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 Movies
29.06.2011

Beginners

4 von 4 Rupis - Ein StĂŒck Filmkunst

Eine raffinierte Regie, interessante Charaktere und eine klischeefreie Handlung versprechen anspruchsvolle Unterhaltung. Trotz einiger LĂ€ngen offenbart „Beginners“ eine Unbeschwertheit, wie man sie lĂ€nger nicht mehr gesehen hat. 

Der 75-jĂ€hrige Hal (Christopher Plummer) gibt nach dem Tod seiner Ehefrau ein Geheimnis preis. Zeit seines Lebens ist er homosexuell und lebt diese unterdrĂŒckte Leidenschaft nun endlich frei aus. Sein Sohn Oliver (Ewan McGregor) muss nach dieser ĂŒberraschenden EnthĂŒllung verkraften, dass bei seinem Vater Lungenkrebs diagnostiziert wird. Erst durch diese einschlĂ€gigen Ereignisse lernt er seinen Vater wahrhaftig kennen – und findet schließlich auch zu sich selbst.

Mike Mills Drama „Beginners“ ist auf der einen Seite eine moderne Vater-Sohn-Geschichte, gleichzeitig aber eine gewitzte Hommage an das Leben und die Liebe auf der anderen. In RĂŒckblenden wird die sich intensivierende Bindung zwischen Oliver und Hal dargestellt. Parallel hierzu beschĂ€ftigt sich der zweite ErzĂ€hlstrang mit der Liebesbeziehung zwischen der Schauspielerin Anna (MĂ©lanie Laurent) und Oliver, welche genau zu dem Zeitpunkt einsetzt, an dem Olivers Vater stirbt. Hal lebt seinem Sohn in den letzten ZĂŒgen seines Lebens vor, dass ein rein vernunftgeleitetes Leben nicht erfĂŒllend sein kann. Samt Jack-Russel-Terrier Arthur unternimmt Oliver nach Depression und Einsamkeit einen weiteren Versuch, glĂŒcklich zu werden. Dabei besinnt er sich auf die wichtigste Erkenntnis, die er von seinem Vater gewonnen hat.

Der kalifornische Regisseur widmet den Film seinem eigenen Vater, auf dessen Leben die Geschichte von „Beginners“ beruht. Dieser autobiographische Hintergrund durchleuchtet den Film in ungeheurem Maße: „Beginners“ ist keine sentimentale Romanze ohne Tiefgang, die sich an Klischees bedient. Vielmehr skizziert der Film drei interessante Charaktere, die allesamt an unterschiedlichen Punkten ihres Lebens einen Neuanfang wagen und dadurch vielleicht das erste Mal erfahren, was GlĂŒcklichsein bedeutet. Dem Film ist der Anspruch anzusehen, mehr als Unterhaltung sein zu wollen.

Raffinierte Fotomontagen, ein intimer ErzĂ€hlstil und nicht zuletzt das zurĂŒckhaltende Spiel von McGregor und Laurent machen diesen Film ĂŒberaus sehenswert. Mills‘ „Beginners“ offenbart eine Unbeschwertheit, wie man sie in diesem Genre lĂ€nger nicht gesehen hat. Trotz einiger leicht zu verzeihenden LĂ€ngen liefert der ehemalige Werbefilmer mit dieser Regiearbeit ein lakonisches, niemals anmaßend wirkendes, selbstironisches und ehrliches StĂŒck Filmkunst. Den Namen Mills wird man in Zukunft noch öfter hören. 

von Michael Madry
   

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