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 Feuilleton
27.06.2011

Kultur made in Heidelberg

Das Seminar zu den Literaturtagen zeigt, wie es geht

Bereits seit 17 Jahren finden in Heidelberg die Literaturtage statt. Was alles zur Organisation dieses Festivals gehört, erfahren kĂĽnftige Kultur­experten im Literaturseminar von Manfred Metzner, dem Leiter des Heidelberger Verlags „Das Wunderhorn“. 

„Na, was war letzte Woche so los? Welche Filme haben sie gesehen? Lesen sie gerade ein Buch?“ Manfred Metzner blickt aufgeschlossen in die Runde seiner Seminargruppe. An der Germanistik gibt er jedes Jahr eine Einführung in den Literaturbetrieb. Als Wunderhorn-Verleger und Intendant der Heidelberger Literaturtage, eines der 15 Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar, kennt er sich auf diesem Gebiet natürlich bestens aus.

Zu Beginn lernen die Studierenden wie ein Buch verlegt wird. Dazu zählt das Schreiben von Rezensionen und werbewirksamen Klappentexten. Danach erklärt Metzner die Planung und DurchfĂĽhrung des Festivals. Angefangen bei der Sponsoren-Suche bis hin zur Verköstigung der Festivalbesucher. AnschlieĂźend bespricht er einige Werke der eingeladenen Autoren. 

Auf den Literaturtagen begeistern in diesem Jahre neben illustren Gästen wie Claude Lanzmann oder Daniel Pennac vor allem zwei deutschsprachige Jungautoren. Marcel Maas spurtet im leichten Stakkato durch sein Prosa-Set „Play.Repeat“. Die Bachmann-Preisträgerin Dorothee Elmiger liest dagegen bedächtiger aus ihrem Roman „Einladung an die Waghalsigen“. 

Irgendwo inmitten des Publikums finden wir auch unsere Seminargruppe, die Fragen fĂĽr die Diskussionen nach den Lesungen bereithält. Es ist ein wahrlicher Gourmet-Gemischtwarenladen. Ă„hnlich wie auf einem maghrebinischen Basar kommt man ins Gespräch oder betrachtet die BĂĽchertische der Verlage, Kulturinstitutionen, Buchhandlungen und BĂĽchereien, welche alle gemeinsam die Literaturtage organisieren. 

Das richtige Gespür für den Umgang mit den manchmal kantigen Schriftsteller-Persönlichkeiten hinter den Kulissen bekommt man in dieser kurzen Zeit allerdings nicht. „Dazu gehört viel Erfahrung, und auch die ein oder andere disharmonische Begegnung“, berichtet Metzner mit ironischem Unterton.

Die Studierenden sind begeistert. „Meine Teilnahme geht über den bloßen Scheinerwerb hinaus“, meint eine Teilnehmerin der Veranstaltung. „Im Gegensatz zum sonst eher trockenen Unialltag, bekomme ich hier einen anschaulichen Einblick in das weite Feld des Kultur- und Literaturmanagements, wo es mich beruflich auch hinzieht.“

Neben Fachwissen erfahren angehende Kulturvermittler auch wertvolle Informationen über die heimische Szene. So wird gemunkelt, dass Heidelberg bald ein Literaturhaus bekommen soll. Solch eine Institution böte genügend Raum für regelmäßige Lesungen und die Beherbergung einer handverlesenen Bibliothek sowie von jungen Schriftstellerstipendiaten. Dieser Ort wäre ein idealer Treffpunkt für alle Literaturfreunde der Region und darüber hinaus.

Zum Schluss rundet Metzner gerne eine Stunde mit der Lesung eigener Texte ab. Zum Beispiel aus dem Buch „Beat Stories“, einem literarischen Trip deutschsprachiger Gegenwartsautoren in die „wild wild Sixties“, als Musik noch mehr in Gang setzte, als den samstagabendlichen Hüftschwung.

Im Sommersemester 2012 bietet Manfred Metzner seine „Übung zu den Heidelberger Literaturtagen: LektĂĽre – Literaturjournalismus – Literaturbetrieb“ wieder an. 

von Anne-Kathrin Glaser
   

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