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 Feuilleton
09.06.2010

Schöne neue Trash-Welt

Leif Randts experimenteller Debütroman irritiert


An allen Ecken und Winkeln in London finden sich die Spuren von Bea. Mit bunten Leuchtstiften malt sie Statements, Sonnen, Pandas und Astronauten an Hauswände und Klotüren in Kneipen.

Sie verstreut Flugblätter, gerne auch leere, und betreibt einen Piratensender. Wer diese ominöse Bea eigentlich ist, weiß allerdings niemand so genau, aber sie gilt bei der künstlerischen Avantgarde des East End als modernste und beste Künstlerin Europas. Das gilt auch für die Protagonisten Eric und Helen, die mit anderen „Members“, wie sie sich nennen, eine Mischung aus Frisiersalon und Künstlertreff im Herzen einer trashigen Subkultur in London führen.

Doch dann wird Bea vermisst, und Eric, der verwirrt irgendwo zwischen neuen Frisurentrends, experimentellen Videos und dem Alltag im lebendigen Londoner East End herumirrt, begibt sich auf die Suche nach ihr. Diese Suche führt ihn von London über Osteuropa bis in die Schweiz.

Mit nüchternen, scheinbar banalen, kurzen Sätzen, die beinahe kafkaesk wirken, entführt der Autor Leif Randt mit seinem Debütroman den Leser in eine verwirrende Welt. Seine Sprache ist klar und präzise, die Welt seines Romans dagegen irritierend exotisch und unübersichtlich. Sie scheint irgendwo zwischen der Orientierungslosigkeit der Neunziger und der Ultramodernität einer noch unklaren Zukunft zu schweben, ohne Botschaft und ohne Ziel, ein Mittelding aus Künstlerdasein, Aufbruchstimmung und Verlorenheit.

Dieses Buch ist nicht nur wegen seiner hervorragenden bildhaften Sprache lesenswert; es gibt auch den Blick frei auf eine Sub- oder Jugendkultur, die irgendwo vielleicht schon so ähnlich blüht oder gerade am Entstehen ist.
Störend ist allerdings, dass der Autor dem Roman durch den Gebrauch unnötiger Anglizismen offenbar eine gewisse freaky Coolness verleihen wollte. Außerdem ist er als einfache Lektüre zum Entspannen vielleicht einfach ein wenig zu experimentell.

von Michael Abschlag
   

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