31.01.2010
Viele Fragen, wenig Antworten
Durchwachsenes Fazit zu Bologna bei Rektor Eitels âDies academicusâ
Am 13. Januar lud Rektor Eitel die ganzen UniversitÀt zur "Bestandsaufnahme" der Bologna-Umstellungen. Rund 1.100 Studierende folgten der Einladung zu 38 Einzelveranstaltungen. Es wurde viel geredet. Lösungen gab es nur wenige.

Rektor Bernhard Eitel (3. v. l.) hatte Mitte Dezember recht kurzfristig zu dem Veranstaltungstag eingeladen. Ziel war, die EinfĂŒhrung der neuen StudiengĂ€nge und die Umstellung der LehramtsstudiengĂ€nge zu diskutieren. Damit zeigt das Rektorat zum ersten Mal GesprĂ€chsinitiative, die keine direkte Reaktion auf die Bildungsproteste ist.
Unter dem Motto "Studium und Lehre" wurden 38 Veranstaltungen angeboten. Eitel hatte veranlasst, dass sĂ€mtliche Lehrveranstaltungen ausfallen sollten. Dem kamen die Dozenten nur eingeschrĂ€nkt nach. So hat Professor Aurel Croissant, GeschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor des Instituts fĂŒr Politische Wissenschaft den Lehrbetrieb weiterlaufen lassen und lediglich die Anwesenheitspflicht ausgesetzt. "Den Studenten am Institut war das aber ganz rechtâ, meint eine Politikstudentin. Andere Seminare hatten Ă€hnliche Verabredung getroffen. Laut Eitel nahmen dann auch nur 1100 Studierende an Veranstaltungen des Dies academicus teil.
Rektorat: "Studenten sind zufrieden"
In seinem Eröffnungsvortrag gab Prorektor Thomas Pfeiffer seinen Ăberblick ĂŒber den Bolognaprozess. In Heidelberg sei der Ăbergang vergleichsweise reibungslos verlaufen. Probleme sah er bei Arbeitsaufwand und Akkreditierung, verteidigte aber die BeschrĂ€nkung der MasterstudienplĂ€tze. Unter Hinweis auf eine Bertelsmann-Studie bezeichnete er die momentane Zufriedenheit unter Studierenden als allgemein gut. Auf die Frage eines Studenten, wie dies mit den Protesten zusammen passe, entgegnete er, fĂŒr ein endgĂŒltiges Urteil solle man den Abschluss der Reform abwarten.
Darauf folgte eine Podiumsdiskussion zum europÀischen Bildungsraum mit Rektor Eitel, den Studenten Erik Bertram und Johannes Michael Wagner, Dekan Andreas Kruse sowie Privatdozentin Claudia Brosseder. Eitel betonte, dass die SchwÀchen einer zu starren Lehre in vielen Bachelor-Modulen bekannt seien und versprach Nachbesserungen.
Angesprochen auf FachstudienrĂ€te, in denen Studenten an den Entscheidungsprozessen mit eingebunden werden, verwies Eitel auf die bestehenden Gremien. Jedoch erkannte er die Probleme heterogener FakultĂ€ten wie der Philosophischen an. Auch hier versprach der Rektor Verbesserungen zu prĂŒfen. Klar wurde, dass es gemeinsame Ziele gibt, aber die Umsetzung in der hochschulpolitischen RealitĂ€t oft schwierig ist.
Master und Arbeitsbelastung
Die Veranstaltungen an den Seminaren trafen auf unterschiedliche Resonanz. Am SĂŒdasien-Institut beispielsweise war die Beteiligung hoch und es konnten viele Probleme angesprochen werden. An der FakultĂ€t fĂŒr Wirtschafts- und Sozialwissensschaften hingegen besuchten nur rund 80 Studierende die Diskussion mit vier Professoren.
Themen waren vor allem MasterstudienplĂ€tze und Arbeitsbelastung. Hier wurde auch auf erste Lösungen hingewiesen: In der Soziologie wurde im Herbst eine Arbeitsgruppe gegrĂŒndet, so Professor JĂŒrgen Kohl, "als Reaktion auf den Bildungsstreik". Man strebe eine Umstrukturierung des Bachelors an. Als SofortmaĂnahme wurde die Anwesenheitspflicht abgeschafft.
Spagat zwischen Bildungsstreik und politischen Vorgaben
Im Ganzen betrachtet zieht das Rektorat einen positiven Schlussstrich unter den Dies academicus, "weil es gelungen ist, das GesprĂ€ch zu intensivieren", sagt Eitel. Johannes Michael Wagner, studentischer Diskutant, sieht die den Dies academicus als interessanten Spagat zwischen Bildungsstreik-Aktion und ErfĂŒllung der Ministeriumsvorgaben. Es versuche, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, dabei habe jedoch leider die elitĂ€re AuĂenwirkung Vorrang vor wirklicher demokratischer Studienreform.
von Johannes Eberenz, Max Mayer und Stephanie MĂŒller