen diejenigen Arbeiten Anerkennung, die Bunsen und Kirchhoff in enger Zusammenarbeit in Heidelberg durchfĂŒhrten: 1859 experimentiert Bunsen mit Gasflammen, die, je nachdem welche Stoffe verbrannt werden, unterschiedliche Farben annehmen. Kirchhoff ist die Idee zuzuschreiben, zur Untersuchung der Flammen, deren Licht mit Hilfe von Glasprismen zu zerlegen. Bald wird klar, dass jedes chemische Element im glĂŒhenden Zustand Strahlen ganz bestimmter WellenlĂ€ngen, charakteristische Spektrallinien, aussendet. Damit war ein neues Analysewerkzeug gefunden, mit dessen Hilfe nicht nur kleinste Stoffmengen nachweisbar sind, sondern auch zahlreiche damals noch unbekannte chemische Elemente entdeckt wurden: Zuerst das, nach seinen starken blauen Spektrallinien, CĂ€sium, von âcaesisâ = blau, benannte Alkalimetall, spĂ€ter kamen Rubidium und Thallium dazu. Physik fĂŒr Astronomen Ein Meilenstein der Astronomie sind die Forschungen Kirchhoffs und Bunsens ĂŒber die Fraunhoferâschen Linien: Schmale, dunkle Linien, die in groĂer Zahl im Spektrum des Sonnenlichts vorkommen. Kirchhoff erkannte, dass sie auf dem gleichen physikalischen Mechanismus wie die Spektrallinien der Gasflammen beruhen â nur umgekehrt. Statt des Erscheinens einzelner farbiger Linien, fehlen im Sonnenspektrum gewisse Linien, weil die entsprechenden Strahlen von den Atomen in der SonnenatmosphĂ€re geschluckt werden. So wurde es beispielsweise möglich, die chemische Zusammensetzung der Sonne und der Sterne von der Erde aus zu erforschen. Dies war die Geburtsstunde der Astrophysik. Die Erforschung der Eigenschaften und der Entwicklung der Sterne, und damit die Physik und Chemie des Weltalls begann. |