Dies ist ein Archiv der ruprecht-Webseiten, wie sie bis zum 12.10.2013 bestanden. Die aktuelle Seite findet sich auf https://www.ruprecht.de

ruprecht-Logo Banner
ruprecht/Schlagloch-doppelkeks-Jubiläum
Am 13.10. feiern wir 25 Jahre ruprecht/Schlagloch und 10 Jahre doppelkeks [...mehr]
ruprecht auf Facebook
Der aktuelle ruprecht
ruprecht vor 10 Jahren
Andere Studizeitungen
ruprechts Liste von Studierendenzeitungen im deutschsprachigen Raum
ruprecht-RSS
ruprecht-Nachrichten per RSS-Feed
 Wissenschaft
29.05.2011

Werte sind ausschlaggebend

Heidelberger Studie zeigt, warum MĂ€nner gewaltbereiter sind als Frauen

Der Kriminologe Dieter Hermann hat eine Studie ĂŒber die Unterschiede der Geschlechter bei GewaltkriminalitĂ€t durchgefĂŒhrt: Da Frauen im Gegensatz zu MĂ€nnern eher ihren Wertvorstellungen folgen, seien sie weniger gewaltbereit. 

„Frauen lehnen Gewalt meist ab, weil sie eher idealistischen MaßstĂ€ben folgen“, so lautet das Ergebnis einer Untersuchung ĂŒber Geschlechterunterschiede in GewaltkriminalitĂ€t. Diese fand 2009 unter der Leitung von Dieter Hermann am Institut fĂŒr Kriminologie der UniversitĂ€t statt. Gewaltbereitschaft und -kriminalitĂ€t sind der Untersuchung zufolge viel mehr in der Geschlechterrolle als in der Geschlechterzugehörigkeit verankert.

Die Tatsache, dass Frauen weniger dazu neigen, Gewalt auszuĂŒben, ist bereits wissenschaftlich erwiesen. Den Heidelberger Kriminologen interessierte vielmehr, warum es solche geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt. Zu diesem Thema ließ er deshalb vor zwei Jahren 1600 zufĂ€llig ausgewĂ€hlte MĂ€nner und Frauen aus Heidelberg im Alter von 14 bis 70 Jahren befragen.

Bereits 1998 hatte Hermann eine Ă€hnliche Studie zum Thema „Geschlechterunterschiede und Akzeptanz von Gewalt“ durchgefĂŒhrt. „Damals lag der Schwerpunkt noch auf der Frage, inwieweit die Faktoren Delinquenz, Werteorientierung und Normakzeptanz zusammenhĂ€ngen“, so der Kriminologe. „Ziel der letzten Untersuchung hingegen war es herauszufinden, welche Vermittlungsmechanismen zwischen Biologie und Verhalten erkennbar sind.“

Das Ergebnis der aktuellen Studie zeigt, dass die Tendenz zu Gewalt weniger in der biologischen Ausstattung verankert ist als in der sozialen Rolle von MĂ€nnern und Frauen. Daran seien auch die Wertvorstellungen gekoppelt, die Frauen wichtiger sind als MĂ€nnern.

Der Heidelberger Wissenschaftler unterscheidet zwischen vier unterschiedlichen Wertekategorien: „Die religiösen MaßstĂ€be gelten als Werte erster Ordnung, wovon sich die MaßstĂ€be im idealistischen, im hedonistisch-materialistischen und posttraditionalen Bereich ableiten. Wer idealistisch veranlagt ist, verhĂ€lt sich beispielsweise besonders umweltbewusst. Hedonistische und materialistische MaßstĂ€be stellen unter anderem das Streben nach einem vergnĂŒgungsreichen Leben dar. Von posttraditionalen Werten leiten sich meist CharakterzĂŒge wie Fleiß und Ehrgeiz ab.“

Die religiösen Werte – unabhĂ€ngig davon, um welchen Glauben es sich handelt – wĂŒrden einem Menschen in frĂŒhester Kindheit vermittelt. „Deshalb sind sie Werte erster Ordnung,“ so Hermann. Erst spĂ€ter beginne der Mensch, auch andere Wertekategorien in Betracht zu ziehen.

Laut Befragungsergebnissen prĂ€ferieren Frauen vor allem aber die idealistischen Wertvorstellungen eher als MĂ€nner. „Menschen, die diese ernst nehmen, akzeptieren darum auch Gewalt verbietende Rechtsnormen und lehnen aus diesem Grund Gewalt eher ab als solche, fĂŒr die Wertvorstellungen weniger Bedeutung haben“, schließt der Kriminologe.

Zur ersten Gruppe gehörten meist Frauen und zur zweiten eher MĂ€nner. Dabei unterscheidet Hermann zwischen zwei Arten der Gewalt: „MĂ€nner tendieren stĂ€rker dazu, ihre Aggressionen gegen andere einzusetzen. Frauen hingegen richten diese gegen sich selbst, und zwar durch selbstverletzendes Verhalten wie etwa das ‚Ritzen‘.“

von Corinna Lenz
   

Archiv Wissenschaft 2022 | 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004