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22.06.2011

Uni feiert sich selbst

Jubiläumswoche mit Prominenz und Party

Zu ihrem 625. Geburtstag erscheint die Ruperto Carola in neuem Gewand und in Begleitung namenhafter Gastredner. Vor dem Hintergrund der sanierten Neuen Uni stellen Studenten ihre Institute auf der Unimeile vor. Kritik am bislang recht unbekannten Programm bleibt nicht aus.

Zu ihrem 625. Geburtstag erscheint die Ruperto Carola in neuem Gewand und in Begleitung namenhafter Gastredner. Vor dem Hintergrund der sanierten Neuen Uni stellen Studenten ihre Institute auf der Unimeile vor. Kritik am bislang recht unbekannten Programm bleibt nicht aus.

Als älteste Hochschule Deutschlands wird sich die Uni Heidelberg standesgemäß in Szene setzen. In der Jubiläumswoche vom 25. Juni bis 2. Juli werden hochdotierte Preise wie der Preis der Deutschen Nationalstiftung verliehen. Stipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung und des Marsilius-Kollegs werden sich auf einem Symposium über „Internationalität“ und „Intersdisziplinarität“ austauschen. Ein weiteres Symposium findet mit Nobelpreisträgern der Medizin und Physiologie statt, dem sich ein Treffen mit auserlesenen Universitätsangehörigen und Doktoranden anschließt. Unter den Geburtstagsgästen befinden sich auch Erzbischof Robert Zollitsch und Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Festwoche kulminiert in einem schillernden Jubiläumsball am Samstagabend.

Weniger exklusiv erscheint da die Festmeile, die vom Anglistischen Seminar über den Universitätsplatz bis hin zum Marstall verlaufen soll. Die Fakultäten und Einrichtungen der Universität veranstalten mit der Unimeile ein Fest für Studenten, Studieninteressierte, Mitarbeiter der Uni und für die Bürger Heidelbergs. Hier soll eine Brücke zwischen Forschung, Lehre und Alltag geschlagen werden. „Die Universität möchte den Besuchern zeigen, dass das, was geforscht und gelehrt wird, auch für das tägliche Leben gebraucht wird“, erklärt Christiane Wickenhöfer, Angestellte des Jubiläumsstabs der Universität Heidelberg.

Laut Veranstalter sollen die einzelnen Fächer und Fakultäten die Besucher zur Teilnahme animieren und einen Dialog zwischen Universität, Studenten und Bürgern Heidelbergs ermöglichen. „Die Unimeile wird von der Universität als Fest für alle spendiert“, versichert Wickenhöfer und fügt hinzu, dass keine Studiengebühren dafür verwendet würden.

Ein wichtiger Punkt der Vorbereitungsmaßnahmen für das Universitätsjubiläum war die Sanierung der Neuen Uni, die bereits im September 2009 begann und pünktlich zur Festwoche fertiggestellt wurde. Sein neues Gewand verdankt das Hörsaalgebäude einer Finanzspritze von drei Millionen Euro seitens des Landes Baden-Württemberg sowie Spendengeldern von rund sechs Millionen Euro. Insgesamt mussten mehr als zehn Millionen Euro für die Sanierung aufgebracht werden.

 Bereits im Mai 2010 fand die Einweihnung des renovierten Hörsaals 13 statt. Daneben wurde die Neue Aula und mit ihr die jahrelang nicht mehr bespielbare Orgel restauriert. Nach den Umbauarbeiten soll das Foyer nun als Veranstaltungsort für Konzerte, Seminare oder Vorträge fungieren können. Gleichzeitig brachte man das unter Denkmalschutz stehende Gebäude auch im Hinblick auf Medientechnik und Brandschutz auf den neuesten Stand.

Bei all dem Aufwand rund um die Feierlichkeiten stellt sich die Frage, wie die Studierenden selbst das Jubiläum ihrer Alma Mater im Vorfeld wahrnehmen. In den Köpfen vieler Studenten scheint das Ereignis noch gar nicht präsent zu sein, andere fühlen sich zu wenig eingebunden. Einige distanzieren sich sogar bewusst von den Feierlichkeiten – etwa aus fehlendem Interesse. 

Sarah Schramowski (20), die Englisch auf Lehramt studiert, fiel dieses Phänomen auf. „Man hat den Eindruck, dass das Jubiläum an den Studenten vorbei geht, dass es irgendeinen Rektor gibt, der Honoratioren einlädt, während die Studierenden~ als Deko am Rande stehen. Bei der abschließenden Veranstaltung, dem Ball in der Stadthalle, können bei weitem nicht alle Studenten anwesend sein“, so die angehende Akademikerin. Es werde eine Exklusivität vermittelt, die die Studenten nicht einbinden würde, auch wenn es laut Veranstalter zahlreiche Programmpunkte gibt, die alle ansprechen würden – vom Professor, über Studenten und Studieninteressierte, bis hin zu den Heidelbergern selbst. 

Andere Studierende bemängeln die unzureichende Informationslage, so auch die 21-jährige Politikstudentin Yasemin Altintop. „Ich habe über die Politikfachschaft und ein Tutorium von den Veranstaltungen erfahren. Meine persönliche Meinung ist, dass wir nicht genug informiert wurden. Ich finde, dass man Werbung in einem größeren Umfang machen sollte und ausführlicher auf Mithilfemöglichkeiten hinweist“, kritisiert sie. Ein Kommilitone von Yasemin, Tristan Beichert (21), erklärt hingegen, dass er selbst die Initiative ergriffen und sich zur Hilfe bereit erklärt habe. Bei den Veranstaltungen seines Instituts auf der Unimeile werde er sich gerne engagieren. 

Das Jubiläum an sich sei ein durchaus denk- und feierwürdiges Ereignis, findet der 32-jährige Mathematikstudent Tobias Göring: „Grundsätzlich kann man ja alle Vierteljahrhunderte eine Feierstunde machen, gar kein Problem.“ 
Mit einem kühlen Bier und vielleicht einem Quäntchen Stolz auf 625 Jahre Universität Heidelberg anzustoßen sollte schon nicht ganz verkehrt sein.

von Christine Buch, Michael Madry und Mona Müller
   

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